Stipendium Magdeburger Schülerin erfüllt sich Traum vom Auslandsjahr in Texas
Es ist der Traum vieler Schüler: Ein Jahr im Ausland die Schulbank drücken. Für die Magdeburgerin Johanna Balke geht er mit einem Stipendium in Erfüllung.

Magdeburg - Johanna Balke, Schülerin vom Hegel-Gymnasium in Magdeburg, zählt zu den Glücklichen, die ein Stipendium für ein Auslandsjahr erhalten haben. Für die 15- Jährige geht es in wenigen Wochen mit Hilfe eines Programms des Deutschen Bundestags für ein Jahr in die USA. Die Begeisterung für die große Politik war schon früh bei Johanna geweckt. Nach einem Familien-Besuch im Reichstag sagte sie: „Später will ich Bundeskanzlerin werden.“ Die aktuelle Bundeskanzlerin, Angela Merkel, findet sie „faszinierend“. Wenn es die Zeit zulässt, schaut sich die 15-Jährige die Bundestagsdebatten im Fernsehen an.
Merkel betonte während ihrer bald zu Ende gehenden Amtszeit stets, wie wichtig ihr das transatlantische Bündnis ist. Jetzt kann Johanna auf den Spuren ihres politischen Vorbilds wandeln. Im Rahmen des Auslandsjahrs wird sie auch den US-Kongress in Washington besuchen und bekommt ein Mitglied des Kongresses als Paten an die Seite gestellt.
Die Magdeburgerin hat sich unter 500 Bewerbern für ein Stipendium vom Parlamentarischen-Patenschafts-Programm (PPP) durchgesetzt. Das Angebot ermöglicht es Schülern und jungen Berufstätigen aus beiden Staaten, einmal das jeweils andere Land im Rahmen eines Austauschjahres kennenzulernen. Die Organisation übernimmt der gemeinnützige Verein Experiment e. V.
Die Stipendien werden nach den Wahlkreisen der Bundesrepublik verteilt: In jedem der 299 Wahlkreise wird ein Stipendium vergeben, wie Carola Orti von Havranek von Experiment e. V. erläutert. Im letzten Jahr konnte aufgrund der Corona-Pandemie nur eine abgespeckte, digitale Version des Austauschs stattfinden, in diesem Jahr soll, Stand jetzt, alles wieder normal über die Bühne gehen.
Aufgabe: Für Trump argumentieren
Um ein Stipendium vom PPP zu erhalten, müssen Interessierte viel Geduld mitbringen. Im Mai 2020 hat Johanna ihre Bewerbung abgegeben, fast auf den Tag genau ein Jahr später erfolgte die endgültige Zusage.
Das Auswahlgespräch erfolgte mit 20 anderen Bewerbern über mehrere Stunden in einer Videokonferenz. Dabei wurde das Wissen der Bewerber in Form von Geschichts- und Politiktests abgefragt. Da das Gespräch in der Zeit des US-Wahlkampfes stattfand, mussten die Teilnehmer außerdem aus der Sicht der beiden Kandidaten Donald Trump und Joe Biden debattieren.
„Es war ziemlich schwierig für mich, da ich Pro-Trump-Argumente finden musste. Aber letztendlich habe ich es zum Glück geschafft“, wie Johanna rückblickend erzählt. Nachdem alle Schritte im Bewerbungsprozess erfolgreich durchlaufen wurden, bekommen alle Stipendiaten einen Bundestagsabgeordneten als Paten. In Johannas Fall ist dies Tino Sorge (CDU).
Neben dem politischen Interesse spielt die US-amerikanische Popkultur eine große Rolle im Leben der 15-Jährigen. Dank Streaming-Anbietern wie Netflix findet Hollywood heutzutage noch einfacher den Weg ins heimische Wohnzimmer. Die Reality-Show „The Circle“ ist die aktuelle Lieblingsserie von Johanna. Über die sozialen Netzwerke wie Instagram verfolgt sie das Leben von Popsänger Justin Bieber oder Reality-Star Kylie Jenner.
Gastfamilie im Land der Cowboys
Nach der Zusage für das Stipendium wusste Johanna und ihre Familie aber lange Zeit noch nicht, in welche Gastfamilie und welche High-School es geht. Von Alaska bis Hawaii war alles möglich. Am liebsten wäre die 15- Jährige in die „Sonnenstaaten“ Kalifornien oder Florida gereist. Seit wenigen Tagen haben Johanna und ihre Familie Gewissheit. Es geht in die Heimat der Cowboys, nach San Antonio in Texas. Mit der Wahl kann Johanna auch gut leben. Zur Küste vom Golf von Mexiko sind es nur gut zwei Stunden, für amerikanische Verhältnisse ein Katzensprung. In San Antonio wird sie am Ortsrand bei einem älteren Ehepaar wohnen und die Medina Valley High School vor den Toren der Stadt besuchen.
„Als ich von der Nachricht erfuhr, war ich total glücklich. Nach all dem Warten konnte ich es nicht fassen und rief sofort alle meine Freunde und die Familie an, um ihnen davon zu berichten“, erinnert sich Johanna an den Moment, als sie von der Gastfamilie erfuhr. Beim ersten Gespräch mit der Gastmutter musste sie sich erst mal an den starken texanischen Dialekt gewöhnen. Nachdem die kleine Sprachhürde genommen war, ist Johanna aber sehr zufrieden mit ihrer Gastfamilie.
Neben dem politischen Interesse spielt Sport in Johannas Leben eine große Rolle. In Magdeburg ist sie für den SSV Besiegdas in der Fußballabteilung aktiv. Als Fan unterstützt sie den FC Barcelona. In den USA hofft sie, dass sie sowohl aktiv als auch als Zuschauerin Baseball kennenlernt. Und sie hat Glück: Ihr Gastvater ist großer Baseballfan.