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Wegen Mietschulden könnte für die private Lehranstalt in Magdeburg schon Ende Februar Schluss sein. Von Peter Ließmann Modeschule: Statt einkleiden nun ausziehen

08.02.2013, 01:13

Unter großem öffentlichem Interesse wechselte vor zwei Jahren die "Schule für Mode und Design" von Halle nach Magdeburg. Jetzt kämpft die Einrichtung ums Überleben - mit nur geringen Aussichten auf Erfolg.

Magdeburg l Jährliche Weihnachtskollektion, Zusammenarbeit mit der Stadt, den Magdeburger Verkehrsbetrieben, der IHK und Handwerkskammer, Präsentationen auf der "Fashion Week" in Berlin - die "Schule für Mode und Design" hat sich nach ihrem Wechsel von Halle nach Magdeburg in der Landeshauptstadt einen Namen gemacht.

Mit viel Zustimmung, teilweise Euphorie wurden Barbara und Lutz Liebecke von Wirtschaft, Kultur und Politik in Magdeburg begrüßt. Durch ihre Schule würden sie die Modetradition, die es in Magdeburg in den 1930er Jahren und zu DDR-Zeiten gab, fortsetzen und neu beleben, so das allgemeine "Schulterklopfen" für die Modeschule. Und dass sie ausgerechnet von Halle nach Magdeburg übersiedelte, bereitete dem elbestädtischen Lokalpatriotismus zusätzlich Freude.

Jetzt die Ernüchterung: Die Schule steht kurz vor dem Aus. Der Grund ist ein finanzieller, Mietrückstände drücken, rund 8700 Euro sind aufgelaufen, die die gemeinnützige GmbH nicht aufbringen kann. "Zurzeit nicht", sagt Lutz Liebecke im Volksstimme-Gespräch.

Die Schule ist in der Brandenburger Straße Untermieterin der Hochschule Magdeburg-Stendal. Das Gebäude gehört der Stadt Magdeburg, die es an die Hochschule vermietet hat. Als Standort für die Modeschule war die ehemalige Kunstgewerbeschule ideal, wurde doch dort einst Magdeburger Modegeschichte geschrieben. Drei Unterrichtsräume wurden der Schule zur Verfügung gestellt. Zurzeit werden dort insgesamt vier Schülerinnen und Schüler ausgebildet.

Bei ihrem Start vor zwei Jahren hatte die Schule darauf gesetzt, dass pro Jahrgang 15 Schüler die dreieinhalbjährige Ausbildung absolvieren. Sie müssen dafür monatlich rund 200 Euro Schulgeld bezahlen. Doch nicht nur die Schüler blieben aus, auch Aufträge, die die weiteren Kosten abdecken sollten, blieben hinter den Kalkulationen zurück.

Zum 28. Februar soll die Modeschule die Räume verlassen, hat Frank Richter, Kanzler der Hochschule Magdeburg-Stendal, Lutz Liebecke schriftlich mitgeteilt. Besagte Mietschulden in Höhe von rund 8700 Euro werden von der Hochschule als Grund angeführt. Seit Januar 2012 habe die Modeschule keine Miete mehr bezahlt, jetzt müsse "die Reißleine gezogen werden", so der Kanzler. Darum werde der Mietvertrag mit der Modeschule, der im vergangenen Dezember bereits ausgelaufen ist, nicht mehr verlängert. Um einen geordneten Auszug auch im Sinne der Schüler zu ermöglichen, habe man der Schule eine Frist bis zum 28. Februar 2013 gesetzt.

Und wie kam es zu Mietschulden? Lutz Liebecke auf der einen und Stadt Magdeburg und Hochschule auf der anderen Seite haben eine unterschiedliche Sicht auf die Dinge. "Wir haben immer wieder mitgeteilt, dass wir aus wirtschaftlichen Gründen vorübergehend nicht in der Lage sind, die Miete zu bezahlen. Man hat uns dann signalisiert, dass man eine Lösung finden werde und dass wir uns keine Sorgen machen sollten", berichtet Lutz Liebecke. Darauf habe er sich verlassen.

"Das ist alles nicht sehr schön, aber wir müssen jetzt handeln."

Frank Richter, Kanzler der Hochschule Magdeburg-Stendal

Magdeburgs Kulturbeigeordneter Rüdiger Koch bewertet die Situation etwas anders. "Wir haben uns über die Ansiedlung der Modeschule in Magdeburg gefreut und sahen durchaus ein gutes Entwicklungspotenzial für die Einrichtung", sagte Koch im Volksstimme-Gespräch. Darum habe man eine abwartende Haltung eingenommen. "Wir wollten der Schule die Möglichkeit geben, sich in Magdeburg zu entwickeln." Dann hätten sich aber deutlich die wirtschaftlichen Probleme gezeigt.

Da die Schule bei der Stadt Magdeburg um Fördermöglichkeiten nachgefragt hat, wurde sie vom Wirtschafts- und vom Finanzdezernenten unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Es sei keine wirtschaftliche Nachhaltigkeit bei der Modeschule gegeben, darum könne es keine Subventionierung durch die Stadt geben, teilte Finanzbeigeordneter Klaus Zimmermann der Schule Mitte Dezember vergangenen Jahres mit. "Ich bedaure das wirklich sehr", kommentierte Kulturbeigeordneter Rüdiger Koch dieses Ergebnis, aber der Stadt Magdeburg seien die Hände gebunden.

Die ungünstige Prognose der Stadt sei dann auch für die Hochschule der letzte Auslöser gewesen, um aktiv zu werden, so Kanzler Frank Richter.

Lutz und Barbara Liebecke indes kämpfen bis zum letzten Augenblick für ihre Schule. Man traf sich mehrfach mit dem Hochschulkanzler, wurde beim Oberbürgermeister vorstellig, schrieb Bittbriefe und habe Wirtschaftspartner und Auftraggeber akquirieren können, so Lutz Liebecke. "Wir sind jetzt in der Lage, die laufenden Kosten zu decken", sagt er. Das habe man auch mehrfach versucht, der Hochschule deutlich zu machen - in den vergangenen drei Tagen auf kurzem und schnellem Wege per E-Mail. Sogar an einer Wirtschaftlichkeits-Studie (MoveE) nehme man teil.

Allein, der Hochschule Magdeburg-Stendal fehlt der Glaube an eine wirtschaftliche Zukunft der Schule für Mode und Design. "Das ist alles nicht sehr schön, aber wir müssen jetzt handeln", so Kanzler Richter. Man verwalte öffentliche Gelder, und der Landesrechnungshof werde ein weiteres Abwarten in dieser Angelegenheit "mit Sicherheit nicht dulden".

Wenn es dabei bleibt, dann ist für die Auszubildenden der Modeschule am 28. Februar Schluss. Ihre Ausbildung an einer anderen Schule fortsetzen könnten sie nicht, sagt Lutz Liebecke. "Wegen der Einmaligkeit unserer Einrichtung, wegen der man uns einst in Magdeburg willkommen geheißen hat."