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Außergewöhnliches Hobby Magdeburger Geschäftsmann zeigt historischen Mähdrescher

Der Magdeburger Marco Ehmann hat sich einen großen Traum erfüllt. Er ist seit vergangenem Jahr stolzer Besitzer eines knapp 40 Jahre alten Mähdreschers. Wann es zu der Leidenschaft kam, was er damit anstellt und wie ihm das Gefährt bei der Stressbewältigung hilft.

Von Lena Bellon 08.07.2023, 03:30
Marco Ehmann hat sich mit dem Mähdrescher „Claas Dominator 38“ aus dem Baujahr 1985 einen Traum erfüllt. In Magdeburg kommt das Duo auf einem Feld zum Einsatz.
Marco Ehmann hat sich mit dem Mähdrescher „Claas Dominator 38“ aus dem Baujahr 1985 einen Traum erfüllt. In Magdeburg kommt das Duo auf einem Feld zum Einsatz. Lena Bellon

Magdeburg - „Typen wie ich spielen eigentlich Golf“, sagt Marco Ehmann und schaut stolz auf seinen grünen Mähdrescher. Ein Claas Dominator 38, Baujahr 1985, 75 PS. „Aber ich habe mir eben damit einen großen Traum erfüllt.“ Der 51-Jährige ist eigentlich in der Versicherungsbranche tätig, ist Geschäftsführer bei einer Firma in Bielefeld. Für die Liebe sei er nach Magdeburg gezogen, lebt in Beyendorf-Sohlen mit seiner Frau und hat zwei Kindern.

Im vergangenen Jahr hat er dann für historischen Zuwachs gesorgt: „Ich bin als Kind auf einem Hof in Ostwestfalen aufgewachsen und habe meine Liebe zur Landwirtschaft nie verloren. Ich mochte auch Traktorfahren und die vielen Tiere, aber der Mähdrescher war für mich immer ein besonderer Höhepunkt.“

Nach einem Jahr Suche habe er sich das Gefährt dann „gegönnt.“ Dafür hat er 8000 Euro bezahlt. Dazu kamen Reparaturkosten von rund 2000 Euro. Zusammen mit einem Freund habe er einige Stunden und Nerven investiert, um den Mähdrescher fit zu machen.

Felder in Magdeburg dreschen

Ein befreundeter Bauer in Beyendorf-Sohlen bietet ihm einen Stellplatz für seinen Mähdrescher und einen Traktor, den er schon eine Weile länger besitzt. „Den Traktor haben wir sogar auch ganz praktisch bei unserem Hausbau eingesetzt“, erzählt Marco Ehmann. „Damit konnten wir Steine transportieren oder auch Grünschnitt von der Gartenarbeit.“

Trotz des praktischen Aspekts wird er bei seinen Geräten auch zum Romantiker: „Meine Frau und ich machen auch manchmal Ausflüge. Dann nehmen wir uns was zu trinken mit und genießen die Aussicht.“ Auf der Kiste des Traktors könnte man sogar einen kleinen Grill mitnehmen. Auch wenn aus der Familie und seinem Bekanntenkreis niemand seine außergewöhnliche Leidenschaft teilt, seien doch alle Unterstützer: „Wenn sie mal mit auf dem Feld oder dem Drescher waren, liegen danach auch alle gerne wieder auf der Liege.“

Mit dem Mähdrescher auf der Straße fahren

Nur für die netten Ausflüge hat er jedoch nicht die 10 000 Euro investiert. Heute feiern der Geschäftsführer und sein Mähdrescher nämlich eine Premiere: „Hobbymäßig werde ich für einen Bauern 1,5 Hektar Gerste dreschen. Die Saison startet jetzt und dauert etwa sechs bis acht Wochen.“ Das sei sein Ausgleich zur Arbeit, dem Pendeln nach Bielefeld und dem Stress, den das Leben mit sich bringt: „Da bekomme ich den Kopf frei, das ist meine Leidenschaft.“

Da sein Schneidwerk nur knapp drei Meter lang ist, darf er ganz normal auf der Straße fahren. Aber nicht nur das unterscheidet sein „Schätzchen“ von den modernen Geräten: „Mittlerweile läuft alles voll autonom, es gibt eine Klimaanlage in den Kabinen und die Schneidwerke sind fünf- bis sechsfach so lang.“ Er habe sich jedoch bewusste für genau das Modell entschieden, das er früher als kleiner Junge schon so faszinierend fand.

Historischer Wagen bevorzugt

„Wenn ich in einem klimatisierten Wagen mit Display fahren will, kann ich mich in meinen Dienstwagen setzen“, sagt Ehmann, während er demonstriert, wie die Leiter noch mit einem Seil nach oben gezogen wird. Damit würde er oft die Blicke auf sich ziehen, wenn er über die Straßen fährt oder an der Tankstelle anhält – das würde immer eine große Neugier bei den Mitmenschen wecken. Der Claas Dominator 38 sei laut des Wahl-Magdeburgers eine Seltenheit. Daher stellt er dieses Jahr auch zum ersten Mal bei dem Erntedankfest im Magdeburger Elbauenpark und in Beyendorf-Sohlen aus. „Oft haben Sammler die ganz alte Landwirtschaftstechnik oder die ganz modernen Mähdrescher. Aber so einen gibt es nur selten“, erklärt er.

Deshalb würde er auch nicht auf die Idee kommen, den Mähdrescher jemals wieder zu verkaufen. Der würde auch seinen Wert nicht groß verändern, daher wolle er ihn irgendwann mal vererben.