Volksstimme-Serie Magdeburger Straßennamen: Die Straße ins Bermuda-Dreieck
In der Serie zu Magdeburger Straßennamen beleuchten wir heute die Warschauer Straße.
Magdeburg. - Rechtsabbieger von der Dodendorfer Straße in Richtung Warschauer Straße laufen bei schlechtem Wetter und Dunkelheit Gefahr, mit dem Auto im Buckauer Bermuda-Dreieck zu versinken – so jedenfalls bewerten Leser die Gleis-Misere vor der Eisenbahnbrücke am Buckauer Bahnhof. Gehäufte Fahrten in den Gleisbereich sind hier Folgeerscheinung der (Wieder-)Herstellung der Straßenbahn-Ost-Westverbindung zwischen Stadtfeld-Sudenburg-Leipziger und Schönebecker Straße bis in die Innenstadt. Die Millioneninvestition für den Gleisbau in der Warschauer Straße bildete den im Dezember 2020 eröffneten letzten Abschnitt dieser Verbindung. Die rund einen halben Kilometer lange Warschauer Straße erhielt laut Stadtarchiv 1951 den Namen der polnischen Hauptstadt.
Im Unesco-Welterbe
Mit rund 1,8 Millionen Einwohnern und 500 Quadratkilometern Fläche ist sie die größte Metropole des Nachbarlandes mit wechselvoller Geschichte. Nach dem Warschauer Aufstand der Polnischen Heimatarmee gegen die deutsche Besatzungsmacht 1944 wurde die Stadt fast vollständig zerstört. Als Folge des Zweiten Weltkrieges gehörte Polen zum Ostblock und war Bestandteil des Warschauer Pakts, so wurde das 1955 gegründete militärische Bündnis unter der Führung der Sowjetunion genannt.
Die Altstadt von Warschau und das Königsschloss wurden nach dem Krieg wieder aufgebaut. Seit 1980 gehören sie zum Unesco-Weltkulturerbe. Stadt und Menschen strahlen den Charme des östlichen Europas aus, loben Touristen. Vor 1951 trug die heutige Warschauer Straße Auskünften des Stadtarchivs zufolge den Namen Kurt Sorge (1855-1928). Es handelte sich um einen vielfach in Magdeburg tätigen Industriellen. Von 1920 bis 1928 gehörte Sorge dem Reichstag der Weimarer Republik an. Die Warschauer Straße ist positiv durch das europaweit ausstrahlende Renommee der 1958 gegründeten Magdeburger Puppenbühne bekannt geworden.
Bekannt durch Puppenvilla
Zugelegt bei der innerstädtischen Popularität hat sie mit der Eröffnung ihrer „villa p“. Im denkmalgeschützten sanierten Rayonhaus von 1884 wird mit mehr als 1.000 Puppen und Objekten die größte öffentliche Figurenspielsammlung Mitteldeutschlands gezeigt.
Problematischer dagegen präsentiert sich mit dem nahen Buckauer Bahnhof mit der Zugverbindung Magdeburg-Leipzig und Magdeburg-Thale ein weiteres Denkmal in der Straße. Bei Eröffnung 1928 einer der modernsten Bahnhöfe Deutschlands, steht er seit Jahren wegen seines Zustands in der Kritik.
Quellen: Städtische Ämter/Fachbereiche Vermessung, Mobilität/städtische Infrastruktur, Statistik, Stadtarchiv; Wikipedia; Brockhaus, 30-bd. Ausgabe 1992; Archiv Autor.