Schwimmstar aus Magdeburg kommen vor Rührung die Tränen Olympiasieger Lukas Märtens wird ein Magdeburger des Jahres
Zum 33. Mal wählten die Volksstimme und ihre Leser die Magdeburger des Jahres. Zu den Geehrten gehört auch Lukas Märtens, Schwimm-Olympiasieger und bekennender Magdeburger. Während der Laudatio auf ihn kamen ihm die Tränen.

Magdeburg - Seit 1992 wählen die Leser der Volksstimme die Magdeburger des Jahres. Nachfolgend die Laudatio auf Lukas Märtens, gehalten von Volksstimme-Lokalchef Rainer Schweingel auf der Gala für die Kandidaten im Alten Theater am Jerichower Platz in Magdeburg.
3 Minuten, 41 Sekunden und 78 Hundertstel. Oder anders ausgedrückt: 221 Sekunden. Das sind knapp 4 Umdrehungen eines Sekundenzeigers auf einer Uhr. Und sie können je nach Ansicht lang oder auch ganz kurz sein. Die Zeit reicht beispielsweise nicht mal aus, um zum Beispiel ein Ei zu kochen. Ganz sicher reichen die Sekunden aber auch aus, um die Welt zu verändern. Und zwar zunächst die von Schwimmer Lukas Märtens.
Packendes Finale bei Olympia in Paris
Der Modellathlet vom SC Magdeburg erfüllte sich eben in jenen 221 Sekunden einen Kindheitstraum und machte Magdeburg zugleich ein großes sportliches Geschenk. Bei den Olympischen Spielen in Paris schwamm er am 18. Juli in einem packenden Finale über 400 Meter Freistil zu Gold. Und er war damit über 400 Meter nicht nur schneller als die Konkurrenz, sondern vielleicht auch schneller als mancher von uns zu Fuß über diese 400 Meter.
Lesen Sie auch:Immer auf dem neuesten Stadt mit dem kostenlosen Newsletter der Volksstimme
Als Lukas Märtens wenig später auf dem Siegerpodest die Nationalhymne hört, ist nur allzu verständlich, dass Glückstränen übers Gesicht kullern. Millionen Sportfans an den TV-Geräten geht es dabei nicht viel anders.
Die Stunde des Triumphs
Glückselig über den Olympiasieg vergisst er auch in der Stunde seines persönlichen Triumphs nämlich nicht, denen zu danken, die ihn dahin gebracht haben. Als er am ARD-Mikrofon live danach gefragt wird, präsentiert er sich, seine Sportart und seine Heimat überaus sympathisch wie unbekümmert. Er dankt neben seinen Eltern, Verwandten, Trainern, Freunden und Förderern eben auch seiner Heimatstadt Magdeburg. Einfach so sprudelt dann der Satz des Jahres in der Dankesrede aus ihm heraus: „Magdeburg ist für mich die schönste Stadt der Welt“.
Über die ARD live in die Welt hinaus getragen
Was wir Magdeburger natürlich schon lange wissen, trägt der in Magdeburg-Diesdorf Aufgewachsene an diesem Tag via TV in die Welt hinaus.
Und vor den Fernsehbildschirmen sagen sich in diesem Augenblick wohl viele: Wenn dieser sympathische bodenständige Sportsmann im Wasser ein solches Rennen abliefern kann, dann muss doch an seinem Lob für die Heimatstadt Magdeburg etwas dran sein. Was Lukas Märtens mit den liebevollen wie spontanen Worten zu Hause und weltweit auslöst, ahnt er zu diesem Zeitpunkt nicht.
Balsam auf die Seele
Für viele Magdeburger sind seine Botschaft Balsam auf die jahrzehntelang geschundene Seele der Stadt. Verkannt als graue Maus, verschrien als Nazi-Hochburg und Extremisten-Sammelbecken, abgestempelt als perspektivlose Ex-Schwermaschinenbaustadt, ein Schmuddelkind, mit dem nicht viele spielen wollten – Magdeburg war vor allem für manche Außenstehende so vieles in den vergangenen 34 Jahren – und ist genau das nie wirklich gewesen.
Differenzieren
Aber eine ganze Stadt für nicht entschuldbare Ausfälle Einzelner in Haftung zu nehmen, statt zu differenzieren – das war und ist falsch und hat immer nur denen in die Hände gespielt, die genau das wollten. Das gilt übrigens auch für andere Städte.
Lesen sie auch:Das sind die Magdeburger des Jahres 2024
Aber: Wie „schön“ eine Stadt ist, hängt eben nicht nur von Bauten, sondern vor allem den Menschen ab, die in ihr leben. Und genau das meint eben auch ein Lukas Märtens, wenn er von Magdeburg als der „schönsten Stadt der Welt“ spricht – was er später in vielen weiteren Shows wiederholt. Ihm geht es bei diesem Satz eben nicht um verwinkelte Gässchen oder mondäne Geschäftsbauten.
Sondern es sind die Menschen hier. Eltern, Verwandte, Trainer, Freunde, Förderer, Lehrer, die alle mitgeholfen haben das zu werden, was er heute selbst ist: ein von jenen Magdeburgern, die anpacken, anderen helfen und ihrer Heimat etwas zurückgeben – und sei es seiner Heimatstadt mit einer Liebeserklärung vor einem Millionenpublikum.
Er ist einer von uns
Lukas Märtens’ Botschaft fügt sich dabei so wunderbar in den jahrelangen Kampf ein, den Magdeburger, Lokalpolitiker, Stadtmarketing-Experten, Kulturschaffende, Unternehmer, Sportler und viele andere schon lange führen: Anderen Magdeburg so zu zeigen wie es wirklich ist: eine lebens- und liebenswerte Stadt, in der nicht alles perfekt ist, aber in der man wunderbar leben kann.
Was bleibt also? Die Erkenntnis: Lukas Märtens war und ist einer von uns, der die von ihm selbst verdiente plötzliche Popularität spontan nutzt, um seiner wie unseren Stadt etwas zurückzugeben.
Applaus, Applaus bitte!
„Magdeburg ist die schöne Stadt der Welt“ – wir Magdeburger wissen das. Aber natürlich stimmt auch: Das muss nicht jeder unterschreiben. Es reicht doch schon, wenn man sich vorurteilsfrei selbst eine Meinung über die Stadt bildet – in dem man zum Beispiel einfach mal herkommt.
Lesen Sie auch:Hier trainiert gerade Lukas Märtens für die nächsten Ziele
Und dafür hat Lukas Märtens eine ganze Menge getan, wie ich finde und sich deshalb jetzt auf jeden Fall eines verdient: Einen Applaus über mindestens 3 Minuten, 41 Sekunden und 47 Hundertstel! Herzlichen Glückwunsch an Lukas Märtens!