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Unterricht Magdeburger Ringen um Schließung der Grundschule Schmeilstraße

Die Magdeburger Verwaltung sieht keine Alternative zur Schließung der Grundschule Schmeilstraße. Jetzt gibt es aus dem Stadtrat weiteren Widerstand.

Von Martin Rieß 15.01.2024, 05:15
Vor einigen Jahren wurde der Schulstandort teilweise saniert.
Vor einigen Jahren wurde der Schulstandort teilweise saniert. Foto: Martin Rieß

Magdeburg - Da das Land Sachsen-Anhalt die Regel geändert hat, hat die Grundschule Schmeilstraße keine Zukunft. Darauf machte Jessica Althaus vom Fachbereich Schule und Sport zuletzt auf der Sitzung des Bauausschusses deutlich: Einzügige Grundschulen sind in den Oberzentren – neben Magdeburg zählen dazu im Bundesland Halle und Dessau-Roßlau – nicht mehr genehmigungsfähig. Und um genau eine solche Schule handelt es sich bei der betroffenen im Schulkomplex auf der Ecke Große Diesdorfer Straße/Schmeilstraße.

Daher sieht der dem Stadtrat am Donnerstag zur Abstimmung vorliegende Schulentwicklungsplan die Schließung der Grundschule vor. Doch weiterer Widerstand zeichnet sich ab. Nachdem nämlich zu diesem Passus in der Planung der Ausschuss für Bildung, Schule und Sport bereits heftig diskutiert hatte, verweigerte nun der Ausschuss für Stadtentwicklung, Bauen und Verkehr sogar seine Unterstützung zu diesem Plan. Das letzte Wort hat der Stadtrat – doch in beiden Ausschüssen wurde der Gegenwind deutlich.

Warum die Schulschließung Magdeburger Stadtteil gefährdet

SPD-Stadtrat Falko Grube machte klar: „Ein Schließung der Grundschule Schmeilstraße ist aus stadtplanerischer Sicht ein Problem. Hier entsteht ein großer, weißer Fleck ohne eine entsprechende Versorgung in einem bevölkerungsstarken Stadtteil.“ Gemeint ist damit Stadtfeld-West, das mit mehr als 14.000 Einwohnern unter anderem in der Hermann-Beims-Siedlung der sechstgrößte Stadtteil in der Landeshauptstadt ist.

Grünen-Stadträtin Madeleine Linke hatte in ihrer Kritik am Vorschlag aus der Stadtverwaltung nicht zuletzt die Beimssiedlung im Blick: „Gerade wenn man sieht, dass die Wobau dort in familiengerechte Wohnungen investiert.“ Künftig werde es zwei Pole mit den Grundschulen Westring an der Wilhelm-Kobelt-Straße und der Grundschule Diesdorf geben, die weit auseinander liegen. Wenn schon nicht an der Schmeilstraße, müsse dazwischen eben noch ein anderer Standort für Stadtfeld-West gefunden werden.

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Denn dass an der Schmeilstraße keine Möglichkeit besteht, kurzerhand einen zweiten Klassenzug am bisherigen Grundschulstandort zu schaffen – daran ließ Jessica Althaus auch im Bauausschuss keinen Zweifel: Dies würde bedeuten, dass die ebenfalls an der Schmeilstraße angesiedelte Gemeinschaftsschule „Oskar Linke“ Räume abgeben müsste, weniger Klassen beschulen könnte und damit in ihrem Bestand gefährdet wäre. Bereits ein Signal habe die Stadtverwaltung vom Land bekommen, dass die Schmeilstraße einzügig auch nicht als Außenstelle einer anderen Grundschule erhalten werden dürfe. Eine entsprechende Idee war bereits in der Diskussion.

Ein Argument für die Position pro Schließung: Lehrer – an denen es im ganzen Land mangelt – könnten nicht zuletzt dadurch die Freude an ihrem Arbeitsplatz verlieren, wenn sie in den kurzen Pausen zwischen den Standorten hin- und herhetzen müssen, beispielsweise, um Vertretungsstunden abzudecken.

Welche Rolle die Schulwege für die Kinder aus dem Magdeburger Stadtteil spielen

Mit einer Rechnung jedenfalls machte im Bauausschuss auch Linken-Stadtrat René Hempel deutlich, warum er die Schließung der Grundschule Schmeilstraße ablehnt: Wenn die Schüler aus Richtung Beimsstraße mit der Straßenbahnlinie 6 zum Westring führen, um dann in Bahnen der Linien 1 oder 5 in Richtung Liebknechtstraße umzusteigen, seien schon jetzt lange Wartezeiten abzusehen. Absehbar seien Zeiten für den Schulweg, die im ländlichen Raum, in einer Großstadt aber mit mehr als 40 Minuten pro Weg nicht akzeptabel seien.

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Das sieht die Stadt anders: Die meisten Schüler an der Schmeilstraße kämen aus der Beimssiedlung. Und die liege im fußläufig erreichbaren Einzugsbereich der Grundschule an der Wilhelm-Kobelt-Straße, die Fahrt mit der Bahn sei also gar nicht notwendig.

CDU-Rat Reinhard Stern verwies auf nicht berücksichtigte Schülerzahlen angesichts des erwarteten Bevölkerungswachstums in Magdeburg. Auch Christian Mertens und Burkhard Moll von der Tierschutzpartei zeigten kein Verständnis für die Schließungspläne, so dass alle im Ausschuss vertretenen Fraktionen die Idee zu einer Schließung ohne Alternative im Viertel ablehnten.