Theater im Stadtteil Magdeburger Kiez-Krimi: Buckauer klären Mordserie auf der Bühne auf
Ein Regisseur aus Brandenburg an der Havel strandet ungeplant in Buckau. Er lernt einige Anwohner kennen und gründet spontan eine Kiez-Theatergruppe, die in einer Krimi-Komödie zu einer Mordserie ermittelt.
Magdeburg - In Buckau muss eine Mordserie aufgeklärt werden. Die Opfer: allesamt Männer. Etliche Frauen machen sich verdächtig. Spielt Eifersucht eine Rolle? Oder gar Misandrie, Männerhass?
Die Buckauer ermitteln in diesem Fall selbst und Magdeburg kann zuschauen. Im kommenden Jahr bringt die Buckauer Kiezbühne die Suche nach dem Mörder auf die Bühne. Zwölf Akteure, allesamt Anwohner, inszenieren eine Stadtteil-Krimi-Komödie. Regie führt dabei Ilja Hübner – ein Profi im Laientheater.
Der 58-Jährige aus Brandenburg an der Havel hat dem professionellen Theater vor 15 Jahren den Rücken gekehrt und sich dem Laientheater zugewandt. „Weil es hier nicht um Politik, Einschaltquoten oder Geld geht, sondern um Freude“, erklärt er. Professionelles Theater sei ihm nie zur Heimat geworden, sondern irgendwann nur noch Job gewesen. In der Arbeit mit Amateuren hingegen habe er die Freude an der darstellenden Kunst wiedergefunden. Doch wie fand er zu den Buckauer Amateuren?
Besonderes Flair macht neugierig
Mit dem Deutschlandticket erkunde er an freien Tagen gern mal das Land, erzählt er. Und so fuhr er im Frühjahr nach Magdeburg. In Buckau stieg er spontan aus. Bei der Erkundung des Stadtteils habe er das besondere Flair gespürt, erzählt er.
Neugierig, was es mit dem Kiezladen des Buckau e. V. an der Schönebecker Straße auf sich hat, erkundigte er sich im Nachbargeschäft und stieß auf Kathrin Paul. Gemeinsam mit ihrer Tochter Aus dem Gespräch erwuchs die Idee einer Amateurtheatergruppe. Da im Buckauer Kiez beinah jeder jeden kennt, machte das Vorhaben schnell die Runde und fand die ersten Mitspieler. Unter ihnen Kathrin Goldammer.
Die Theaterbühne ist der Buckauerin nicht fremd. Im Kindercafé im Engpass habe sie früher mit einer Elterninitiative Theater gespielt, erzählt sie. Damals seien allerdings Kinder die Zuschauer gewesen. Sie waren gewiss weniger kritisch. Dennoch habe sie Lust, erneut auf die Bühne zu gehen. Nicht zuletzt, weil das Gros der Gruppe aus dem Freundes- und Bekanntenkreis stammt. „Und letztlich können wir es ja. Wir müssen nur über unsere Schatten springen.“
Ähnlich ergeht es Christian Jakob. Auch er hat ein wenig Theatererfahrung. Obgleich diese schon etliche Jahre zurückliegt, habe es ihn einfach gereizt, wieder auf der Bühne zu stehen. Dabei kam er durch Zufall zu seiner Rolle als Kommissar. Im Brewckau, wo er arbeitet, war das neue Kiez-Theater und der Mangel an männlichen Darstellern Tresen-Thema. Gesucht – gefunden. Christian Jakob ist nun neben Uwe Gast einer von zwei männlichen Akteuren.
Ein bisschen Pionierarbeit
Dass Ilja Hübner in Buckau auf Interesse an seinem Projekt stieß, freut ihn sehr. Zwei andere Städte standen für die Gründung einer Laientheatergruppe noch zur Auswahl. In Magdeburg habe das Projekt aber eine schöne Dynamik bekommen, sagt er. „Theater ist immer eine Kollektivgeschichte.“ Und wenn die Menschen gut miteinander können, dann spiegelt sich das auch im Stück und der Zusammenarbeit wider.
Es sei ein bisschen wie Pionierarbeit, etwas neues entstehen zu lassen. Dabei weiß er, dass es im Laientheater eines langen Atems bedarf. „Man muss flexibel sein und Dinge manchmal anpassen.“ Nicht jeder kann immer zu den Proben kommen. Und auch die Texte sitzen mal mehr und mal weniger. „Man muss die Herangehensweise so naiv wie möglich gestalten.“ Aber: „Kein Stress“, sagt er. „Es ist für alle eine Freizeitgestaltung.“ Bei der es ihm wichtig sei, mit den Darstellern auf Augenhöhe zu sein – anders als im professionellen Theater. „Sie waren von Anfang an in den Entstehungsprozess involviert.“
Komödie für die Heiterkeit
Das Stück, eine Krimikomödie, habe Ilja Hübner selbst geschrieben. Mehr als 20 Stücke hat er bereits auf die Bühne gebracht. Dabei spezialisierte er sich auf Komödien. „Das ist aus meiner Lebenshaltung gewachsen. Das Leben ist hammerhart.“ Deshalb bedürfe es an Heiterkeit.
Wann die heitere Buckauer Mordserie Premiere feiert, kann Ilja Hübner noch nicht sagen. Angedacht war im Sommer kommenden Jahres. Inzwischen ist er sich aber sicher, dass seine Kiez-Theatergruppe, viel eher bühnenfest sein wird. Fallen soll der Vorhang erstmals jedenfalls im Volksbad Buckau.