Kultur und Gesundheit Märchen für Demenzkranke in Magdeburg
Von Demenz-Betroffene und deren Angehörige sollen in Magdeburg mehr kulturelle Angebote erhalten. Wie das gehen soll.
Magdeburg. - Theater, Kino, Museum und Konzerte oder doch lieber ein neueres Kulturangebot wie Escape-Spiele? In Magdeburg gibt es eine Vielzahl an kulturellen Angeboten. In diesem Jahr werden sie erweitert durch kulturelle Angebote speziell für Menschen mit Demenz und deren Angehörige.
Ins Leben gerufen wurde das Projekt „Kulturelle Teilhabe für Menschen mit Demenz“ (KulTDem) von Yvonne Kotschik. Die gelernte Krankenschwester und Geisteswissenschaftlerin hat unter anderem 2019 das Demenznetz Magdeburg mitgegründet und sich vor fünf Jahren mit „DeAngelis“ selbstständig gemacht. Dort bietet sie zusammen mit der Alterswissenschaftlerin Nancy Busse unter anderem Demenzberatungen, Fachkräfteschulungen und Workshops für Angehörige an.
Theaterprojekt: Mitmachen oder zuschauen
Das neue Projekt besteht aus vier Säulen, die die Teilhabe der Betroffenen fördern und Angehörige aus der Isolation holen sollen. Bereits im vergangenen Jahr wurde auf dem Gelände der Alzheimer Gesellschaft Sachsen-Anhalt in Diesdorf das Theaterprojekt angeboten – nun geht es als Teil von „KulTDem“ in die nächste Runde.
Mit Gegenständen, Musik und gezielten Fragen weckt Kulturgeragogin Hanna Lena Hohmann die Erinnerungen und Emotionen, die die Theater-Teilnehmer miteinander agieren lassen. Mittlerweile habe sich die Anzahl der Teilnehmer auch erhöht.
Angebote an öffentlichen Orten
Wer keine Lust auf Theater hat, kann den Geschichten auch nur lauschen statt mittendrin zu sein. Zu dem Projekt gehören auch Märchenstunden in der Stadtbibliothek. „Die Märchenerzählerin passt alles an die Zuhörer an. Es wird mit Material alles erlebbar gemacht“, erklärt Kotschik. „Hierbei war mir wichtig, dass es auch Angebote an öffentlichen Orten gibt und nicht immer nur separat.“
Einen ähnlichen Nerv sollen die Demenz-Kino-Veranstaltungen treffen, die im Moritzhof stattfinden. „Hier werden demenzsensible Filme gezeigt. Anschließend finden noch Gespräche und Austausch statt“, erklärt die 45-Jährige ihre Idee.
Unter demenzsensiblen Filmen versteht die Expertin Filme, die wenig Gespräche beinhalten und bei denen die Zuschauer keiner Geschichte folgen müssen. Tier- oder Reise-Dokumentationen würden sich beispielsweise gut für die Betroffenen eignen.
Für alle Demenz-Grade
„Ich möchte ein vielfältiges Angebot etablieren“, sagt sie. Die drei Säulen Theater, Kino und Märchen seien für alle Demenz-Grade machbar. Voraussetzung sei, dass sie noch mobil sind. Eine der vier Säulen würde etwas mehr körperliche und geistige Fitness voraussetzen. Im Sommer soll es eine Art kulinarische Rätseltour für alle Sinne geben. Statt der gewöhnlichen Escape-Touren, die für Magdeburger angeboten werden, würden diese auf die Bedürfnisse der Demenz-Betroffenen angepasst werden.
Das Projekt wird dieses Jahr von der Beratungsstelle zur kommunalen Quartiersentwicklung in Sachsen-Anhalt (Beqisa) gefördert. Daher könnten die Angebote kostenfrei in Anspruch genommen werden. „Aus Erfahrung weiß ich, dass die Angehörigen oft die Initiative dafür ergreifen müssen“, erzählt Kotschik. „Ich hoffe, dass die Menschen sich trauen und es gut angenommnen wird.“ Dann sei denkbar, dass sie „KulTDem“ weiterführen würde 2025.