Bühnenmalerei Magdeburger Kunst für den großen Auftritt auf der Bühne
Breit gefächert ist das Feld der Kultur- und Kreativwirtschaft. Zu ihr gehört die Bildende Kunst. In diesem Bereich ist Nicole Küllmei fürs Theater Magdeburg tätig.
Magdeburg - Malerei fürs Theater? Klar – wie sollten sonst die oft riesigen Bilder für die Bühnen im Opernhaus, im Schauspielhaus oder für das Magdeburger Domplatz-Open-Air entstehen? Nicht ohne Grund betreibt das Theater Magdeburg daher in seinen Werkstätten an der Rogätzer Straße sogar einen eigenen Malsaal.
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Dieser hat nun eine neue Chefin. Seit Jahresbeginn ist hier Nicole Küllmei als Nachfolgerin von Michael Kott Vorstand. Für sie ist der Malsaal ein vertrauter Ort, denn schon nach ihrem Abitur Ende der 1990er Jahre ist sie hier tätig. Erst als Praktikantin, nach der Ausbildung in der Bühnenmalerei dann viele Jahre als Mitarbeiterin – jetzt also an erster Stelle. „Aufgrund der Vielzahl an organisatorischen Aufgaben, tritt die Malerei dafür für mich nun ein wenig in den Hintergrund“, sagt sie. Ein Grund, ihren Schritt zu bedauern? Wohl kaum, sie sagt: „Ich habe in den vergangenen Jahren so viel gemalt, dass ich mich nun einmal anderen Herausforderungen etwas intensiver widmen kann.“
Magdeburger Malerei für die Spielzeit
Als Vorstand des Malsaals ist die Magdeburgerin nun die Herrin über eine vergängliche Kunst – egal, ob es um eigene Arbeiten oder die der Kollegen geht. Die Werke werden nämlich speziell für die Inszenierungen angefertigt. Wenn keine Vorstellungen mehr stattfinden, dann ist für die großformatigen Arbeiten kein Platz im Fundus.
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Ob sie das manchmal schmerzt? „Nein, es kribbelt mir kaum einmal in den Fingern, eine der Arbeiten retten zu wollen“, sagt die Bühnenmalerin. Als Erinnerung bleiben ja immer die Fotos von den Inszenierungen – und auch die Erinnerungen an besonders schöne und interessante Arbeiten. Für die vergangene Spielzeit sei dies beispielsweise das Bühnenbild für das Domplatz-Open-Air „Catch me if you can“ gewesen.
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Bei aller Vergänglichkeit ihrer Arbeit: „Inzwischen ist aber deutschlandweit eine Vernetzung im Gange. Es gibt Bestrebungen, sich mehr auszutauschen“, berichtet die Chefin über den Malsaal. Zu wünschen wäre ein Gelingen dieser Idee gleich aus mehreren Beweggründen.
Kooperationen zwischen den Bühnenmalern
Zum einen geht es darum, Rohstoffe zu schonen, weniger Material zu verbrauchen, Energie einzusparen. Zum anderen auch um die Kosten, die so eingespart werden können und womöglich finanzielle Mittel für andere Ideen zum Beispiel aus dem Malsaal zur Verfügung stehen.
Und wie sieht es mit digitalen Lichteffekten auf der Bühne des Theaters aus? Machen die der Bühnenmalerin nicht das Leben schwer, sie in Zukunft womöglich arbeitslos? „Nein, das glaube ich kaum“, sagt Nicole Küllmei. Schon immer waren die Arbeitsweisen, die Techniken, das Material einem steten Wandel unterzogen gewesen. Und ja: Früher seien mehr komplette riesige Kulissen als Malerei gestaltet worden.
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Doch weniger werde die Arbeit trotzdem kaum. „Dies auch vor dem Hintergrund, dass in der Perspektive sicher wie in allen anderen Berufen der Nachwuchs knapp sein wird, sehe ich die digitalen Projektionen doch eher als eine gute Ergänzung zum klassischen Bühnenbild, eine neue Komponente, die mehr Abwechslung und mehr Spannung ermöglicht“, erläutert sie.
Kunst als Familientradition
Apropos Nachwuchs: Wie wird man eigentlich zur Bühnenmalerin? „In meinem Fall ist die kreative Arbeit schon eine Art Familientradition“, sagte die Magdeburgerin. Schon der Großvater hatte ein Maltalent, die Mutter war Plakatmalerin, Schauwerbegestalterin und Dekorateurin.
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Ihrer Arbeit wegen waren der kleinen Nicole Küllmei von früh an die Dekorationsflächen im Magdeburger Centrum Warenhaus besser vertraut als allen anderen Kindern der Stadt. „Schon von Kindesbeinen an hatte ich so den Wunsch, etwas mit Kunst zu machen. Mit vier Jahren wollte ich in den Zoo, um Flamingos zu zeichnen - niemand hat mich dazu gedrängt“, erinnert sie sich.
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Doch kurz vor dem Abitur stellte sich dann die Frage: Wie geht es jetzt weiter? Mit Kunst? Ist das etwas Handfestes? Vielleicht ein Studium des Kunstmanagements? „Ich traute mich nicht so recht“, berichtet Nicole Küllmei. Im Raum stand auch ein Lehramtsstudium. „Da man aber damals meinte, dass Lehrer nicht mehr gebraucht würden, habe ich dann doch den Weg in Richtung Kunst eingeschlagen.“
Erstling in einer völlig neuen Ausbildung
Bei einem Praktikum in den Theaterwerkstätten fiel die junge Magdeburgerin mit ihrem Talent auf. „Als Bühnenmaler arbeitet man oft großflächig. Das liegt sicher nicht jedem“, nennt sie eine Besonderheit ihres Berufs. Ein dicker Band mit Fotos, handschriftlich festgehaltenen Erinnerungen und weiteren Dokumenten aus jener Zeit belegt: Von Beginn an war die künftige Bühnenmalerin in die Vorbereitung der Theaterproduktionen eingebunden.
Unter anderem gibt es aus den Anfangsjahren die Aufnahme von einem als Dekoration angefertigten Weihnachtbaum fürs Märchen des Theaters. Bühnenbildner Toto war so begeistert, dass das Objekt nicht im Hintergrund, sondern im Bühnenmittelpunkt platziert wurde.
Eine Herausforderung seinerzeit nicht zuletzt der Umstand, dass es eine Ausbildung für Bühnenmaler gar nicht gab. Die Ausbildung organisierte damals jedes Theater selbstständig, und eine Vergleichbarkeit wurde dann über Anerkennungen erreicht. Als Berufsschulteil absolvierte Nicole Küllmei vor diesem Hintergrund den Unterricht bei den angehenden Malern und Lackierern – mit Themen, die zum Teil nicht zu ihren Lerninhalten passten.
Ausbildung im Oberstufenzentrum in Berlin
Durch den Kontakt zu Toto wurde Nicole Küllmei jedenfalls auf das Oberstufenzentrum für Farbtechnik und Raumgestaltung in Berlin aufmerksam. Dort wurde seinerzeit die völlig neue Ausbildung für Bühnenmaler und Bühnenplastiker aus der Taufe gehoben – auf die die heutige Chefin des Malsaals dann umschwenkte.
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Dass sie nach deren Abschluss nach Magdeburg zurückkehrte – für sie kaum eine Frage. Hatte sie doch schon in den Jahren zuvor im Theater ihre künftige berufliche Heimat gefunden. Hier freut sie sich in dieser Spielzeit beispielsweise auf die Arbeit an der Kinderoper „Der Wind in den Weiden“ und aufs Musical „Love never dies“ auf dem Domplatz.