Werkzeuge für Künstler Musik mit KI: Magdeburger Festival zeigt Möglichkeiten von neuer Technik
Das Magdeburger Felicia-Festival zeigte erstmals die Chancen, die KI-Werkzeuge für den Bereich der Musik bieten. Statt oft diskutierter Nachteile wurde über die Vorzüge informiert.
Magdeburg - Wenn von Künstlicher Intelligenz (KI) zu lesen oder etwas zu sehen ist, geht es meistens um die negativen Folgen, die diese für Menschen haben könnte. Ingo Siegert und Matthias Busch beschäftigen sich an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg intensiv mit KI und wollten diesem Pessimismus etwas entgegensetzen und zeigen: KI kann auch hilfreich sein.
Deshalb organisierten sie nun erstmals das Felicia-Festival, bei dem über den Weg der Kunst, speziell der Musik, der Zugang zu dem Thema geebnet werden sollte. In Zusammenarbeit mit dem Gesellschaftshaus fanden dazu Workshops mit namhaften Wissenschaftlern aus dem KI-Bereich statt. In Konzerten und Theaterstücken wurde gezeigt, was der Computer schafft – und was nicht.
Vor- und Nachteile der neuen Technik
In einer Podiumsdiskussion wurde kritisch über die Technik diskutiert, an der sich auch ältere Besucher interessiert beteiligten. „Wir wollen die Nachteile nicht ausblenden“, betont Ingo Siegert. Dass gerade die künstlerische Schiene als Zugang gewählt wurde, sei bewusst gewesen. „Künstler waren schon immer Technik-Vorreiter gewesen“, sagt Matthias Busch.
Unter anderem wurde ein Theaterstück aufgeführt, bei dem ein Roboter mitwirkte. Während die Zeilen der menschlichen Schauspieler von einer Dramaturgin geschrieben wurden, verlas der künstliche Protagonist Sätze, die vom Programm ChatGPT verfasst worden waren. Das Ergebnis habe das Publikum durchaus fragend zurückgelassen, wie Matthias Busch sagt. Es sei eben auch ihr Anliegen, die Grenzen von KI aufzuzeigen.
Kann KI Kunst?
Professor Sebastian Stober von der Uni Magdeburg zeigte Interessierten KI-Werkzeuge, mit denen sie schnell und einfach Melodiefolgen erstellen können. Die beiden Informatiker Valentin Riess und Jost Alemann waren davon angetan. „Mit den KI-Werkzeugen kann man sehr einfach Sounds und Lieder erstellen,“ sagen die beiden, die eher leidlich musikalisch seien.
Aber ist das nicht zum Nachteil echter Musiker? Stober sieht ein Riesenpotenzial für KI, sowohl positiv als auch negativ eingesetzt zu werden. Ob ein mit KI erstelltes Lied immer noch Kunst ist, müsse jeder selbst entscheiden. Aus seiner Sicht könne das Werkzeug keine Kunst erstellen, da es sich nicht selbst ausdrücken will wie ein Künstler. Wenn beim Empfänger jedoch etwas ausgelöst werde, warum soll es dann nicht Kunst sein, so Stober.
Didgeridoo aus dem 3D-Drucker
Jan Nehring zeigt in seinem Workshop, wie mit Hilfe eines von ihm selbst programmierten KI-Programms ein Didgeridoo am 3D-Drucker erstellt werden kann. Bisher war der Ton des Instruments eher zufällig gewesen. Mit der KI kann ein bestimmter Ton errechnet werden, erklärt er. Theoretisch wäre das auch auf andere Instrumente übertragbar. Auch junge Musikfreunde kamen in einem Workshop zum Zuge, in dem sie kleine Roboter tanzen ließen.
Felicia soll 2024 auf jeden Fall fortgesetzt werden, wie Matthias Busch ankündigt. Dann in Kombination mit dem Sinuston-Festival für elektronische Musik. Im Jahr darauf soll es wieder eigenständig stattfinden. „Wir müssen uns mit KI auseinandersetzen“, sagt er. Über das Festival soll das auch außerhalb des wissenschaftlichen Umfelds erfolgen. Am Ende sei KI ein Werkzeug wie jedes andere, an dem noch gefeilt werden müsse. Wie man am Ende damit umgehe, liege aber stets am Menschen selbst, so Busch.