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Freizeittipp für Familien Prinzen, Prinzessinnen und vegtarisches Ungeheuer in Magdeburg

Advent und Weihnachten im Theater Magdeburg: In diesem Jahr steht „In einem dunklen Wald“ von Sams-Autor Paul Maar auf dem Spielplan für Familien.

Von Martin Rieß 15.11.2024, 22:27
Musiker Ludwig Peter Müller und Regisseurin Swaantje Lena Kleff haben das Stück für die Inszenierung am Theater Magdeburg entworfen.
Musiker Ludwig Peter Müller und Regisseurin Swaantje Lena Kleff haben das Stück für die Inszenierung am Theater Magdeburg entworfen. Foto: Martin Rieß

Magdeburg - Zwei Prinzessinnen, aber auch Prinzen, ein vegetarisches Ungeheuer und einige andere werden in den kommenden Wochen die Bühne des Magdeburger Opernhauses bevölkern. Denn sie sind Figuren in der neuen Familieninszenierung, die am Freitag der neuen Woche Premiere hat. Unter dem Titel „In einem dunklen Wald“ bringt Regisseurin Swaantje Lena Kleff ein Stück vom auch durch die Sams-Reihe bekannten Autor Paul Maar auf die Bühne. Maar hatte „In einem dunklen Wald“ im Jahr 1999 veröffentlicht und arbeitet mit Märchenmotiven – stellt gleichwohl viele Gewohnheiten der Märchen voller Heiterkeit auf den Kopf.

Das ist die Handlung

Im Mittelpunkt des Geschehens stehen zwei Prinzessinnen. Die eine ist Prinzessin Henrietta-Rosalinde-Audora. Sie ist das einzige Kind ihrer königlichen Eltern, die ihr jeden Wunsch von den Lippen ablesen. Swaantje Lena Kleff: „Sie ist auf den ersten Blick ein richtiges verzogenes Rotzgör.“

Anton Andreew  steht im Familienmärchen zur Weihnachtszeit im Opernhaus des Theaters Magdeburg auf der Bühne. Unter anderem verkörpert er die Prinzen.
Anton Andreew steht im Familienmärchen zur Weihnachtszeit im Opernhaus des Theaters Magdeburg auf der Bühne. Unter anderem verkörpert er die Prinzen.
Foto: Kathrin Singer/TM

Bei der Wahl eines Bräutigams können es jedenfalls die Eltern ihr nicht recht machen. Dafür hat die Prinzessin eine Idee: Sie möchte sich von einem gefährlichen Untier entführen lassen. Denn gegen ein solches gefährliches Tier kommt nur der mutigste Prinz an. Und den will sie heiraten. Allerdings muss das Untier Vegetarier sein, schließlich möchte Henrietta-Rosalinde-Audora nicht verspeist werden.

Sogleich verbreitet sich die Nachricht von der Entführung bis ins allerkleinste Königreich, nach Lützelburgen. Dort lebt eine andere Prinzessin. Sie heißt Simplinella. Ihr ist es egal, dass ein männlicher Retter gesucht wird, schließlich fühlt sie sich mutig genug, gegen Ungeheuer zu kämpfen. Eine List muss her. Simplinella verkleidet sich als Prinz und zieht unerkannt los.

Darum geht es aber auch

All das hört sich unterhaltsam an. Und die Regisseurin, die erklärtermaßen eine Anhängerin von Stücken für Kinder und Jugendliche ist, verspricht: „Es handelt sich aber ganz klar um ein Stück für Menschen jeden Altes ab sechs Jahren. Es gibt spaßige Szenen für die Jüngsten, aber eben auch Wortspiele und humorvolle Ideen, die nur die Erwachsenen verstehen werden.“ Dabei ist sicherlich die Herausforderung, die Übergänge dazwischen in eine kontinuierliche Handlung zu verpacken und die Nuancen in der Ansprache an die unterschiedlichen Altersgruppen so aufeinander abzustimmen, dass sich diejenigen, die gerade nicht an der Reihe sind, trotzdem mitgenommen fühlen.

Ein Beispiel: Auch für die jungen Besucher wird das vegetarische Ungeheuer, hinter dem übrigens ein Geheimnis edler Güte steckt, ein Anlass zur Heiterkeit sein, wenn man immer ganz genau hinhören muss, da es doch den Vokal O so liebt. Aus der Prinzessin wird dann schnell einmal die Pronzosson.

Zum Amüsement vorrangig des erwachsenen Publikums dürfte indes eine Küchenschabe beitragen, die sich für einen Schatz der Weltliteratur zu begeistern weiß.

Für einen besonderen Zauber könnte in diesem Jahr einmal mehr die Musik zum Stück sorgen. Sie wurde in diesem Falle eigens von Ludwig Peter Müller komponiert. Seit vielen Jahren arbeitet er mit Swaantje Lena Kleff zusammen.

So kommt Musik ins Spiel

Unter anderem haben die beiden in den vergangenen Jahren am Deutschen Nationaltheater in Weimar, wo sie seit einigen Jahren als Hausregisseurin tätig ist, den „Werther“ auf die Bühne gebracht. Andernorts wirkten die beiden an Inszenierungen einer Romanadaption von „Jenseits der blauen Grenze“, am „Diener zweier Herren“ als Sommertheater sowie an „Das Gewicht der Ameisen“ als Jugendstück gemeinsam mit.

Zu „In einem dunklen Wald“ hat sich Ludwig Peter Müller an der Musik der Renaissancezeit orientiert. Das Cembalo, die Rahmentrommel und das Tamburin sind da beispielsweise zu erkennen. Auf der anderen Seite sorgen die E-Gitarre auf dem Sampler zur Aufführung für ein Musical-Gefühl.

Der Komponist sagt: „Grundsätzlich ist eine sehr große, orchestrale Musik entstanden. Das passt vielleicht auch zum Opernhaus, das ich ein wenig ausfüllen wollte und auch technisch an die Grenzen gehen wollte.“ Auf der anderen Seite ist aber auch klar, dass das Publikum immer wieder die Themen und Leitmotive finden soll.

Und eben auch das: „Ganz wichtig ist natürlich, dass die Sprachverständlichkeit nicht leidet.“

Dadurch, dass der Komponist an den Proben teilgenommen hat, an der Entwicklung der Szenen teilhat, kann er auch immer wieder eingreifen, kann die Musik genau auf den Punkt bringen.

Überhaupt: die Proben. Regisseurin Swaantje Lena Kleff ist mit dem Stand eine Woche vor der Premiere sehr zufrieden und berichtet, wie man auch hier die eine oder andere Überraschung erleben kann. Die Rede ist von der verzogenen Prinzessin Henrietta-Rosalinde-Audora, die von Laura Fouquet gespielt wird. „Auf dem Papier konnte ich die Prinzessin mir nur als große Unsympathin vorstellen.“ Doch im Laufe der Proben mit dem Ensemble des Theaters Magdeburg sei immer mehr eine Vielschichtigkeit der Figur erkennbar geworden, die das Publikum einlädt, sich von einer starren Unterscheidung von Gut und Böse, von einem Denken nur in Schwarz und in Weiß zu lösen.

Was es mitzunehmen gilt

Und auch mit Blick darauf gilt: Bei aller Heiterkeit und Kurzweil, bei passender Musik, bunten Kulissen und Kostümen darf Theater den Menschen auch heute gern noch die eine oder andere Erkenntnis mit auf den Weg geben. Swaantje Lena Kleff sagt: „Das Stück ist ein Plädoyer, einander zuzuhören.“ Und es sei auch ein Plädoyer für die Empathie mit Menschen, die zum Beispiel an anderen Orten andere Gewohnheiten und andere Gebräuche entwickeln.

Die Regisseurin des neuen Familienstücks für das Theater Magdeburg sagt: „Es geht in dem Stück auch darum, das Gute und Schöne zu erkennen, selbst wenn die Dinge auf den ersten Blick anders erscheinen. Man sollte immer zweimal hinschauen.“

Karten, Termine und Spendenaktion

Vorverkauf: Eintrittskarten sind im Vorverkauf an der Theaterkasse im Opernhaus am Universitätsplatz 9 zu haben. Daneben können Karten bei allen Biberticket-Verkaufsstellen wie dem Medienpunkt der Volksstimme in der Goldschmiedebrücke 17, bei Biberticket im Web und unter Telefon 0391/5999700 erworben werden.

Spenden: Der Förderverein des Theaters hat dazu aufgerufen, Spenden zu sammeln, um Kindern aus bedürftigen Familien den Besuch einer Vorstellung zu finanzieren. Unter anderem kooperiert der Verein dazu mit dem Familienhaus im Nordpark. Informationen zur Arbeit des Vereins und die Kontonummer des Vereins sind auf dessen Homepage des Fördervereins unter www.foerderverein-theater-magdeburg.de zu finden.

Termine: Insgesamt sind 27 Vorstellungen mit insgesamt fast 20.000 Plätzen vorgesehen. 10-Uhr-Vorstellungen sind am 23. November (Premiere), am 7. und 21. Dezember vorgesehen. Am 25. November wird das Stück um 11 Uhr gegeben. 9- und 11-Uhr-Vorstellungen gibt es am 26. November, am 2., 4., 10., 12. und vom 16. bis 18. Dezember. Nur eine 9-Uhr-Vorstellung gibt es am 3., 6., 9., 11., 13. und 20. Dezember. Für den 6. Januar steht das Stück letztmalig für 16 Uhr auf dem Spielplan. Für die 9-Uhr-Vorstellung am 17. Dezember gibt es im Vorverkauf keine Karten mehr, für viele weitere Termine nur noch Restkarten.