1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Magdeburg
  6. >
  7. Kunst und Kultur: Neue Ausstellung in Magdeburg bricht mit Klischee des leidenden Künstlers

Kunst und Kultur Neue Ausstellung in Magdeburg bricht mit Klischee des leidenden Künstlers

Im Q.Hof in Magdeburg-Buckau eröffnet am Freitag (3. Mai) eine neue Ausstellung. Sari Prieto zeigt darin welche Schönheit und Kraft im vermeintlich Unperfekten liegen kann.

Von Konstantin Kraft 03.05.2024, 06:40
Sari Prieto steht hier neben einem Gemälde, an dem sie gerade noch arbeitet. Es ist die Fortführung einer Arbeit von Ralf Kuhn.
Sari Prieto steht hier neben einem Gemälde, an dem sie gerade noch arbeitet. Es ist die Fortführung einer Arbeit von Ralf Kuhn. Foto: Konstantin Kraft

Magdeburg - Das Gemälde, an dem Sari Prieto gerade arbeitet, ist unvollendet. Es ist die Fortführung einer Arbeit von Ralf Kuhn, der inzwischen verstorben ist. Die roten Farbspuren im Hintergrund stammen von ihm, die Federn, die darauf zu sehen sind, hat Prieto ergänzt.

Das Bild ist noch nicht fertig – vielleicht muss es das aber auch gar nicht werden. Es ist unperfekt, aber entfaltet dennoch eine ästhetische Wirkung. „Der Anspruch auf Perfektion kann selbstzerstörerisch sein“, sagt Sari Prieto.

Ralf Kuhn, mit dem sie in den 2000er Jahren im Kunst- und Atelierhaus Hagen zusammengearbeitet hat, ist dafür ein trauriges Beispiel. Er war extremer Perfektionist. Das ging so weit, dass er praktisch keines seiner Werke fertiggestellt habe, sondern ständig übermalt hat.

Bisher nicht ausgestellt

All diese Arbeiten sind deshalb bisher nie präsentiert worden. „Er war ein so talentierter Künstler. Ein Ansatz der Ausstellung ist es, sein Können zu zeigen.“

So werden im Q.Hof in der Brauerstraße 4 in Magdeburg-Buckau jetzt eine Reihe von ungesehenen Werken des Künstlers ausgestellt. Darunter Gemälde und Skulpturen. Daneben zeigt Sari Prieto Malerei und Digital Art.

Blick auf eines der Werke von Ralf Kuhn. Es war aus seiner Sicht noch unfertig.
Blick auf eines der Werke von Ralf Kuhn. Es war aus seiner Sicht noch unfertig.
Foto: Konstantin Kraft

So zum Beispiel „the ever changing“. „Das Ölbild hat mit mir eine vierjährige Konversation geführt“, erzählt die Künstlerin. Zu Beginn hatte sie den Anspruch, ein Arrangement von Federn möglichst detailgenau nachzumalen. Das gelang nie perfekt. Immer wieder setzte sie deshalb neu an.

Doch dann änderte sich eines Tages ihr Blick auf das Geschaffene. Es wurden ästhetischen Formen sichtbar, die über die bloße Wiedergabe des Vorbilds hinausgingen. Und damit eröffnete sich für Sari Prieto zugleich ein Weg aus ihrem eigenen Drang zum Perfektionismus.

„Das Bild ist ein Schlüsselpunkt.“ Hier begründete sich eine neue Ästhetik des Unperfekten, des loslassen können. Aus Angst wurde Mut. Aus einem destruktiven Perfektionismus wurde ein konstruktiver. Das Unperfekte wurde perfekt.

Wandel hat etwas Befreiendes

Dieser Wandel hat etwas Befreiendes und kann Kräfte freisetzen. Statt „es ist nie genug“, müsse es heißen „es ist, wie es ist“. Mit diesem Plädoyer für das Unperfekte will Sari Prieto auch mit einem weit verbreitenden Klischee des Kunstschaffenden brechen.

„Ich muss als Künstlerin nicht leiden.“ Ein obsessiver Perfektionismus, der Künstler davon abhalte, der Welt Kunst und damit Schönheit zu schenken, ist schlecht. „Der Menschheit gehen sonst so viele Bilder verloren.“

Zum Hintergrund: Die Ausstellung „Unperfekt. Von Angst zu Mut“ von Sari Prieto feiert am Freitag (3. Mai) um 18 Uhr ihre Vernissage im Q.Hof in der Brauereistraße 4. Es gibt eine musikalische Begleitung. Interessierte Besucher sind willkommen. Der Eintritt ist frei. Die Schau bleibt dann bis zum 17. Mai zu sehen.