Polizei Haft für Drogenboss nach Razzia in Magdeburg
Ein 35-jähriger Libanese und drei Komplizen wurden bei einer Razzia in Magdeburg gefasst. Sichergestellt wurden Kriegswaffen sowie Drogen.
Magdeburg l Mit lautem Knall wird eine Wohnungstür in einem Hochhaus im Norden der Stadt aufgesprengt. Die Spezialeinsatzkräfte nehmen den 35-jährige Abd M. und später einen seiner Komplizen fest. Sie legen beiden Männern Handschellen an. Die Beamten finden bei dem Libanesen 200 Gramm Kokain und zwei Messer.
Zeitgleich durchsuchen andere SEK-Beamte weitere Objekte in Magdeburg und Schönebeck, die teilweise als Depot genutzt wurden. Insgesamt nehmen die Polizisten neben dem mutmaßlichen Drogenboss insgesamt drei weitere Verdächtige fest. Es handelt sich um einen 19-jährigen Afghanen, einen 27-jährigen Iraner und einen 21-jährigen Syrer. Letzterer wird später wegen fehlenden dringenden Tatverdachts aber wieder freigelassen. Das bestätigte am Sonntag LKA-Sprecher Andreas von Koß.
Die anderen drei Männer sitzen seit dem Wochenende in Untersuchungshaft.
Insgesamt waren an dem Einsatz am Freitagabend 60 Beamte in Einsatz. Neben einem vollautomatischen Sturmgewehr AK 47 mit einem vollen Magazin, schussbereiten Pistolen, einem Granatwerfer, zwei Macheten und zahlreichen Messern stellten die Beamten auch Drogen von Crystal bis Kokain mit einem Marktwert von rund 150.000 Euro sicher. Auch zehn Funktelefone und 50.000 Euro Bargeld fielen den Ermittlern in die Hände.
Abd M. ist den Kriminalisten bereits seit August 2015 als führendes Mitglied der rockerähnlichen Gruppierung „AKC“ bekannt. Sie bestand nahezu ausschließlich aus syrischen, libanesischen und kurdischen Migranten. Damals galt er als Beschuldigter im Fall eines lebensgefährlichen Bauchschusses auf ein Mitglied der Hells Angels am Hasselbachplatz, die dort ein Lokal hatten. Weil die Waffe aber nie gefunden wurde und der angeschossene Rocker gegenüber der Polizei keine Angaben machen wollte, blieb der Fall unaufgeklärt. Doch das könnte sich jetzt mit der ballistischen Untersuchung der beschlagnahmten Waffen ändern.
Seit jener Festnahme damals und seiner Freilassung haben die Ermittler den „Paten von Magdeburg“ – wie sie ihn inzwischen nennen – aber nicht mehr aus den Augen gelassen. Er stand immer wieder im Verdacht Drogen zu verkaufen und den Handel über das Rockermilieu zu organisieren. Doch dem Libanesen mit Duldungsstatus, der familiär dem Miri-Clan in Bremen zugerechnet wird und Kontakte zum Abou-Chaker-Clan haben soll, konnten die Polizisten bisher nicht genügend nachweisen.
So wurde ein äußerst konspiratives Vorgehen des Mannes ausgemacht. Er nutzte zum Beispiel spezielle Handys, die alle Gespräche derart verschlüsseln, dass sie nicht abgehört werden können. Die Beamten haben dennoch Möglichkeiten gefunden, die Geschäfte des Mannes aufzudecken. Zunächst soll der Libanese am Hasselbachplatz, aus einer Shisha-Bar heraus mit Drogen gehandelt haben. Später zog er mit der Sisha-Bar laut der Ermittler in einen anderen Stadtteil um, möglicherweise wegen der erhöhten Polizeipräsenz in der Innenstadt.
LKA-Sprecher von Koß sprach von einem vollen Erfolg. Der Leiter der Abteilung für Organisierte Kriminalität im LKA, Guido Sünnemann: „Möglicherweise haben wir so auch eine bevorstehende, womöglich mit Schusswaffen ausgetragene Auseinandersetzung rivalisierender Schwerstkrimineller verhindern können.“
Volksstimme-Reporter Matthias Fricke sagte im Interview mit MDR Sachsen-Anhalt: "Die Festnahme ist ein empfindlicher Schlag gegen die organisierte Kriminalität im Land."