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Volksstimme-Leser wählen Roland Müller und Kurt Petzerling mit 14,2 Prozent der Stimmen auf Platz 3 Ottersleber zeigen, wie lebendig die Stadtteile sind

14.01.2013, 01:29

Über 5000 Stimmabgaben verzeichnete die Wahl zum Magdeburger des Jahres 2012. 14,2 Prozent entfielen auf Roland Müller und Kurt Petzerling. Volksstimme-Redakteur Marco Papritz mit seiner Laudatio für die Drittplatzierten.

Beim Blick auf die vergangenen zwölf Monate drängt sich der Eindruck auf, dass nie zuvor so viel gefeiert wurde in der Landeshauptstadt. Es ist rekordverdächtig, was allein in den Stadtteilen und Ortschaften los war. Beispiele gibt es genug: 40 Jahre Neu-Reform, 200 Jahre neues Sudenburg und Neue Neustadt. Sowohl Lemsdorf, Beyendorf als auch Diesdorf setzten mit ihren 1075-jährigen Bestehen noch eins drauf. Auch der Stadtteil Ottersleben reihte sich in diese Riege ein und blickte auf eine 1075 Jahre währende Geschichte zurück.

Ein Festjahr wie im Rausch, möchte man meinen in Bezug auf das, was die Ottersleber mit Kurt Petzerling und Roland Müller an der Spitze einer Vorbereitungsgruppe auf die Beine gestellt haben. Während sich andere Stadtteile auf ein Festwochenende konzentrierten, dehnten die Ottersleber ihre Feierlichkeiten auf ganze zwölf Monate aus. Zwölf Monate, in denen Veranstaltungen wie Dia-Vorträge, Lesungen und Führungen immer ein Stückchen Heimatgeschichte für die Bewohner und für Gäste bereithielten. Dazu gesellten sich Konzerte und Abende, an denen Plattdeutsch gesnackt wurde, sowie Kabarettveranstaltungen.

Drei Jahre Planung - die Vorbereitungszeit verfliegt schnell

Was können wir tun, um das Jahr 2012 unvergesslich zu machen? Das fragte vor drei Jahren Roland Müller als Vorsitzender des Bürgervereins "Bürger für Ottersleben" (BfO) seinen Amtskollegen Kurt Petzerling vom Heimatverein Ottersleben (HVO). Und schon ratterte es in den Köpfen und allerhand Ideen wurden zusammengetragen. Drei Jahre? Das klingt nach einer sehr langen Zeit. Die jedoch im Nu verging, wie beide Kandidaten berichteten.



Und auf einmal war sie heran, die krönende Festwoche im September, die mit vielen Details gespickt war. So wurden beispielsweise mit Jutta Spettmann, Gerlinde Ziehrer und Irmgard Strumpf die Ur-Enkelinnen des früheren Ottersleber Heimatforschers Christian Peicke, die in verschiedenen Regionen Deutschlands leben, bei einer Festveranstaltung als Auftakt der Festwoche eingeladen, die diese Einladung sehr gern annahmen. Aufgrund des Engagements der Ottersleber ist die von Peicke verfasste Chronik mittlerweile auch wieder aufgelegt worden.

Wie verrückt die Menschen in dem Ort sind, der 937 in einer Schenkungsurkunde von Kaiser Otto dem Großen an das Magdeburger Mauritiuskloster erstmals erwähnt wurde, zeigt sich unter anderem daran, dass einer aus ihrer Mitte mal eben im Festjahr 1075 Kilometer mit dem Fahrrad zurücklegte und mit einer ortstypischen Flagge den Brocken zu einer Außenstelle von Ottersleben erklärte.

Über 1500 Teilnehmer schließen sich dem Festumzug an

Als absoluter Höhepunkt der Festwoche und des Festjahres entpuppte sich dann der 16. September. Oberbürgermeister Lutz Trümper war dabei einer von über 1500 Teilnehmern, die beim Festumzug durch Ottersleben mitwirkten. Auf einer Länge von etwa 800 Metern berichteten Kirchenvertreter, Vereine aus Ottersleben, aus anderen Stadtteilen und der Umgebung, Schüler und Kindergartenkinder in 14 Bildern von der 1075-jährigen Geschichte von Ottersleben. Etwa von der Plünderung durch Herzog Alba und sein Gefolge, von Kirchenerrichtungen und von der Nachkriegszeit. In 90 Minuten legte der bunte Tross mit dekorierten Wagen, Bussen, Traktoren, Oldtimern und Motorrädern die 2,5 Kilometer lange Strecke zum Eichplatz zurück, wo die Teilnehmer jubelnd empfangen wurden. Egal wohin man auch sah, die Bewohner von Ottersleben und ihre Gäste lagen sich glücklich in den Armen, tanzten oder verlegten das Sektfrühstück spontan auf die Straße.

Wolfgang Rauls, ehemaliger Bürgermeister von Gommern und Chef der Vorbereitungsgruppe für den Sachsen-Anhalt-Tag in diesem Jahr, kam zum Spionieren zum Umzug. Und auch der in Ottersleben sehr bekannte Boxer Helmut Radant, der sich in den 1940er Jahren als Berufsboxer verdient machte und nur selten in der Öffentlichkeit zeigt, ließ sich das Spektakel nicht entgehen. Über 400 Luftballons aus den Händen der Kinder färbten den Himmel über Ottersleben kurzzeitig gelb.

Kurt Petzerling und Roland Müller sind maßgeblich dafür verantwortlich, dass mit dem Festjahr 2012 und dem Festumzug ein neues Kapitel in Otterslebens Geschichte hinzugefügt wurde.

Wie die beiden es geschafft haben, dem Wettergott zum Ottersleber zu machen und ihm nach zwei Regentagen während des 25. Volks- und Heimatfestes zum Festumzug einen fantastischen Sonnentag abzuschwatzen, das bleibt wohl ihr Geheimnis.

Kein Geheimnis dagegen ist, dass die gesamte Organisation in unzähligen Stunden ehrenamtlich auf die Beine gestellt wurde und dass dank des Verhandlungsgeschicks der beiden Vereinsvorsitzenden die Ideen die nötigen Unterstützer fanden. Und mal eben beeindruckende 749 Stimmen der Volksstimme-Leser.

Kurt Petzerling und Roland Müller haben stellvertretend für all die Bürger- und Heimatvereine in Magdeburg gezeigt, wie viel Leben in den Stadtteilen steckt. Ottersleben, das einst als größtes Dorf Deutschlands galt, verpassten sie eine hervorragende Außendarstellung und führten Alt-Ottersleber und die "Tauetreckten" zusammen. Dass man mit einem überschaubaren Budget arbeiten musste, darüber wurde nicht großartig lamentiert, sondern geschaut, wie sich untereinander geholfen werden kann, um all die vielen Vorhaben umzusetzen. Nahezu jeder Verein, jede Einrichtung und jeder Gewerbetreibende wurde im Festjahr eingebunden.

Herzlichen Glückwunsch, Roland Müller und Kurt Petzerling, zum 3. Platz bei der Wahl zum Magdeburger des Jahres.

Morgen: Plätze 4-10.

Berichte von der Galaveranstaltung, Interviews mit den Kandidaten und Fotos sind im Internet hinterlegt: www. volksstimme.de/magdeburg