Tierpark Magdeburger Zoo setzt auf Wachstum
2018 will der Magdeburger Zoo mehrere ambitionierte Projekte auf den Weg bringen.
Magdeburg l Drei neue Elefanten, Schimpansenzuwachs, ein Bildungszentrum und Planungen für ein Aquarium: Der Magdeburger Zoo will 2018 einen weiteren Entwicklungssprung machen. Zoochef Kai Perret stellt die ambitionierten Pläne vor.
Wenn Sturmtief „Paul“ dem Zoo nicht mitten im Sommer die Besucherzahlen „verhagelt“ hätte, „dann hätten wir bestimmt die 400.000er Marke geknackt“, sagte Magdeburgs Zoochef Kai Perret im Volksstimme-Gespräch. So waren es 2017 rund 384.000 Besucher, die gezählt werden konnten. Zum Vergleich: 2016 kamen 355.000 Besucher in den Zoo, 2009 waren es 239.000 Besucher. Dass die Zahlen in den vergangenen acht Jahren kontinuierlich angestiegen sind, führt Perret auf die erfolgreiche Modernisierung des Zoos zurück. Im vergangenen Jahr habe der Zoo mit der Eröffnung der neuen Dickhäuteranlage „Africambo II“ wieder einen deutlichen Schritt in Richtung Erlebnis-Tierpark gemacht. „Dass die eigentlich geplante Ansiedlung von neuen Elefanten in der Anlage 2017 nichts geworden ist, bedauern wir zwar, allerdings werden wir diesen Rückstand 2018 aufholen“, sagt der Zoochef. Vier neue Elefanten werden in diesem Jahr nach Magdeburg kommen, der erste bereits Ende Februar. Einen Elefanten bekommt der Zoo aus dem Tierpark Berlin, einen aus dem Zoo in Wuppertal und einen aus einem belgischen Zoo. „Die Besiedelung von Africambo II wird 2018 überhaupt eines unserer größten Projekte“, sagt Perret. Denn nicht nur die neuen Elefanten werden in das Gehege einziehen, sondern auch Antilopen, Grüne Meerkatzen (Affen), Warzenschweine und Löffelhunde.
Die Vergesellschaftung aller dieser Tiere miteinander werde weltweit zum ersten Mal ausprobiert. „Es wird das ganze Jahr über dauern, die Tiere aneinander zu gewöhnen, denn sie sollen gemeinsam ohne Absperrungen in dem großen Freigehege miteinander leben.“
Im Schimpansengehege wird es ebenfalls Zuwachs geben. Zwei Männchen aus dem Zoo in Leipzig sollen die Magdeburger Gruppe nicht nur verstärken, sondern mit Schimpansen-Dame „Nana“ möglichst auch für Nachwuchs sorgen. „Auch das ist aus zoologischer Sicht für uns ein sehr wichtiges Projekt in diesem Jahr. Wir wollen versuchen, die Schimpansenzucht wieder aufzunehmen“, sagt Perret. Und die neuen Männchen sollen möglichst auch die Führung in der Gruppe übernehmen.
2018 steht im Magdeburger Zoo auch ganz im Lichte der Zukunftsplanung. Projekt Nummer eins: Ein großes Aquarium. Rund 70 Millionen Euro sollen dafür mit Hilfe von Fördermitteln investiert werden. Bis Mitte dieses Jahres will der Zoo dem Magdeburger Stadtrat eine Machbarkeitsstudie für das Projekt vorlegen. Perret sieht in dem Projekt eine große Chance für Magdeburg, noch mehr Besucher in die Stadt zu locken. „Gut gemachte Aquarien mit einem hohen Freizeitwert sind echte Besuchermag- neten“, meint der Zoochef. Und die sogenannte „Umlaufrendite“ (damit ist das Geld gemeint, das Besucher des Zoos auch in anderen Bereichen der Stadt ausgeben) könne sich bei einem Aquarium sehen lassen. „Viele Menschen verbinden einen Besuch in Zoos oder Aquarien auch mit einem Abstecher in die Innenstädte.“ OB Lutz Trümper hatte kürzlich gesagt, dass er einem Aquarium für Magdeburg sehr positiv gegenüberstehe, es müsse sich aber finanziell selbst tragen. Jährliche Zuschüsse aus der Stadtkasse werde es nicht geben.
Als zweites Planungsprojekt hat der Zoo in diesem Jahr ein Bildungszentrum „vor der Brust“. „Dazu werden in den kommenden Wochen die konkreten Pläne aufgestellt. Ziel ist dabei, dass 2019 der erste Spatenstich für das Zentrum stattfinden kann“, blickt Kai Perret in die Zukunft. Zwei Schulungsräume soll die Anlage haben, dazu Seminar- und Laborräume. Ökologie, Artenschutz und Zoologie werden die zentralen Themen des Bildungszentrums werden. Zu den möglichen Kosten wollte Perret vorerst noch nichts sagen. „Das muss erst einmal im Aufsichtsrat beraten werden.“
Stichwort Geld: Über das finanzielle Ergebnis des Zoojahrs 2017 nannte Perret noch keine Zahlen. „Unsere Buchhaltung ist gerade dabei, die Zahlen zusammenzustellen.“ Dass die Stadt 2018 um finanzielle Hilfe gebeten werden müsse, davon geht Perret nicht aus. „Wir rechnen — wenn keine Katastrophen passieren — wieder mit einem guten Jahr und einem weiteren Anstieg der Besucherzahlen.“ 2017 musste die Stadt einen „Nachschuss“ von 1,35 Millionen Euro überweisen. Einnahmenverluste und zusätzliche Kosten, beides verursacht durch Sturm „Paul“, hatten den Zoo gebeutelt. Dazu kamen unerwartete Mehrkosten beim Bau von Africambo II. Und Perret hofft, dass der Zoo 2018 auch von Tierverlusten verschont bleibt. 2016 waren Schimpanse „Karlchen“ und Giraffe „Fleur“ verstorben. Im Magdeburger Zoo sind 1400 Tiere in 191 Arten zu sehen.
Auf der Agenda für 2018 stehen beim Zoo noch zwei weitere Projekte. Dabei geht es um Artenschutz in Südafrika. „Der Zoo ist in einer Erbschaft mit Geld bedacht worden, das zweckgebunden einzusetzen ist, und wir haben auch eine Spende von den Unternehmen am Pfahlberg bekommen“, berichtet Kai Perret. Die finanziellen Mittel sollen für den Artenschutz ausgegeben werden. Der Magdeburger Zoo hat darum zwei Kooperationen mit Nationalparks in Südafrika aufgebaut. „Das ist zum einen der Kwazulu-Nationalpark, der sich auf die Arterhaltung der Breitmaulnashörner spezialisiert hat. Wir haben in Magdeburg zwar Spitzmaulnashörner, können von den Erkenntnissen der Kollegen in Südafrika aber profitieren.“ Im Loskop-Dam-Nature-Reserve steht der Schutz von Schwarzfußkatzen im Mittelpunkt.
Wie sich der Zoo in die Arbeit der Nationalparks einbringen kann, soll in diesem Jahr ausgelotet und vereinbart werden.