1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Magdeburg
  6. >
  7. Ferien und Freizeit: Ottopia: Magdeburg hat jetzt eine Kinderstadt

Ferien und Freizeit Ottopia: Magdeburg hat jetzt eine Kinderstadt

Magdeburgs Kinderstadt „Ottopia“ hat ihre Tore geöffnet. Bereits am ersten Tag florieren die Geschäfte und die Auftragsbücher vieler Gewerke sind voll. Und doch: Es gibt noch freie Plätze.

Von Karolin Aertel Aktualisiert: 22.07.2024, 16:06
Die letzte Amtshandlung, die Erwachsene in Ottopia vornehmen dürfen: Der Geschäftsführer der Europäischen Jugendbildungsstätte, Christian Scharf, der Jugendkoordinator Holger Paech und Magdeburgs Sozialbeigeordneter Ingo Gottschalk eröffneten am Montag die Kinderstadt.Fotos (3): Karolin Aertel
Die letzte Amtshandlung, die Erwachsene in Ottopia vornehmen dürfen: Der Geschäftsführer der Europäischen Jugendbildungsstätte, Christian Scharf, der Jugendkoordinator Holger Paech und Magdeburgs Sozialbeigeordneter Ingo Gottschalk eröffneten am Montag die Kinderstadt.Fotos (3): Karolin Aertel Foto: Karolin Aertel

Magdeburg. - Die Tore nach Ottopia hatten sich gerade erst geöffnet, schon klingelten die Kassen. Eine lange Schlange bildete sich am Bankschalter. Damit die Wirtschaft in Schwung kommt und floriert, bekamen alle 40 Gewerke schon mal ein stattliches Startkapital. Ob Steinmetz, Gärtnerei oder Holzwerkstatt – mit 200 Topi (Währung) startete am 22. Juli 2024 das Leben und Arbeiten in der Kinderstadt.

Vom Baumarkt bis zur Gärterei: In Ottopia gibt es fast alles

An alles ist in Ottopia gedacht worden. Im Baumarkt bekommen die 8- bis 14-Jährigen, was sie zum Arbeiten benötigen. Es gibt eine Bank und auch eine Gastronomie, eine Sprachschule, einen Schneider, eine Schmuckwerkstatt. In der Uni können die Jungen und Mädchen ihren Bachelor machen und so mehr Topi verdienen.

Sie können politisch aktiv sein oder handwerklich. Sie könne bauen, rechnen oder schreiben. Auch Medien gibt’s in Ottopia. Täglich wird eine Zeitung herausgebracht und erstmals gibt’s auch ein Radio. Ob ein Stadtoberhaupt und Ratsmitglieder bestimmt werden, wird sich in den kommenden Tagen zeigen. Denn alles, was in Ottopia passiert, entscheiden die Kinder selbst.

Melina Kineldey (links) war schon zwei Mal Bürgermeisterin und  –  auch das ist möglich – wurde von Nini adoptiert.
Melina Kineldey (links) war schon zwei Mal Bürgermeisterin und – auch das ist möglich – wurde von Nini adoptiert.
Karolin Aertel

Ein Visum für Erwachsene

Erwachsene haben in der Kinderstadt nichts zu sagen. Eltern müssen draußen bleiben. Es gibt lediglich die Möglichkeit, ein Visum zu beantragen, um Ottopia zu sehen.

Bis zum 2. August 2024 können die Kinder in der Zeit von 10 bis 17 Uhr auf dem Gelände der Villa Böckelmann das Leben lernen. Die Teilnehmerzahl ist auf 450 pro Tag begrenzt.

Es sind noch 600 Plätze frei

Insgesamt stehen 4.500 Plätze für den gesamten Zeitraum zur Verfügung, 3.900 sind bisher vergeben. Anmeldungen für die kostenfreie Teilnahme sind über die Ottopia-Internetseite folglich noch möglich.

120 Helfer stehen den Jungen und Mädchen zur Seite, darunter 30 internationale aus Ländern wie Spanien, Italien, Frankreich und Schweden. Sprachkurse und Kulturaustausch sind quasi inklusive.

Bereits seit 2010 gibt es Kinderstädte in Magdeburg. War es bis 2018 Elberado vom gleichnamigen Verein, ist es seit 2021 Ottopia – ein Projekt, der Europäischen Jugendbildungsstätte in Ottersleben. Katharina Remiorz ist seit 2012 mit dabei und jedes Jahr aufs Neue davon beeindruckt, wie viel die Kinder von der Erwachsenenwelt schon wissen. So seien von den Jungs und Mädchen der Stadtverwaltung schon wenige Minuten nach der Eröffnung Steuern beschlossen worden.

Es wurde anschließend aber auch überlegt, wen oder was damit gefördert werden könnte. Ebenso seien sogleich Kontoführungsgebühren eingeführt und Aufträge vergeben worden. „Es ist schön zu sehen, wie die Kinder mit der Zeit reifen“, sagt Katharina Remiorz. „Wir mischen uns von Anfang an nicht ein, sondern supporten nur. Und irgendwann sind wir obsolet.“ Die Wege, wie die Kinder Probleme lösen, seien meist unkonventionell aber sie funktionieren. Da könne sogar noch manch’ Erwachsener etwas lernen.

Zeitungsmacher bei der Arbeit: Adele Albrecht (von rechts), Henri Pertz und Leonardo Schweighöfer arbeiten in Ottopia als Journalisten. Sie berichten täglich, was in Magdeburgs Kinderstadt passiert.
Zeitungsmacher bei der Arbeit: Adele Albrecht (von rechts), Henri Pertz und Leonardo Schweighöfer arbeiten in Ottopia als Journalisten. Sie berichten täglich, was in Magdeburgs Kinderstadt passiert.
Foto:Karolin Aertel
Ottopia ist interkulturell: 17 Franzosen sind unter den Betreuern. Max Schubert (links), angehender Französischlehrer, hilft bei der Verständigung.
Ottopia ist interkulturell: 17 Franzosen sind unter den Betreuern. Max Schubert (links), angehender Französischlehrer, hilft bei der Verständigung.
Foto: Karolin Aertel