Handel und ÖPNV Nach Krisengipfel in Magdeburg: MVB verschieben geplante Baustelle in der Innenstadt
Im Streit um eine geplante Sanierung der Gleise und Haltestellen am Alten Markt haben die Magdeburger Verkehrsbetriebe eingelenkt. Sie verschieben ihre Arbeiten auf 2026. Die Innenstadthändler atmen auf.
Magdeburg - Wende im Streit zwischen Innenstadthändlern und Magdeburger Verkehrsbetrieben (MVB): Das geplante Projekt zur Sanierung und Modernisierung der Straßenbahnanlagen am Alten Markt wird um ein Jahr auf 2026 verschoben. Auf diesen Kompromiss verständigten sich die Landeshauptstadt Magdeburg, die MVB und die Interessengemeinschaft Innenstadt, wie die Verkehrsbetriebe am Freitag (8. November 2024) in einer abgestimmten Presseerklärung bekannt gaben.
Die ursprünglichen Pläne der MVB hatten vor allem bei den Innenstadthändlern für einen Aufschrei gesorgt. Denn im nächsten Jahr wollen die Städtischen Werke (SWM) an der Kreuzung Otto-von-Guericke-Straße/Julius-Bremer-Straße Sanierungsarbeiten durchführen und den Bereich entsprechend voll sperren. Mit zwei Baustellen zeitgleich, so die Sorge der Händler, wäre die Innenstadt mit den großen Anziehungspunkten wie etwa Galeria Karstadt Kaufhof von Baustellen „eingekesselt“ worden, die nördliche Innenstadt gleichzeitig vom Fahrzeug- und Straßenbahnverkehr abgeschnitten. Die Händler wandten sich mit einem Brandbrief an die Stadträte und Oberbürgermeisterin Simone Borris, um zu verhindern, dass die City lahmgelegt wird.
Nun die Nachricht: Die MVB haben eingelenkt. Die zentrale Haltestelle Alter Markt, inklusive der dazugehörigen Gleisanlagen und unterirdischen Versorgungsleitungen der SWM, wird somit nicht, wie ursprünglich geplant, im nächsten Jahr grundlegend saniert. Stattdessen erfolgt der Start nun 2026 – ein Beschluss, der aus intensiven Gesprächen zwischen der Landeshauptstadt Magdeburg, der IG Innenstadt und den Verkehrsbetrieben hervorgegangen sei, wie MVB-Sprecher Tim Stein mitteilte.
Oberbürgermeisterin begrüßt den Kompromiss
Laut Mitteilung begrüßt Oberbürgermeisterin Simone Borris den gefundenen Kompromiss: „Wir brauchen einen starken und attraktiven ÖPNV, um die Mobilität der Menschen zu sichern und Besucher in die Innenstadt zu ziehen. Gleichzeitig ist ein florierender Innenstadthandel für die wirtschaftliche Stärke Magdeburgs unerlässlich. Angesichts der aktuellen Herausforderungen wäre eine Großbaustelle im Zentrum eine zusätzliche Belastung für die Innenstadtwirtschaft.“ Deshalb danke sie der MVB für die Bereitschaft, diese Modernisierung um ein Jahr zu verschieben.
Birgit Münster-Rendel, Geschäftsführerin der MVB, ergänzt laut Mitteilung: „Der Alte Markt ist die zentrale Haltestelle in Magdeburg und für viele der Einstieg in die Innenstadt. Neben wichtigen Einkaufs- und Gastronomieangeboten ist er auch das Tor zu bedeutenden Anlaufstellen wie dem Rathaus. Der Zustand der Anlagen erfordert dringend eine Erneuerung. Dennoch verstehen wir die Anliegen der Händler und unterstützen eine lebendige Innenstadt.“ Der gefundene Kompromiss ermögliche es den MVB, die große Baumaßnahme um ein Jahr zu verschieben. Gleichzeitig müssten die MVB im kommenden Jahr Instandhaltungsmaßnahmen durchführen, um den Verkehr bis 2026 aufrechtzuerhalten.
Dennoch: Teilweise Gleistausch im kommenden Jahr
Wie MVB-Sprecher Tim Stein auf Nachfrage dazu erklärte, müssen ungeachtet des gefundenen Kompromisses im nächsten Jahr im Bereich der Haltestelle die nach Norden führenden Gleise komplett ausgetauscht werden. Rund 250.000 Euro müssten dafür investiert werden. Weil sich im Zuge der dann in 2026 anstehenden Modernisierung die Gleislage ändern wird, müssten die MVB den Bereich dann abermals bearbeiten.
Aufatmen bei den Innenstadthändlern: „Dass Stadt und MVB unserem Vorschlag folgen, ist eine wichtige Entscheidung. Die Verschiebung gibt den Händlern Raum, sich von den vergangenen schwierigen Jahren zu erholen“, so IG Innenstadt-Sprecher Arno Frommhagen. Dass die Modernisierung der Gleisanlagen notwendig ist, sei auch den Händlern klar. „Und es ist ja auch etwas Positives, dass investiert wird. Doch die Baumaßnahme im nächsten Jahr zeitgleich mit den SMW durchzuführen, hätte Kollateralschäden gegeben“, ist er sich sicher. Die Innenstadthändler würden sich mit dem gefundenen Kompromiss nun „verstanden und mitgenommen“ fühlen, sagte er.