1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Magdeburg
  6. >
  7. Planspiel zur Cannabis-Prävention: Magdeburger Schüler werden zu Kiffer-Profis

Planspiel zur Cannabis-Prävention Magdeburger Schüler werden übers Kiffen aufgeklärt

Bundesweit wurde ein Planspiel entwickelt, das jungen Menschen spielerisch Informationen zu der kürzlich legalisierten Droge vermitteln soll. In Magdeburg wurde das präventive Rollenspiel nun erstmals getestet. Die Kinder erzählen, wo sie schon mit Kiffen in Kontakt gekommen sind.

Von Lena Bellon 19.09.2024, 07:00
Die  Siebtklässler des Magdeburger Editha-Gymnasiums schlüpfen bei dem Cannabis-Planspiel in verschiedene Rollen. Diese Gruppe betrachtet das Thema in der Rolle als Drogenberater. Markus Laurenz (links) und Maja Michael (hinten) betreuen das Projekt.
Die Siebtklässler des Magdeburger Editha-Gymnasiums schlüpfen bei dem Cannabis-Planspiel in verschiedene Rollen. Diese Gruppe betrachtet das Thema in der Rolle als Drogenberater. Markus Laurenz (links) und Maja Michael (hinten) betreuen das Projekt. Foto: Lena Bellon

Magdeburg - Die Polizei, besorgte Eltern, Drogenberaterinnen, Jugendliche, Politiker und der Verein der Kifferfreunde haben sich am Editha-Gymnasium versammelt – zumindest fast. Diese Gruppen waren nämlich Teil eines Planspiels und wurden jeweils von Siebtklässlern repräsentiert. Das Thema: der Umgang mit Cannabis. Dieses Planspiel für Jugendliche wurde vom „Marktplatz der Gesundheit“, einer Plattform für kommunale Gesundheitsprävention, ins Leben gerufen. In Magdeburg wurde es nun zum ersten Mal mit Schülern durchgespielt, wie Markus Laurenz erklärt. Er ist Gründer vom „Marktplatz der Gesundheit“ und bei dem ersten Cannabis-Planspiel am Gymnasium in Magdeburg-Nordwest dabei.

Pro- und Contra-Argumente zu Cannabis finden

Die 12- und 13-Jährigen schlüpfen dabei für einen Tag in eine Rolle. Mit Infos aus Heften, Videos und im Austausch mit den anderen Schülern sollen die jungen Magdeburger sich in ihre Rolle finden, sich verschiedene Argumente überlegen. Am Ende tauschen sie sich über die Ergebnisse aus, die sie in ihrer Rolle erarbeitet haben. Der interaktive Ansatz soll die Informationen nebenbei vermitteln – anders als ein Vortrag es beispielsweise tun würde.

Lesen Sie auch: So steht es um die Cannabis-Clubs in Magdeburg

In verschiedenen Klassen gibt es verschiedene Ergebnisse – jedoch auch Gemeinsamkeiten. „Viele Kinder äußern zum Beispiel, dass sie sich gute Vorbilder wünschen. Wenn sie nicht kiffen sollen, sollten es auch die Eltern nicht tun. Das wird zum Beispiel oft gefordert“, sagt Maja Michael. Sie ist Apothekerin bei der Westernplan Apotheke in Magdeburg und Teil des Projekts. Aber auch eine Entstigmatisierung, anonyme Anlaufstellen und mehr Aufklärung würden die Schüler sich oft wünschen.

Informationen über Cannabis

„Im Vordergrund steht die ausreichende Information über Cannabis, die Folgen und Auswirkungen auf den Körper“, sagt die Apothekerin. „So können sie dann eine fundierte Entscheidung treffen.“ Aufgrund der Legalisierung sei das Thema jetzt besonders aktuell unter den Kindern. In den Gesprächen merke sie, dass Cannabis-Konsum durchaus schon Thema bei einigen Schülern ist.

Aktuelle Studien würden zeigen, dass etwa 22 Prozent der Magdeburger Jugendlichen zwischen 14 und 17 Jahren bereits Erfahrungen mit Cannabis gemacht haben. „Die siebte Klasse ist optimal für die präventive Arbeit. Da haben sie meist schon davon gehört, kommen langsam in die Pubertät und haben aber oft noch keinen intensiven Kontakt damit“, erklärt Markus Laurenz.

Passend dazu: Cannabis im Kleingarten: Magdeburger Gartenfreunde haben klare Haltung

Kiffen vor dem Schulhof in Magdeburg

Dass es im Alter von zwölf Jahren oft schon Kontaktpunkte mit dem Kiffen gibt, bestätigen auch die Schüler selbst. „Man sieht es bei den älteren Schülern, die teilweise vor dem Schulhof kiffen“, erzählt der zwölfjährige Nikolas. Bei dem Planspiel hätte er schon viel über die Regeln gelernt, zum Beispiel wie viele Pflanzen im Haushalt angebaut werden dürfen. Unter den Kids sei das Thema auch seit der Legalisierung präsenter geworden. „Es ist überall in den Nachrichten“, ergänzt die 13-jährige Emily. Dass sie jetzt unterschiedliche Perspektiven einnehmen können, fänden sie spannend.

Der Apothekerin Maja Michael sei vor allem wichtig, auf die gesundheitlichen Auswirkungen aufmerksam zu machen: „Bei jungen, noch nicht ausgereiften Gehirnen kann ein regelmäßiger Konsum Schaden anrichten. Das ist nicht vergleichbar mit Erwachsenen.“ Grundsätzlich fände sie die Entkriminalisierung von Cannabis jedoch richtig, um eine bessere Kontrolle zu ermöglichen und den Schwarzmarkt zu begrenzen.

Projekt weiter in Deutschland ausweiten

Das Planspiel Cannabis steht nun in den Startlöchern und soll an weiteren Schulen zum Einsatz kommen. „Wir wollen das Projekt, gerne in Zusammenarbeit mit der Stadt, weiter in Magdeburg verbreiten“, sagt Maja Michael.

Dass Schulen der richtige Ort dafür sind, findet auch Thomas Dettler. Er ist Geschichts- und Physiklehrer am Editha-Gymnasium und der Klassenleiter einer siebten Klasse. „Diese Art der Aufklärung ist auf jeden Fall lohnenswert. Eine Expertin vor Ort zu haben ist sehr hilfreich. Wir Lehrkräfte können dieses fundierte Wissen nicht immer nachweisen.“ An dem Gymnasium am Lorenzweg gibt es inzwischen zwei Schulsozialarbeiter, die bei diesem Thema oft die erste Anlaufstelle für die Schüler wären.