Corona-Krise Picknickdecke trifft Magdeburger Kultur
Die Festung Mark plant in Magdeburg Picknicks als Wiedereinstieg ins Kulturleben und Unterhaltungsprogramm über die Corona-Krise hinaus.
Magdeburg l Kultur ist systemrelevant und unverzichtbar. Davon sei Christian Szibor als Chef der Festung Mark in Magdeburg überzeugt. „In sorgenvollen Zeiten massiver sozialer Einschränkungen und existenzieller Notlagen kommt der freien Kulturszene eine wichtige Aufgabe zu“, sagt er. Deshalb sucht er mit der Kulturfestung auch einen zügigen Wiedereinstieg ins Veranstaltungsprogramm.
Noch ehe die ersten Lockerungen zur Coronavirus-Pandemie umgesetzt waren, tüftelte er mit seinem Team an Veranstaltungsformaten, die drei Zielen gerecht werden sollten: Freude bringen, die Corona-Krise vergessen lassen und gleichzeitig den Vorschriften zur Eindämmung des Virus entsprechen. Entstanden ist die Idee der Magdeburger Kulturpicknicks. Mit der neuen Reihe, die bereits am 22. Mai 2020 starten soll, soll es bis Ende Juli Kultur in ihrer ganzen Bandbreite geben. Konzerte, Theateraufführungen, Kabarett- und Comedy-Vorstellungen, Gottesdienste und Public Viewing sollen die Zuschauer begeistern. Der Festungschef befinde sich dabei in enger Abstimmung mit den Behörden.
Gleichzeitig möchte das Team der Festung Mark Magdeburger Künstlern im wahrsten Sinne des Wortes eine neue Bühne und sichere Gagen bescheren und reiht sich damit ein in die Bestrebungen anderer Veranstalter, den Magdeburgern ein Stück Kultur zurückzugeben. So sind etwa Autokonzerte im Elbauenpark geplant, ein Autokino auf dem Messeplatz am Stadtpark soll bereits am kommenden Wochenende eröffnet werden.
Auf der Wiese des Hohepfortewallparks vor den Mauern der Festung Mark soll es nun die Möglichkeit geben, gemeinsam im Freien bei schönem Wetter Veranstaltungen zu erleben. Die Wiese wird dazu vermessen und dann entsprechend den Corona-Beschränkungen ausgerechnet, wie viele Decken mit jeweils maximal fünf Besuchern dort platziert werden können. Bereits zur Fußball-WM 2018 hatte die Festung die Wiese erschließen wollen und dort zu öffentlichen Übertragungen der Spiele eingeladen. Über eine App sollen die Nutzer der Picknickdecken dann auch Getränke und Speisen kontaktlos bestellen und bezahlen können. Am Einlass erhalten die Besucher gegen Vorlage der personalisierten Tickets neben der Picknickdecke zudem einen Kulturbeutel mit einer Auswahl an Getränken und Snacks, um den Aufenthalt zu versüßen, schwärmt Christian Szibor.
Der Kommandant Forteresse soll auf charmante Art und Weise für Ordnung und die Einhaltung der Corona-Bestimmungen sorgen – passend zur Anlage aus den Jahren 1863 bis 1865 natürlich mit preußischer Strenge, die den Besucher gleichzeitig zum Lachen bringen und an die Einhaltung der Regeln erinnern soll.
Heimische Künstler können sich ab sofort um die Bühne bewerben. Es sei durchaus denkbar, dass auch einmal ein bekannter überregionaler Künstler auftritt, sagt Szibor, vielleicht sogar als Benefizaktion für die Kultur in Magdeburg. Jeder Künstler soll mit Hilfe von Sponsoring-Leistungen und Fördergeld auch eine festgeschriebene Gage erhalten – Solokünstler haben am Ende einer Veranstaltung also genauso viel Honorar wie jedes einzelne Mitglied einer Band.
Und wie könnte es konkret aussehen? Es könnte zum Beispiel morgens um 10 Uhr ein Gottesdienst stattfinden, am frühen Nachmittag ein Kinderkonzert und in den späten Nachmittagsstunden oder am frühen Abend ein DJ auflegen, nennt Christian Szibor ein Beispiel, wie die Wiese bespielt werden könnte. In den nächsten Jahren könnte das Format dann unabhängig vom Coronavirus ausgebaut werden und zum Beispiel auch Jazz-Picknicks oder Ähnliches stattfinden.
Einen Bonus gibt es auch noch: Das Projekt soll in die Kulturhauptstadtbewerbung Magdeburgs einfließen und aufzeigen, wie die Stadt Magdeburg in Zeiten der Corona-Krise mit der heimischen Kultur umgeht.