Die Ergebnisse des Bildhauersymposiums Stadt-Land-Fluss in Buckau "Peterchens Mondfahrt"
Zwei Wochen lang arbeiteten Künstler der Region beim Bildhauersymposium Stadt-Land-Fluss in Buckau an Skulpturen und Objekten für den öffentlichen Raum. Am Wochenende endete das Arbeitstreffen. Die Ergebnisse beeindrucken vor allem mit Blick auf ihre kurze Entstehungszeit.
Magdeburg l Nicht alle sind "fertig" geworden - allerdings war die "Fertigstellung" von neun Kunstwerken auch nicht unbedingt die Auflage an die neun am Symposium beteiligten Künstler der Region; sie wäre vermessen gewesen. Ihren Platz an verschiedenen Standorten in Buckau sollen die Skulpturen und Objekte erst im kommenden Frühjahr finden. Es bleibt also Zeit zur "Nacharbeit".
Die Stimmung ist blendend am Sonnabend im Buckauer Werk 4, im Gemeinschafts-atelier auf Zeit in einer alten Industriehalle an der Brauereistraße. Die Künstlerschar schwingt den Besen rund ums eigene Werk, beräumt Arbeitsgeräte und verlegt Kabel. Gen Mittag laufen die Vorbereitungen für die abendliche Schlusspräsentation auf Hochtouren.
Cathleen Meier schippt kiloweise Holzspäne in Mülltüten und schleppt sie aus der Halle. Sie hat in zwei Wochen drei lebensgroße Kinder geschaffen und ist noch nicht ganz zufrieden: "Na, was in zwei Wochen so zu schaffen war." Meiers Werk ist unfertig, aber die Künstlerin dennoch beglückt: "Das hat Riesenspaß gemacht."
Ihr Kollege Peter Adler kann stolz eine hölzerne Skulptur - drei Figuren und Mondsichel - präsentieren, deren Werden binnen nur zwei Wochen kaum glauben kann, wer den Künstler nicht vor Zweiwochenfrist dabei erlebte, wie er unbehauene Eichenholzstämme in die Halle schleppte. Adler ist zufrieden genug mit seinem Symposiumswerk, dass er sich einen selbstironischen Titel dafür gestattet: "Peterchens Mondfahrt".
Die Gelegenheit zur gemeinsamen zweiwöchigen Arbeit im Künstlerkollektiv, zumal mit Stipendium, hat auch Adler dermaßen begeistert, dass er den Organisatoren am Ende einen hölzernen Oscar - vergoldet - überreicht. Die Galeristen Sabine Schultz ("ÜberFLUSS") und Jürgen Hänel ("Kunstwerkstatt") strahlen bei der "Oscarverleihung" um die Wette. Nicht nur der Geste wegen. Beide sind nicht minder begeistert vom Symposium, von seiner Fruchtbarkeit und der gelungenen Arbeitsatmosphäre. "Das wollen wir auf jeden Fall noch einmal machen", sagt Jürgen Hänel, "wahrscheinlich in zwei Jahren".
Auch Friederike Bogunski, Beate Schoppmann und Anne Rose Bekker - drei der vier weiblichen Parts unter den neun Teilnehmern - wären gerne wieder dabei. "Das war ein schönes Arbeiten, gemeinsam und doch jeder ganz auf sein Werk konzentriert", sagt Bekker. Sie hat fünf ausdrucksstarke Holzfiguren geschaffen - schreiend, verzweifelt, gramvoll, nachdenklich, bedrängt - und nennt sie das "Stammesvolk", "eine von ihren eigenen Mitmenschen bedrohte Spezies".
Beate Schoppmann, eigentlich in der Malerei zu Hause, hauchte einem toten Baumteil (gefunden am Spionskopf) mit Bearbeitung und Farbe Leben ein. Fast meint man, das blutrote "Spionskopf-Herz" schlagen zu hören. Friederike Bogunski ließ eine moderne Form der "Pieta" (Leidensmutter Maria mit dem Leib Jesu) erstehen. Ihre Figuren sind frei von Geschlechtsmerkmalen. "Es geht um zwei Menschen und um das Halten und Aushalten. Wer will, kann einen schwulen Mann mit seinem aidskranken Freund sehen."
Paul Ghandi hat florale und urbane Strukturen in einen Stein gehauen, der im Foyer der Gruson-Gewächshäuser seinen Standort finden könnte. Heinz-Georg Marcks steuert ein "Klabauterschiff" bei, Stephan Groth eine abstrakte Holzskulptur, meterhoch aufragend. Holger Wenke provoziert mit einer Art betrunkenem Pferd - Holzbretter in Bierdosen-Verkleidung.
Das Arbeitstreffen ist Geschichte und doch nicht. Die Initiatoren sind entschlossen, der Tradition der Kunstsymposien wieder Leben einzuhauchen und Künstlern in Magdeburg regelmäßig Raum zur gemeinsamen Arbeit zu bieten.