Begegnungsort für Jung und Alt Magdeburger Theaterkiste baut ein neues Kulturzentrum
Die Theaterkiste begleitet die Magdeburger schon 30 Jahre. Jetzt geht der Verein neue Wege und wagt den Schritt zum eigenen Kulturzentrum.
Magdeburg - 17 Jahre soll das Erdgeschoss in der Babelsberger Straße 9 in Magdeburg leer gestanden haben. Nun bringt die Theaterkiste Leben in die unansehnlichen Räume. Ihre Herzensangelegenheit sei es, einen Kultur- und Begegnungsort in Ostelbien zu schaffen, meint Vorstandsmitglied und Pressesprecherin Janett Stieghahn.
Die Familie verbringt hier aktuell ihre Vormittage: die Böden müssen gelegt, die Wände gemalert und eine Bühne gebaut werden. Das Viertel sei reich an Kitas, Schulen, Seniorenheimen und damit ein passender Ort für das intergenerative Konzept, das die Stieghahns „sich auf die Fahne geschrieben haben“.
Magdeburger Theaterkiste: Premiere in der Burger Stadthalle
Bei einem Familiennachmittag hätten sie 17 Namensvorschläge für das Projekt gesammelt und dann die Familienhündin Marley wählen lassen. Die Eröffnung des „Guck mal!“ sei für November geplant. Es wären ja bereits Einladungen zur 30. Jubiläumsfeier am 17. November im neuen Raum verschickt worden. Hier werde es Platz geben für Stammtische, Lesungen, Theaterproben, soziale Projekte wie Nachhilfe, sogar ein Wochenend-Popcorn-Kino für Kinder, wie in der DDR.
Nach dem Abschied von dem Alten Theater fanden sich die Schauspieler für einige Monate im Wohnzimmer der Stieghahns wieder. 15 Jahre fast waren die drei Kellerräume des Alten Theaters in der Tessenowstraße ihr Zuhause. Ende Juni 2022 mussten sie ihre alte Heimstätte mit Bühne, Proben- und Lagerraum im Alten Theater in der Tessenowstraße verlassen. Der langjährige Vertrag wurde ihnen gekündigt.
Im Wohnzimmer also begannen die Proben des neuen Stücks „Mutter, Vater, Rock’n’Roll“, das im September auf die Bühne kommt. Sven Bersiner, Vater eines Mitspielers, habe es selbst geschrieben. Das Stück spiele 1956 und handele von einem Vater-Tochter-Konflikt und der ersten Liebe. Die Uraufführung soll am 23. und 24. September in der Stadthalle Burg stattfinden. Bezahlbare Auftrittsorte in Magdeburg seien schwer zu finden. Seit einem Monat bezieht die Theaterkiste Proberäume von der Magdeburger Wohnungsbaugenossenschaft von 1893 in der Dessauer Straße.
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Die Stieghahns führen das Theater ehrenamtlich und sind auf Fördermittel und Spenden angewiesen. Janett Stieghahn arbeitet hauptberuflich als Leiterin einer Erziehungsfachstelle und Oliver Stieghahn ist Theaterpädagoge. Der einzige Unterschied zwischen Amateur- und professionellem Theater sei, dass Amateure nicht davon leben müssen. Die Ansprüche seien aber die gleichen.
Thomas Stieghahn, studierter Amateurtheater-Leiter, teilt sich die Führung mit seiner Familie, Ehefrau Ute, Sohn Oliver und Schwiegertochter Janett, die ihren Schwiegervater gerne „Vati“ nennt. In der Theaterkiste proben aktuell 15 Erwachsene und neun Kinder, von sechs bis 71 Jahren. Ihr Spezialgebiet sind die Märchen der Gebrüder Grimm, die sie bewusst nah am Original belassen, aber die Texte selbst schreiben. Zur Weihnachtszeit sei „Räuber Hotzenplotz“ in der Stadthalle Burg geplant.
Es gibt auch Möglichkeiten, in kleineren Gruppen, wie den „Theatergören“, für Kinder von sechs bis zwölf, oder dem Impro-Theater zu spielen. Die Stieghahns freuen sich über neue Gesichter, die gerne mal bei den Proben schnuppern können.