Notenlesen lernen leicht gemacht Projekt an der Hochschule Magdeburg-Stendal: Musizieren mit KI-Assistenz
Viele Kinder machen irgendwann Erfahrungen mit dem Erlernen eines Instrumentes. Oft fehlt es Eltern an musikalischen Kompetenzen, um ihre Kinder beim Üben zu unterstützen. Genau hier setzt das Projekt „MusiGeNuM“ der Hochschule Magdeburg-Stendal an, das sich der Entwicklung digital unterstützter Lern- und Übe-Szenarien widmet.
Magdeburg/VS. - Noten so rätselhaft wie Hieroglyphen, der Kurs an der Musikschule nur einmal pro Woche und zum Üben keine Lust: Bis zum freudvollen Musizieren stehen Kindern viele Hürden im Weg. Einige will die Forschungsgruppe „SPiRIT“ um Prof. Dr. Michael Herzog wegrücken. Ihre Zukunftsmusik heißt „MusiGeNuM“, ein Projekt, das junge Menschen unterstützen soll, musikalische Fähigkeiten unabhängig von sozialen oder kulturellen Hintergründen zu entfalten.
„Lesen Sie gern? Dann beherrschen Sie vermutlich Alphabet und Satzzeichen.“ Um deutlich zu machen, wo „MusiGeNuM“ ansetzt, wird Prof. Herzog bildlich: Wer ohne Mühe liest, verschlingt Bücher – und wer flüssig Noten lesen kann, musiziert häufig vergnüglicher.
Mehr Motivation für Kinder
„Wir entwickeln deshalb mit ,MusiGeNuM’ in einem ersten Schritt ein Diagnose-Instrument, das feststellt, wie schwer sich ein Kind mit dem Notenlesen tut. Dazu erfassen wir die Augenbewegung und nutzen KI-gesteuerte Software, um Rückschlüsse darauf zu ziehen, wie beschäftigt das Gehirn im Moment ist.“ Die Logik dahinter: Je weniger das Kind sich müht, umso besser beherrscht es das Notenlesen. „Und umso eher liegt der Fokus auf dem Genuss an der Musik. Ein Instrument zu beherrschen, stärkt wiederum die Selbstwirksamkeit und motiviert zum Üben“, erklärt Prof. Michael Herzog, der eng mit Musikpädagogen der Hochschule für Musik „Franz Liszt“ in Weimar, darunter Prof. Dr. Anne Fritzen, zusammenarbeitet.
Lesen Sie auch: Design-Professor führt Magdeburger Studenten zu weltweitem Erfolg
Den Mechanismus der positiven Verstärkung will sich das Forscherteam zunutze machen, um kulturelle und Bildungsunterschiede sowie schwere Zugänge zu Musikschulen zu überwinden. Sie entwickeln dazu in einem zweiten Schritt einen digitalen Übe-Assistenten, der allgemeine Übe-Strategien mit den Erkenntnissen aus dem Diagnose-Instrument kombiniert. Dafür sammeln die Forschenden anonymisierte Daten, indem sie Kindern beim Üben zuhören und zuschauen. Sie stellen Zusammenhänge zu effektiven Übe-Strategien her und trainieren damit den Übe-Assistenten.
Am Ende wird der interaktive Lernbegleiter beispielsweise über Geräuscherkennung feststellen können, wo das Kind beim Blattspiel Schwierigkeiten hat. Prof. Michael Herzog: „Wenn alles klappt, kann unser Übe-Assistent jedem Kind spezifische Tipps geben.“
Hochschule sucht Partner für die Anwendung
Zudem soll, so die Vision des Forschers, Augmented Reality zum Einsatz kommen, so dass die Kinder ihre Notenblätter auf dem Handy oder Tablet sehen, ergänzt um KI-generierte Hinweise.
Lesen Sie auch: Studierende entwickeln nachhaltigen Vorschlägen für Alltagsprodukte
Ein Übe-Assistent, der Kinder dazu bringt, selbstständig und mit Freude zu singen oder ein Instrument zu üben, klingt verlockend. Herzog verspricht zwar keine perfekte Lösung, zumindest aber „prototypische Anwendungen, die durch Ausprobieren, Bewertungen und wiederholte Anpassungen ihre Sinnhaftigkeit zeigen.“ Langfristig sucht die Hochschule noch einen Partner, der die Forschungsergebnisse in eine Anwendung übernimmt.
Das Projekt läuft noch bis Ende 2026 und wird mit Fördermitteln vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert.