1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Magdeburg
  6. >
  7. Heimatgeschichte und Buch schreiben: Magdeburger Rebellin wird in einem Sammelband verewigt

Heimatgeschichte und Buch schreiben Magdeburger Rebellin wird in einem Sammelband verewigt

Magdeburgerin Daria Kinga Majewski schrieb an einem Sammelwerk mit. Welche Persönlichkeit aus der Elbestadt sie dafür begeisterte und was sie an der Stadt liebt.

Von Saskia Lohöfer 06.07.2024, 06:30
Daria Kinga Majewski zeigt das Buch „Unter Frauen“.
Daria Kinga Majewski zeigt das Buch „Unter Frauen“. Foto: Lena Bellon

Magdeburg. - Unter den Titel „Wolkenfäden“ hat die Magdeburgerin als eine von 13 Autorinnen einen Aufsatz im Sammelband „Unter Frauen – Geschichten vom Lesen und Verehren“ verfasst. In dem schrieben die Frauen über Schriftstellerinnen, die sie in ihrem Leben inspirieren. Für Daria Kinga Majewski ist die Begine Mechthild von Magdeburg eine Inspiration.

Die Idee, über die Mechthild aus Magdeburg zu schreiben, schlummerte schon länger in Daria Kinga Majewski. Die 37-jährige Referentin erkennt sich selbst in ihr: „Sie hat Communitybildung gemacht, sie war Sozialarbeiterin und Autorin. Da habe ich mich in ihr wiedergefunden.“

Eine Begine ist eine Frau, die alleine oder in Gemeinschaften ein religiöses Leben außerhalb eines Klosters führte. Mechthild von Magdeburg lebte im Jahre 1212 und schrieb sieben Werke. Zu dieser Zeit konnten Frauen in der Regel weder lesen noch schreiben. Entweder waren sie Ehefrauen oder lebten als Nonnen im Kloster.

Sie habe schon damals jenseits von der Norm gelebt, so Daria Majewski. Sie habe sich gegen Obrigkeiten aufgelehnt und um Rechte gekämpft.

Sehnsucht nach Ahninnen

Auf die Frage, warum ihre Wahl gerade auf die seit 742 Jahren verstorbene Autorin gefallen ist, erklärte sie so: „Diese Sehnsucht nach Geschichte und Vorfahrinnen, danach, dass Dinge eine Bedeutung haben, habe ich nicht nur im Bezug auf trans und queer sein, sondern auch auf Orte.

Für mich ging es um die Beheimatung von Magdeburg, den Ort mit Geschichten zu beleben.“ Sie ist selbst Transfrau und arbeitet als Referatsleiterin für trans-, inter- & nichtbinäre Menschen im Zentrum für sexuelle Gesundheit in Magdeburg. Zudem ist sie noch freiberuflich als Moderatorin tätig.

In vielen Archiven und den Werken der Begine selbst hat Daria Kinga Majewski für ihre Geschichte gelesen. Sie findet, dass Mechthild von Magdeburg für ihre Zeit vielen vorausgeeilt war und dadurch wohl als „unnormale“, als nicht stereotypische Frau galt, wie sie sich auch beschreibt. „Es gab auch schon Menschen vor mir, die meine Erfahrung teilen. Menschen, die mir Rat geben können und an denen ich mich orientieren kann“, beschreibt die Referentin bedacht.

Für Daria Kinga Majewski war bei der Recherche für ihren Artikel interessant, dass Mechthild von Magdeburg schon vor über 700 Jahren schrieb, dass jeder Mensch gleichwertig sei. Das habe die Autorin für ihren Text zusätzlich begeistert.

Stadt Magdeburg hat kreatives Potenzial

Daria Kinga Majewski ist erst vor vier Jahren nach Magdeburg gezogen und liebt ihre neue Wahlheimat. „Ich mag es, wenn Orte ,edgy’ (zu deutsch: ausgefallen) sind. Magdeburg hat Potenzial“, sagt die Autorin.

Ihr gebe es ein Wohlgefühl, in dieser Postostgesellschaft zu leben, da sie selbst durch ihre Familie aus Polen geprägt sei. Sie nehme bestimmte Kreativität hier mehr war als in anderen Großstädten wie Leipzig oder Berlin. „Ich komme mit Menschen in den Austausch, die ich sonst vielleicht nie getroffen hätte“, ergänzt die Referentin.

Besonders ist für sie, dass eine große Frau wie Mechthild von Magdeburg in der Elbestadt aktiv war: „Und die war hier, die Frau war in Magdeburg“, erklärt sie freudig.

Freies Schreiben anstatt queeren Druck

Der Sammelband ist seit gut einem Monat erhältlich. Als eine von 13 Frauen durfte die Magdeburgerin Daria Kinga Majewski über eine Autorin schreiben, die sie inspiriert. Für das tatsächliche Schreiben der Kurzgeschichte benötigte sie nur ungefähr drei Tage, berichtet Daria Majewski.

Besonders glücklich war die Magdeburgerin darüber, dass sie ihre Inspirationsperson selbst wählen konnte und komplett frei in der Gestaltung war. Oft fühle sich Daria Majewski in der Pflicht, über queere Personen zu schreiben und ihnen eine Bühne zu geben.

Queere Menschen fühlen sich in ihrer sexuellen Orientierung oder ihrer sexuellen Identität nicht der „heteronormativen“ Mehrheitsgesellschaft zugehörig. Die Mitarbeit an diesem Projekt habe ihr daher sehr gefallen.

Das nächste Projekt ist schon in Planung: Im Herbst dieses Jahres erscheint ein nächstes Sammelwerk, an dem Daria Kinga Majewski mitgewirkt hat.