Gastronomie Premiere für die Hassel-Terrassen in Magdeburg
In einem Pilotprojekt sind in der Sternstraße Parktaschen zu Außenterrassen für die Gastronomie umgebaut worden. Ein Ratsbeschluss machte im Frühjahr den Weg dafür frei. Zwei Monate lang wird der Vorstoß nun getestet.
Magdeburg - Autos weichen der Außengastronomie. In der Sternstraße sind Parkbuchten in eine Terrassenfläche umgebaut worden. Nachdem der Stadtrat im April per Beschluss den Weg für das Pilotprojekt frei gemacht hat, werden hier nur noch Cocktails und Kaffee, jedoch keine Karosserien mehr abgestellt. Zumindest bis Oktober soll die etwa 35 Meter lange Außenfläche Platz für rund 60 Gäste des Hyde bieten. Ein Konzept, dass Städte wie Leipzig, Berlin und Köln längst praktizieren und in Magdeburg auf den Weg gebracht wurde, um Gastronomen nach den Lockdown-Schließungen wieder auf die Beine zu helfen.
Investition mit Risiko
Etwas, das in diesem Jahr nur bedingt funktionieren dürfte. Denn: Finanzieren müssen die Barbetreiber die Erweiterung der Außenfläche selbst. Das Hyde ist bisher die einzige Bar in der Sternstraße, die sich dafür entschieden hat. „Wir reden hier von einer sehr hohen Investition. Diese rechnet sich erst, wenn die Terrasse in den nächsten Jahren wieder aufgebaut werden kann“, erklärt Hyde-Chef Stefan Zeitz. Für dieses Jahr sei es eine Investition mit Risiko, sagt Dominik Maurer, Betriebsleiter des Hyde. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass die Pandemie nicht vorbei zu sein scheint. Doch nach monatelanger Schließung zähle momentan jeder Tisch. Nicht zuletzt, weil der Platz auf dem engen Fußweg in der Sternstraße ohnehin begrenzt ist und durch die Abstandsregelung von den regulären Plätzen etliche wegfallen.
Dass die Erweiterung der Außengastronomie möglicherweise Anreiz für die Ansiedlung weiterer Gastronomen ist, hofft zudem Marianne Tritz. Die Hasselmanagerin hat das Vorhaben bis zur Umsetzung begleitet und war Schnittstelle zwischen Gastronom und Stadt. Sie weiß, dass das Interesse an leerstehenden Lokalen in der Sternstraße da ist, aufgrund der Corona-Situation und eines erneut drohenden Lockdowns jedoch der Mut fehle, das Risiko einzugehen.
Dennoch freue sie sich darüber, dass nun zumindest für das Hyde, das neben der gegenüberliegenden Sternbar die einzig verbliebene Kult-Gastronomie der Sternstraße ist, eine vorübergehende Lösung zur Aufstockung der Gästezahlen gefunden wurde. Obgleich der Weg vom Ratsbeschluss zum ersten Bier auf der Terrasse ein langer war.
Tempo-30-Zone wird geprüft
Zig Genehmigungen mussten eingeholt werden, Abstimmungen mit Tiefbauamt, Stadtplanungsamt und Unterer Verkehrsbehörde getroffen sowie – und das sei eines der größten Probleme gewesen – Bauzeichner und Bauunternehmen gefunden werden. Gar Auflagen und Änderungen der Denkmalschutzbehörde wie die Farbe der Terrasse galt es einzuhalten. Einzig die Einführung einer Tempo-30-Zone in diesem Bereich steht noch aus. Sie werde derzeit geprüft, erklärt die Hasselmanagerin.
Bleibt zu hoffen, dass sich die Verantwortlichen an der Stelle in Eile üben. Denn angesichts der Nähe der Terrasse zur Fahrbahn dürfte die Einführung einer Tempo-30-Zone unumgänglich sein. Wer möchte Bier oder Brause schon an einer Rennstrecke genießen. Wenn die Gäste letztlich deswegen wegbleiben, ist nichts gewonnen worden.
Dem Barbetreiber des Hyde, Stefan Zeitz, bleiben nur noch zwei Monate, um Einnahmen zu generieren. Dominik Maurer macht sich keine Illusionen: „Ich hoffe, dass sich die Investition im nächsten Jahr rechnet.“ Vorausgesetzt, die Terrasse darf im kommenden Jahr wieder aufgebaut werden. Bisher gab es zumindest noch keine Beschwerden von Anwohnern über den Wegfall der etwa zehn Parkplätze. Inwiefern sich die Wegnahme der Stellflächen auf den Parkdruck an anderer Stelle auswirkt, bleibt abzuwarten. Ebenso wie hoch der Einnahmenverlust aus Parkgebühren, die an dieser Stelle wegfallen, tatsächlich ist.