Technikmuseum Magdeburg Neues Exponat zeugt vom Schweißen im luftleeren Raum
Das Elektronenstrahlschweißen hat viele Vorteile. Eine Pionieranlage auf diesem Gebiet wird jetzt im Magdeburger Technikmuseum ausgestellt. Die Anlage kam als Stiftung von pro-beam in das Museum.
Magdeburg - „Das ist ein Pioniergerät. Eines der wenigen, die noch existieren“, sagte Christian Marlow. Er ist Sammlungsleiter im Technikmuseum. Seit August steht im Eingangsbereich der Ausstellung eine Elektronenstrahlschweißanlage.
Dieses wurde 1960 bei Carl Zeiss in Oberkochen (Baden-Württemberg) gebaut und war zuletzt bei pro-beam mit Standort in Burg untergebracht. Von dort wanderte die Anlage als Stiftung des Unternehmens in das Technikmuseum.
Dadurch soll dieses tonnenschwere Zeugnis einer technischen Innovation für die Nachwelt erhalten werden. Die Transportkosten nach Magdeburg übernahm der Förderverein des Museums in der Dodendorfer Straße 65.
Sohn der Stadt ist Entdecker des Vakuums
„Bis 2003 war die Anlage funktionstüchtig“, so Alexander Krull, Leiter Arbeitsvorbereitung bei pro-beam in Burg. Das Elektronenstrahlschweißen ist in den 1950er Jahren entwickelt worden.
Die Anlage, die nun im Technikmuseum steht, war zum Zeitpunkt ihrer Serienfertigung die größte ihrer Art überhaupt. Sie bereitete den Weg für eine neue Technologie.
Bei dieser Form des Schweißens wird ein Elektronenstrahl im Vakuum erzeugt. Dieser ist extrem heiß (30 000 Grad) und bringt das eingelegte Werkstück zum Schmelzen. Vorteile: Materialien wie Aluminium und Titan können verarbeitet und auch schwer erreichbare Stellen verbunden werden.
Mit dem Verfahren können „sehr exakte, sehr feine Schweißungen“ ausgeführt werden. Bohrungen sind ebenfalls möglich. Durch Bullaugen in der „Vakuum-Kammer“ kann der Prozess kontrolliert werden. Das Besondere: Der 5-Achsen-Manipulator in der Anlage stammt aus der Planetarien-Produktion von Carl Zeiss.
Wie eingangs erwähnt wurde die Elektronenstrahlschweißanlage mit der Typenbezeichnung ES 1013 allerdings nicht im Werk Jena von Carl Zeiss gebaut, sondern in Oberkochen. Es handelt sich also um ein Industrieprodukt aus dem Südwesten von Deutschland.
Warum passt das Exponat dennoch in die Ausstellung des Technikmuseums? Als Stadt des Schwermaschinenbaus habe Magdeburg eine starke Schweißtradition, so Christian Marlow. Dementsprechend füge sich dieses Pioniergerät auf dem Gebiet gut in die Schau ein.
Außerdem zählt Otto von Guericke zu einem der berühmtesten Söhne von Magdeburg. Als Wissenschaftler ist er der Entdecker des Vakuums. Die Forschung zum luftleeren Raum ist essenziell für die Erfindung des Elektronenstrahlschweißens.