Ausstellung Magdeburger Galerie zeigt Werke von Reinhard Rex und Benjamin Borisch
Der Fotograf Benjamin Borisch und der Maler Reinhard Rex zeigen in der Magdeburger Galerie Himmelreich ihre Arbeiten.
Magdeburg - Den Titel „Nachen“ haben die Magdeburger Künstler Reinhard Rex und Benjamin Borisch für ihre gemeinsame Ausstellung gewählt, die jetzt in der Magdeburger Galerie Himmelreich eröffnet wurde.
Mit ihrer Präsentation schließen die beiden an eine Ausstellung vor sechs Jahren im MDR-Funkhaus an. „Für mich war das Zusammengehen damals ein gelungenes Experiment. Unser unterschiedliches Herangehen passte zusammen, eröffnete Sichten, die aus dem Zufall heraus entstehen“, sagt der Maler, Grafiker und Objektkünstler Reinhard Rex. Während Benjamin Borisch den Einfluss des Menschen auf die Umwelt erfasse, ohne ihn ins Bild zu bringen, dürfe bei ihm das figürliche nur selten fehlen, räumt er ein.
Zwei Künstler eine Ausstellung
Der Titel der Schau bezieht sich im übertragenen Sinne auf den Begriff Nachen, der ursprünglich einen Einbaum, einen kompakten und flachen Kahn, meint. Östlich der Elbe fand er auch Verwendung. Und der stets fließende Strom spielt eine Rolle bei den Arbeiten des Malers und des Fotografen, wenn manchmal auch nur im übertragenen Sinne.
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Borisch suchte seine Motive der Bilder auf Abrissflächen im Magdeburger Hafen. Zerfall und Rückbau, um Platz für Neues zu machen, prägen seine Sichten.
Schnörkellos und nahezu dokumentarisch erfasst er das Gesehene, da wird ungeschönt abgelichtet. „Die gefundenen schrittweisen Defragmentierungen der vorgefundenen Bausubstanz führen zu optisch bizarren Formen. Es lassen sich dort Spuren einstiger menschlicher Anwesenheit finden“, bringt es der Bildautor auf den Punkt. Er studierte zwischen 1993 und 2001 erst an der Bauhaus Universität Weimar und dann an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig.
Bei Rex stand nach der Schulzeit ein Studium des Anlagenbaus auf der Agenda. Die Arbeit beim VEB Entstaubungstechnik Edgar Andre – damals ging es am Reißbrett um grade Linien und exakte Konstruktionen – war auf Dauer nicht sein Ding. So fiel die Entscheidung für ein Studium an der Halleschen Burg Giebichenstein. Nach fünf Jahren und dem erfolgreichen Abschluss war 1990 klar, dass er freiberuflich tätig sein wollte.
Die Wende mit ihren neuen Möglichkeiten mag diesen Wunsch beflügelt haben. Der unruhige Geist sieht sich als Elbwanderer, fühlt sich mit dem Fluss verbunden, braucht ihn. Von seinem Geburtsort, der Lutherstadt Wittenberg, führte es ihn nach Magdeburg und vor mehr als 20 Jahren in die Altmark auf den Rosenhof nahe Havelberg. Von dort aus ist er unterwegs, unterrichtet an Schulen Mädchen und Jungen im Fach Kunst. Es schafft Befriedigung, eigenes Wissen weiterzugeben, sagt Rex. Im Gespräch spürt man, es geht ihm weniger um die wirtschaftliche Sicherheit, die eine solche Lehrtätigkeit verschafft.
Kasperltheater im Himmelreich
Der Getriebene, die Bezeichnung trifft wohl zu, kann ohne eigenes Schaffen kaum sein, bei dem ihn „das Kunstmarktschöne“ allein nicht interessiert. Grundlage vieler Arbeiten sind vorgefundene Materialien aus dem Wald, vom Flussufer, von einem Abbruchgrundstück. Das Morbide spielt dabei eine Rolle, seine Wandlung in überraschende Objekte. Oft gibt es keinen konkreten Plan dafür, die „Tücke des Objekts“ bestimmt oft den Weg. Das „Alte Paar“ in der aktuellen Ausstellung steht dafür beispielhaft wie auch „Alles Kasperltheater“. Letzteres zeigt auch den Spaß am augenzwinkernden Fabulieren, wenn der grob geschnitzte Kopf einer Puppenspielfigur auf einem Konstrukt aus alten Hölzern - ein Fuß ist zu entdecken – thront und nach genauer Betrachtung ruft.
Die Acrylarbeiten dagegen sind oft schemenhaft mit expressiver Farbigkeit, bleiben aber der Suche nach dem Figürlichen treu. Bei den Holzschnitten kann der Betrachter sicher sein, dass das Ausgangsmaterial für den Druck bei Rex garantiert ein zweites oder gar drittes Leben fand. Eine ausrangierte Tür, ein verrotteter Fensterflügel oder eine scheinbar nutzlos gewordene Bootsplanke stecken vielleicht dahinter. Was spielerisch erscheint, lässt Ernsthaftigkeit keinesfalls vermissen, erzählt auf jeden Fall Geschichten.
„Nachen II“ ist bis zum 15. September in der Galerie Himmelreich, Breiter Weg 213b/Ecke Danzstraße, zu sehen. Die Öffnungszeiten sind: Dienstag bis Freitag von 11 bis 17 Uhr und Sonnabend von 11 bis 13 Uhr.