Klimawandel Mit Video: Nordpol hautnah - Magdeburger Forscher zurück von Polarexpedition
Zwei Magdeburger Mathematiker sind nach zwei Monaten Polarexpedition wieder an der Uni. Das sind ihre Eindrücke.
Magdeburg. - Carolin Mehlmann muss nicht lange überlegen. Ihr erster Eindruck vom ewigen Eis am Nordpol ist sofort wieder da, und wenn man ihr zuhört, weiß man, wie faszinierend das war.
„Ganz wundervoll, ein toller Moment. Der Ozean liegt ganz still da. Und noch ein Stück weit weg sieht man einen weißen Streifen blitzen. Das Eis. Man ist noch nicht da, aber voller Vorfreude.“
Die promovierte Mathematikerin von der Uni Magdeburg hat zwei Monate dort gemeinsam mit ihrem Kollegen Prof. Thomas Richter auf dem Forschungsschiff des Alfred-Wegener-Instituts „Polarstern“ verbracht. Anfang August waren sie aufgebrochen. Seit Anfang Oktober sind sie zurück.
Das Ziel war, ein mathematisches Modell, das Carolin Mehlmann entwickelt hat, vor Ort zu überprüfen. Mit dem neuen Meereismodell sollte es besser möglich werden, die Größe und Dicke einzelner Eisschollen, deren Bewegungsrichtung detaillierter zu analysieren und damit eine präzisere Vorhersage über deren Verhalten und damit auch über den Klimawandel treffen zu können. Denn nirgendwo sonst auf der Erde macht sich die Erderwärmung deutlicher bemerkbar als am Nordpol.
Keine Zeit zum Bücher lesen
13 Bücher hatte Carolin Mehlmann für die Zeit mitgenommen, in der sie nicht aufs Eis kann. 12 hat sie ungelesen wieder mit nach Hause gebracht. Zu intensiv war die Arbeit auf der Expedition.
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Jeweils drei Tage haben sie auf einer Scholle verbracht. Die arbeitsreichste Zeit für die beiden Magdeburger Forscher. Denn da haben Mehlmann und Richter gemessen, die wichtigen Daten gesammelt, die sie für das Überprüfen ihres Modells brauchten: wie dick das Eis ist, wieviel Schnee liegt, wieviel Sonne reflektiert wird, welchen Einfluss der Wind auf die Bewegung der Scholle hat. Und immer wieder die Schlitten packen, abladen, sauber machen, Material wegräumen. Bis beim nächsten Einsatz alles wieder von vorn beginnt.
50 Wissenschaftler in unterschiedlichen Forschungsteams
„Es gab immer etwas zu tun“, erzählt Thomas Richter. Und sei es, dass sie den anderen Forschungsteams geholfen haben. Immerhin waren 50 Wissenschaftler an Bord, die mit unterschiedlichen Forschungen zu tun hatten. Die Menge an Menschen auf dem Schiff – es kam noch die 50 Personen starke Mannschaft dazu – habe das konzentrierte Arbeiten aber nicht beeinträchtigt erzählt Richter. Im Gegenteil. Es habe eher weniger Ablenkungen gegeben als in Magdeburg.
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Mit Blick auf ihr Forschungsvorhaben sind die beiden Mathematiker zufrieden mit der Reise. Wenn auch das Ergebnis nicht das war, was sie erwartet hatten. „Die Situation war viel komplizierter, das Modell war zu einfach gedacht“, sagt Richter. Die Einflüsse auf die Schollen seien vielfältiger. Carolin Mehlmann spricht dennoch von einem Teilerfolg. „Wie wir gemessen haben, das hat geklappt. Aber das Modell muss weiterentwickelt werden. Die Antworten, die wir gesammelt haben, sind zu komplex, um sie in ein Klimamodell zu überführen.“
In Magdeburg wollen die beiden Wissenschaftler jetzt ihre Erkenntnisse und Forschungen jungen Menschen im Rahmen von Arbeitsgemeinschaften zum Klimawandel vorstellen. „Ich glaube, man kann Schülern besser verständlich machen, was der eigene CO2-Fußabdruck mit der Eisschmelze zu tun hat und welche Auswirkungen das hat, wenn man selbst mal vor Ort war. Uns hat der Kapitän der Polarstern erzählt, dass das Schiff Anfang der 1990er Jahre nur mit einem zweiten Eisbrecher den Nordpol erreichen konnte. Wir haben ihn in diesem Jahr mit nur 30 Prozent der Maschinenleistung der Polarstern allein erreicht. Das war erschreckend.“ So etwas weiterzugeben, sei für sie jetzt wichtig, sagt Mehlmann.