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Die fahrende Bibliothek Magdeburgs Bücherei auf Rädern feiert Jubiläum

Eine fahrende Bibliothek? Das gibt es in Magdeburg nun schon seit 50 Jahren. Wie das Konzept funktioniert, was die Nutzer schätzen und wie es in den nächsten Jahren weitergeht.

Von Anna Ittner 07.03.2025, 07:00
Die Fahrbibliothek Magdeburg bringt nun schon seit 50 Jahren Bücher und andere Medien zu den Lesern.
Die Fahrbibliothek Magdeburg bringt nun schon seit 50 Jahren Bücher und andere Medien zu den Lesern. Foto: Julia Eggert

Magdeburg. - Ein großer, blauer Bus rollt regelmäßig durch die Straßen von Magdeburg. Darin sind jedoch nur wenige Sitzplätze zu finden, dafür jedoch etwas anderes: Tausende Bücher, CDs, Zeitschriften und mehr.

Die Fahrbibliothek Magdeburg versorgt diejenigen mit Lese-, Unterhaltungs- und Informationsmaterial, die einen weiten Weg zur Zentralbibliothek am Breiten Weg haben oder einfach die Bequemlichkeit einer kleinen Bibliothek vor der Haustür schätzen. Ihre 38 Haltestellen fährt die Bibliothek alle ein, zwei oder vier Wochen an.

Das Konzept ist beliebt: An jeder Haltestelle kommen zahlreiche Besucher mit Beuteln voller Artikel, die sie seit dem letzten Mal ausgelesen haben, um sie wieder abzugeben – und gehen mit einem genauso vollen Beutel wieder nach Hause. „Und ja, das lesen wir wirklich alles!“, lacht eine Kundin mit besonders voller Tasche.

Jennifer Weber und ihre Tochter Lisbeth beim Durchstöbern der Fahrbibliothek. Sie sind Stammgäste  im blauen Bücherbus und schauen auf ihrem Heimweg jedes Mal vorbei, um sich neue Bücher auszuleihen.
Jennifer Weber und ihre Tochter Lisbeth beim Durchstöbern der Fahrbibliothek. Sie sind Stammgäste im blauen Bücherbus und schauen auf ihrem Heimweg jedes Mal vorbei, um sich neue Bücher auszuleihen.
Foto: Anna Ittner

50 Jahre lang tuckert ein ungewöhnliche Fahrmobil nun schon durch Magdeburg. Eine Jubiläumsfeier ist bereits geplant, diese soll im September stattfinden. Richtig ins Rollen gekommen ist das Konzept 1992, als nach der Wende viele Stadtteil-Zweigstellen der Bibliothek schließen mussten. Diese Gebiete deckt seitdem der Bücherbus ab.

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Ein großer Teil der Aufgabe der Fahrbibliothek ist auch die Zusammenarbeit mit zahlreichen Kitas und Schulen. Der Bus hält regelmäßig vor den Einrichtungen, die Kinder können selbstständig Medien ausleihen. Mutter Jennifer Weber und Tochter Lisbeth sind Stammgäste des blauen Busses: „Auf dem Weg von der Kita nach Hause kommen wir immer hierher und leihen auch immer was aus.“

Fahrbibliothek Magdeburg: Bilderbuchkino und Lesepicknick

Doreen Potrzeba nutzte früher selbst in der Schule das Angebot, heute leitet sie das Team der Fahrbibliothek. „Es ist ein anderes Gefühl als in normalen Bibliotheken: Es ist eng, es hat aber auch ein gewisses Ambiente. Alles findet auf kleinstem Raum statt, also hat man einen sehr intensiven Kundenkontakt. Es ist eine besondere Bibliothek mit einer besonderen Atmosphäre“, sagt sie.

Außer ihr arbeiten noch vier weitere Personen daran, dass im Bus alles glatt läuft. Dazu gehört, den Bus vor jeder Fahrt bereitzumachen, die zurückgegebenen Medien aus- und neue einzuladen, Leserwünsche aus dem Bestand herauszusuchen und natürlich den spezialangefertigten Bus durch die teilweise engen Straßen von Magdeburg zu fahren.

Gundel und Mika Seiffert aus Ottersleben schätzen die rollenden Bibliothek. Sie nutzen zwar auch die Magdeburger Zentralbibliothek in der Stadtmitte, die Fahrbibliothek aber noch lieber.
Gundel und Mika Seiffert aus Ottersleben schätzen die rollenden Bibliothek. Sie nutzen zwar auch die Magdeburger Zentralbibliothek in der Stadtmitte, die Fahrbibliothek aber noch lieber.
Foto: Anna Ittner

Der Stellplatz am Eichplatz in Ottersleben ist besonders beliebt. Etwa 50 bis 90 Besucher kommen vorbei, wenn der Bus hier wöchentlich hält. Gundel und Mika Seiffert gehören dazu. Sie nutzen zwar auch die Zentralbibliothek in der Stadtmitte, die Fahrbibliothek aber noch lieber. „Weil der Bus direkt vor der Haustür steht“, sagen die Ottersleber. Außerdem sei die Auswahl im Bus groß. Natürlich sind nicht nur Bücher in der Fahrbibliothek zu finden, sondern auch andere Medien wie Magazine, Filme oder Hörbücher. Besucher Stefan Baierl und sein Sohn Maximilian schätzen das breite Angebot. „Die Bücher, die elektronischen Medien, die Toni-Hörspielfiguren – dieser Mix gefällt uns“, sagt Baierl.

Stefan Baierl und sein Sohn Maximilian schätzen das breite Angebot der Magdeburger Fahrbibliothek. „Die Bücher, die elektronischen Medien, die Toni-Hörspielfiguren – dieser Mix gefällt uns“, sagt Baierl.
Stefan Baierl und sein Sohn Maximilian schätzen das breite Angebot der Magdeburger Fahrbibliothek. „Die Bücher, die elektronischen Medien, die Toni-Hörspielfiguren – dieser Mix gefällt uns“, sagt Baierl.
Foto: Anna Ittner

In das blaue Gefährt passen 4.000 Medien auf einmal, im Bestand sind insgesamt über 16.000 gelagert. „Aber auch wenn wir nicht alles an Bord haben, wir können alles mitbringen“, sagt Felix Schwitzer von Team.

Auch Veranstaltungen richtet die Fahrbibliothek für ihre Nutzer aus. Bilderbuchkino, Lesepicknick oder thematische Projektarbeiten – das Team möchte das Thema Buch kindgerecht und einladend näherbringen und freut sich, dass das Angebot so gut angenommen wird. Im letzten Jahr hatte die Fahrbibliothek über 26.000 Besucher. Die größte Besuchergruppe sind Kinder, aber auch deren Eltern und Großeltern fühlen sich angesprochen.

Felix Schwitzer und Sarah Nowak von der Fahrbibliothek Magdeburg. Auch Veranstaltungen richtet die Fahrbibliothek für ihre Nutzer aus.
Felix Schwitzer und Sarah Nowak von der Fahrbibliothek Magdeburg. Auch Veranstaltungen richtet die Fahrbibliothek für ihre Nutzer aus.
Foto: Anna Ittner

Familie Gewe zum Beispiel besucht den Bus seit 30 Jahren, inzwischen in dritter Generation. Jutta Gewe, die erst ihre Tochter Janina Gewe und dann ihre Enkelin Emmi angesteckt hat, sagt: „Das Angebot finden wir hier am besten. Es ist immer aktuell und von allem was dabei. Außerdem gibt es hier so freundliches Personal.“

Jutta Gewe mit Enkelin Emmi  dfdffg
Jutta Gewe mit Enkelin Emmi dfdffg
Foto: Anna Ittner

Über solche Rückmeldungen freut sich das Team der Fahrbibliothek natürlich. Gerade der enge Kundenkontakt sei das Schöne am Job im Bücherbus: „Man kennt den Leser, man tauscht sich aus, hat eine treue Stammleserschaft. Man sieht die Kinder groß werden: Emmi kenne ich auch schon seit sie noch klein war“, erzählt Potrzeba.

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Und wie soll es nach den 50 Jahren nun weitergehen? Doreen Potrzeba sagt: „Wir hoffen natürlich, dass dieser Bus noch eine Weile durchhält und uns begleitet, er ist immerhin inzwischen 13 Jahre alt. Natürlich hoffen wir auch, dass es danach noch ein weiteres Fahrzeug geben wird“.

Die Fahrbibliothek Magdeburg ist Treffpunkt für jedermann

Das sei abhängig von den Finanzierungsentscheidungen der Stadt. Aber auch inhaltlich hat die Teamleiterin Vorstellungen für den Bus: die Fahrbibliothek als dritten Ort, also einen unabhängigen Treffpunkt für alle außerhalb von Arbeit und Zuhause. Außerdem könnte sie sich eine „Bibliothek der Dinge“ vorstellen, wo man eben nicht nur Bücher und andere Medien, sondern noch mehr ausleihen könnte, Werkzeuge zum Beispiel. Aber das sind Träume für die Zukunft. Bis jetzt ist das Team der Fahrbibliothek glücklich über ihren gemütlichen Bücherbus und darüber, dass auch die Kunden ihn so schätzen.