Galerie Himmelreich Neue Ausstellung in Magdeburg eröffnet - Was Besucher erwartet
In der Galerie Himmelreich in Magdeburg zeigen kreative Köpfe des Elbestädter Kunstvereins Zinnober ihre einzigartigen Werke - frei von Kategorie und Grenzen. Was die Besucher in der Ausstellung „Die Schwerkraft ist aufgehoben“ erwartet
Magdeburg - Gegenwärtig geht es besonders ungezwungen und fröhlich in der Galerie Himmelreich zu. Ganz unterschiedliche Handschriften von zehn Frauen und Männern des Elbestädter Kunstvereins Zinnober gehen über den Jahreswechsel eine Symbiose ein. Dicht an dicht hängen an die 40 Arbeiten, füllen die Ausstellungsräume aus. Es macht Freude, die ungewöhnliche Schau zu entdecken.
„Outsiderkunst“ stand lange Zeit am Schaufenster des vereinseigenen Ateliers in der Großen Diesdorfer Straße. Der Schriftzug ist verschwunden. Warum hieß es Kunst für Außenseiter? Der Vorsitzende des Kunstvereins Zinnober, Wolfram Stäps, schmunzelt bei der Frage. Er ist selbst Künstler, Diplompädagoge und Leiter der Hugo-Kükelhaus-Schule Magdeburg. Ja, eigentlich folgte diese Beschreibung eher einem Trend.
Kunst werde eben stets in Kategorien gesteckt, hier sei es eben nicht anders. Geistig behinderte Menschen, die gemeinsam tätig sind, müssten auch in diesem Fall um Anerkennung ringen. Das funktioniert seit 1997. Einen vergleichbaren Zusammenschluss sucht man in ganz Sachsen-Anhalt vergeblich.
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Freies künstlerisches Arbeiten ist Thema bei Ausstellung in Magdeburg
Die Magdeburger verfolgen keine therapeutischen Ziele, das gibt es in vielen Einrichtungen der Behindertenhilfe. Hauptanliegen von Zinnober sei es, den behinderten Menschen im Alter von 17 bis 64 Jahren ein freies künstlerisches Arbeiten in ihrer Freizeit zu ermöglichen, sagt Stäps. Das funktioniert außerordentlich gut. So hängen „echte Kunstwerke“ im 140 Quadratmeter großen eigenen Atelier. Sponsoren machen es möglich, dass es die Künstler ständig nutzen können.
Längst verlässt der Verein regelmäßig sein Domizil, zeigt Arbeiten auch überregional in eigenständigen Expositionen oder auf Kunstmessen. Dort finden diese volle Anerkennung. Vor vier Jahren gab es erste Kontakte zum Himmelreich auf der Kunst/Mitte. Daraus entstand die konkrete Idee für das aktuelle Projekt.
„Für uns ist das wie eine Auszeichnung, in Räumen auszustellen, in denen sonst eigentlich fast ausschließlich Profis präsent sind“, sagt Wolfram Stäps stolz. Seit eineinhalb Jahren begleitet Caroline Kambach die geistig Behinderten. Durch eine Kleinanzeige fand die Frau aus der Hotellerie den Weg in den Verein und bereut diesen Schritt keinesfalls.
Ehrenamtlich schaut Joel Janipour regelmäßig nach dem Rechten. Im April führte in der Weg erstmals dorthin, weil er einem der Künstler eine Zeitlang auf dem Heimweg begleiten sollte. Daraus wurde schnell eine feste Mitarbeit des Medizinstudenten.
Unterschiedliche Techniken werden verwendet
Zahlreiche unterschiedliche Techniken finden bei Zinnober ihren Niederschlag. Selbst Emailleobjekte sind bereits entstanden. Dazu waren die Vereinsmitglieder im sächsischen Penig. Im dortigen Muldenthaler Emaillierwerk arbeitet auch regelmäßig der Hallenser Moritz Götze, der unkompliziert den Kontakt vermittelte.
Torsten Klotzsch hat sich in dieses Verfahren regelrecht verliebt. Mehrere Köpfe hat er geschaffen, die im Himmelreich zu sehen sind. Unkonventionell bringt Lisa Schaumburg ihre Motive auf alte Planen, die so ein neues Leben erhalten.
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Ihre Seerosen beispielsweise leben regelrecht auf, überraschen durch ihre unkonventionelle Umsetzung. Oder die Bilder von Sandra Braunsberger. Sie weisen Parallelen zur naiven Malerei auf, sind unkompliziert, versprühen eine regelrechte Fröhlichkeit.
Das Mädchen mit der Eiswaffel trägt den Titel „Kirsch, Waldmeister, Schlumpf“. Mitten in üppiger Natur unternimmt sie auf einem weiteren Bild einen Spaziergang mit Katze. Wer da nicht lächeln muss, ist selbst schuld.
Begleitung und Beratung der Künstlerinnen und Künstler
„Kunst und geistige Behinderung schließen sich keineswegs aus“, zieht Wolfram Stäps ein Resümee. Eigentlich, so räumt er ein, haben die Künstler bei „Zinnober“ kaum Anleitung nötig. Beratung bei den unterschiedlichen Techniken müsse sein, ansonsten gestaltet jeder seine Bilder eigenständig. „Eigentlich schließen wir bei uns im Atelier nur die Türen auf und lassen dann allen freie Hand für ihr Gedanken und Fantasien.“
Die Ausstellung „Die Schwerkraft ist aufgehoben“ mit Objekten und Bildern aus dem Kunstverein Zinnober sind bis zum 3. Januar 2025 in der Galerie Himmelreich, Breiter Weg 213b/Ecke Danzstraße, zu sehen.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag von 11 bis 17 Uhr und Samstag von 10 bis 13 Uhr.