Enercon Magdeburgs OB fordert Hilfe vom Bund
Der Stellenabbau von Enercon in Magdeburg sorgt weiter für Kritik. Magdeburgs Oberbürgermeister fordert Hilfen vom Bund.
Magdeburg l Nach dem Bekanntwerden der Entlassungswelle beim Windkraftanlagenhersteller Enercon hat OB Lutz Trümper noch am Freitagabend die Bundespolitik scharf kritisiert. „Das ist das Ergebnis einer verfehlten und unsinnigen Politik in Berlin“, sagte Trümper. Zuerst fördere der Bund den Ausbau der erneuerbaren Energien, kümmere sich dann aber nicht um den entsprechenden Netzausbau und Möglichkeiten, Energie zwischenzuspeichern. Hinzu kämen langwierige Genehmigungsverfahren und schärfere Vorgaben. „So macht man eine Zukunftsbranche kaputt. Das ist für mich Steuergeldverschwendung in höchstem Maße“, so Magdeburgs OB.
Die angekündigte Entlassungswelle sei für Magdeburg „dramatisch“. Trümper: „Das ist das größte Segment, was wir hier haben.“ Der Verlust von 1500 Arbeitsplätzen und mögliche weitere Auswirkungen auf andere Firmen in Magdeburg (Trümper: „Das ist noch nicht das Ende“.) habe eine Dramatik, wie sie mit der in den Kohleausstiegsregionen vergleichbar sei. Wenn für den Abbau von Arbeitsplätzen in der Braunkohleindustrie Milliardenprogramme aufgelegt werden, dann müsste es jetzt auch Strukturhilfen für die Regionen geben, die vom Einbruch in der Windkraftindustrie betroffen sind, forderte der Oberbürgermeister.
Trümper kündigte an, dass die Landeshauptstadt gemeinsam mit dem Jobcenter und der Arbeitsagentur nach Möglichkeiten suchen werde, wie den betroffenen Mitarbeitern geholfen werden kann. Die Gespräche sollen schnellstmöglich aufgenommen werden.
Die Entlassungen bei Enercon werden am Donnerstag, 14. November 2019, auch Thema im Stadtrat sein. Ratsvorsitzender Michael Hoffmann (CDU) sagte am Sonntag, dass auch die Kommunalpolitik helfen wolle, nach Lösungen zu suchen. „Die Arbeitnehmer darf man in dieser Situation nicht allein lassen“, so Hoffmann. Er sieht aber auch das Wirtschaftsministerium des Landes in der Pflicht, hier schnell zu helfen. Gemeinsam mit der Landeshauptstadt müssten Lösungen gefunden werden.
Enercon hatte am Freitag in Mitarbeiterversammlungen verkündet, dass Ende März 2020 die Rotorblattfertigung sowie im September 2020 die Großrotorblattfertigung am Standort Magdeburg eingestellt werden. Für Montag, 11. November 2019, sind Mitarbeiterversammlungen bei der Rothenseer Anlagenbau GmbH und bei der Generatorenbau Magdeburg GmbH, die für Enercon arbeiten, angekündigt. Laut Enercon sollen in Magdeburg 1500 Stellen abgebaut werden, noch mal so viele am Hauptsitz in Aurich. Enercon-Geschäftsführer Hans-Dieter Kettwig hatte den Stellenabbau mit der Energiepolitik der Bundesregierung begründet, die zu einem Einbruch des Markts für Windenergie an Land geführt habe.
Als einen „Skandal“ bezeichnet Stephan Krull, Sprecher des Stadtvorstandes der Linken, den Personalabbau bei Enercon. Das Land Sachsen-Anhalt habe das Unternehmen wiederholt kräftig subventioniert – ohne entsprechende Auflagen, ohne gute Arbeitsbedingungen und ohne betriebliche Mitbestimmung einzufordern, so Krull in einer am Sonnabend verbreiteten Erklärung. Die Subventionen seien von den Eigentümern von Enercon zurückzufordern.