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Sanierte Konservenfabrik Mieter ziehen in die Ogema

Jahrzehntelang verfiel die Ogema-Fabrik an der Arneburger Straße, ehe ein Investor das Gelände erwarb. Nach drei Jahren Bauzeit ist das abrissreife Gebäude kaum wiederzuerkennen.

22.03.2021, 00:00

Stendal

Zufrieden blickt Ricardo Henkelmann aus dem Fenster auf den Hof der alten Ogema-Konservenfabrik an der Arneburger Straße. Dem Unternehmer gefällt, was er sieht. Seine Leute arbeiten momentan mit Hochdruck daran, die Fläche herzurichten. Beete und provisorische Wege sind bereits angelegt. Ein Springbrunnen wird noch folgen, außerdem der Platz für die Abfallbehälter. „Im August wollen wir damit fertig sein“, ist der Stendaler optimistisch.

Nach etwas mehr drei Jahren Bauzeit findet dann eines der ambitioniertesten Bauprojekte der jüngeren Stendaler Geschichte seinen Abschluss. In einem Kraftakt wurde aus einem heruntergekommenen Industrie-Denkmal ein moderne Wohnanlage. Dazu war, ohne jemandem zu nahe zu treten, beim Baubeginn im April 2018 noch eine Menge Fantasie nötig. Seit der Wende hatte sich auf dem Areal nichts mehr getan.

In den ehemaligen Fabrikhallen wucherte das Gras, die Fensterscheiben waren eingeschlagen oder fehlten komplett. Eigentlich war das historische Gebäude komplett abgeschrieben. Die Abrissgenehmigung war erteilt. Erst der Eigentümerwechsel verhinderte, dass die „Kompottbude“ aus dem Stadtbild verschwand.

Mehr als 55000 Steine verbaut

Die Anstrengungen des Investors verdeutlichen einige Zahlen: Etwa 55000 Steine wurden in den vergangenen drei Jahren verbaut. „Bei den Fliesen sind wir bei ungefähr 8000 Quadratmetern“, schätzt Ricardo Henkelmann. Bis zu 100 Arbeiter hätten täglich ihr Werk auf der Baustelle verrichtet. Wie viel das Projekt insgesamt gekostet hat, möchte er nicht verraten.

Nun stehen die ersten Möbelwagen sozusagen vor der Tür. Der Großteil der 80 Wohnungen ist fertig. Zum 1. April ziehen die ersten Mieter. „Schrittweise folgen dann im Mai, Juni und Juli die nächsten. 95 Prozent der Wohnungen sind schon weg“, berichtet Daniela Schulze-Mai. Sie ist dafür verantwortlich, dass die 80 Wohnungen Abnehmer finden.

Als sie die massiven Türen der Wohnungen öffnet, fallen sofort die hohen Decken auf. Die Wohnzimmer wirken großzügig. An den amerikanischen Stil angelehnt, sollen hier Wohn-Essbereiche entstehen, erklärt Daniela Schule-Mai. Die Bäder dunkel gefliesten Bäder wiederum sind mit Dusche und Badewanne ausgerüstet. Durch große Türen gelangt man entweder auf einen Balkon oder eine Terrasse.

Dass die Anlage fast schon eine magnetische Anziehungskraft auf potenzielle entfaltet, liege an verschiedenen Faktoren. Der industrielle Charakter biete ein Alleinstellungsmerkmal. In einer sanierten Fabrik könne man sonst in Stendal nicht wohnen. Dass er mit diesem Pfund wuchern kann, ist Ricardo Henkelmann durchaus bewusst. Deshalb achte er darauf, die historische Atmosphäre zu bewahren. Die Treppengeländer seien zum Beispiel die ursprünglichen, die Beleuchtungsanlagen sollen genauso industriellen Charme ausstrahlen. Die dunkelrote Klinker-Fassade tut ihr übriges.

Ein Plus sei außerdem die Lage. Am Rande der Innenstadt gelegen, strahle die Gegend eine ruhige Atmosphäre aus, trotzdem sei man schnell im Zentrum. Entweder mit dem eigenen Auto oder mit dem Bus, der nur wenige Meter entfernt hält. Pro Quadratmeter würde man im Durchschnitt 6,50 Euro bezahlen. Dazu habe man bei der räumlichen Gestaltung der Wohnungen auf Vielfalt gesetzt. „Das Spektrum reicht vom Reihenhaus bis zur Single-Wohnung“, sagt Daniela Schulze-Mai. Damit korrespondiert das Profil der zukünftigen Mieterschaft.

Bunte Mieterschaft zieht in der Ogema ein

Die wird nämlich bunt gemischt sein. Familien seien genauso willkommen wie Senioren. Was Daniela Schulze-Mai bei den bisherigen Bewerbungen aufgefallen ist: Der Wohnpark erfreue sich bei älteren Menschen großer Beliebtheit, die bisher auf dem Dorf gewohnt haben, nun aber doch wieder in der Stadt zuhause sein wollen. Interessanterweise hat sie genauso ein gegenteiliges Phänomen beobachtet: „Es kommen auch Berliner, denen die Großstadt schlicht zu teuer geworden ist.“ Bei den Familien seien es vor allem Rückkehrer aus anderen Bundesländern, die Gefallen an der Anlage gefunden haben.

Wenn die Genehmigung erteilt wird, könnte eine Intensivpflegeeinrichtung den Wohnpark komplettieren. Ansonsten werde auf Gewerbe verzichtet.