Freizeit Radtour von Magdeburg durch die Börde nach Wanzleben
Milde Temperaturen locken zur Radtour ins Magdeburger Umland. Neben Klassikern wie dem Elberadweg bieten sich andere Ziele, wie ein Ausflug nach Wanzleben zeigt.
Magdeburg - Start für diese Tour ist am Sudenburger Bahnhof. Durch Ottersleben hindurch geht es am Ring entlang in Richtung Süden.
Vorbei am verbotenen Intel-Acker
Während auf der einen Seite die Autos vorbeibrausen, führt die Route in einem Schlenker unter der Autobahn 14 hindurch und dann vorbei an dem Gelände, auf dem die milliardenschwere Investition in die Computer-Chip-Fabriken des US-amerikanischen Konzerns Intel vorbereitet wird. Vorboten der Investition sind die Schilder, die hier seit dem vergangenen Jahr aufgetaucht sind: Das Betreten und Befahren des Areals ist jetzt strengstens untersagt. Ebenso wie das Fotografieren.
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Damit möchte sich heute aber auch niemand aufhalten – zumal es hier noch nicht viel zu sehen gibt. Statt dessen weiter nach Langenweddingen, dessen Ortseingang aus Richtung Magdeburg sich an jenem Bahnübergang, an dem sich im Jahr 1967 ein verheerendes Zugunglück mit 94 Todesopfern – darunter vielen Kindern – ereignet hat. Seit der Ortsumgehung, die mit dem Bau des Magdeburger Rings entstanden ist, ist hier Ruhe eingekehrt und vorbei an der einen oder anderen Pferdekoppel geht es weiter in Richtung Wanzleben.
Unterwegs wird die alte Eisenbahnstrecke zwischen Blumenberg und Eilsleben überquert. Gerade für den Transport von Zuckerrüben wurde diese Strecke in früheren Zeiten intensiv genutzt.
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Drei Stationen in Wanzleben
In Wanzleben führt der Weg abseits der Hauptstraßen in die beschauliche Innenstadt. Zur Rast lädt der Markt, wo Sich die Gelegenheit zur Einkehr bietet und sogar die Möglichkeit besteht, sich in einer Bücherzelle mit Reiseliteratur zu besorgen.
Auf jeden Fall lohnt sich auch der Abstecher zur Burg Wanzleben. Das historische Gemäuer ist eine Station auf der Straße der Romanik, die zu den bedeutendsten Bauwerken jener Epoche in Sachsen-Anhalt führt. Die Ursprünge der Burg gehen auf eine Rundburg mit doppelten Gräben und Wällen zurück. Ein markantes Merkmal ist der romanische Bergfried aus dem 13. Jahrhundert, der stolze 30 Meter in die Höhe ragt. Im Jahr 1583 fanden Erweiterungen statt, während im Verlauf des 18. und 19. Jahrhunderts umfassende Umbauten und Erneuerungen am Wohnhaus und den Wirtschaftsgebäuden durchgeführt wurden.
Bis zum Jahr 1945 wurde die Burg samt den umliegenden Ländereien von einem königlichen Domänenpächter bewirtschaftet. Später war sie Verwaltungszentrale einer LPG. In den 1990er Jahren erwarben die Nachkommen des letzten Pächters die Burg und leiteten ab 1996 umfangreiche Rekonstruktionsarbeiten ein. Nach Abschluss der wesentlichen Umbauten im Jahr 2003 dient die Anlage heute als vielfältig genutztes Gebäudeensemble, darunter als Wohngebäude, Hotel, Tagungsstätte und Restaurant.
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Und doch gibt es in der Börde Wald ...
Wer stets gedacht hätte, dass die Börde über keine Wälder verfügt, kann sich bei Wanzleben eines Besseren belehren lassen. Denn vor den Toren der Stadt befindet sich der Faule See. Ein See ist er nicht wirklich, denn von Gräben durchzogen wurde er schon vor Jahrzehnten nahezu komplett trockengelegt. Aber landwirtschaftlich genutzt wurde er dann aber doch nicht, und es entwickelte sich ein wertvolles Feuchtbiotop, das heute ein Landschaftsschutzgebiet ist. In dem Gebiet befindet sich auch ein Naturlehrpfad, auf dem die Besonderheiten dieses Lebensraums erläutert werden.
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Weil es aber so feucht ist, gedeihen hier auch die Mücken prächtig. Will heißen: Wer sich nicht mit wirksamen Mitteln einbalsamiert, der den Plagegeistern den Appetit verdirbt, läuft Gefahr, dass diese sich schon die Lätzchen angesichts der erhofften „Mahlzeit“ umbinden, sobald nur daran denkt, vom Fahrrad abzusteigen und einen kurzen Moment im Schatten des Blätterdachs von Erlen, Ahorn und Weiden zu verweilen.
Eine Erinnerung an das bunte Magdeburg
In Magdeburg lohnt es sich auf dem Rückweg zum Sudenburger Bahnhof noch einmal, in der Otto-Richter-Straße einen Zwischenstopp einzulegen und den Blick über die knallbunt angemalten Häuser schweifen zu lassen.
Dies ist keineswegs eine neumodische Erfindung, sondern die wiederhergestellte Farbvariante die vor fast 100 Jahren auf Anregung des Architekten Carl Krayl geschaffen wurde. Durch die farbenfrohe Gestaltung an diesem und an anderen Orten hatte sich Magdeburg in den 1920er Jahren und bis zur Machtübernahme durch die Nazis einen Namen gemacht als bunte Stadt – und es war gelungen, durch farbige Akzente eher langweilige Architektur zu etwas Besonderem zu machen. Heute gilt die Straße als Station für jene, die Magdeburg auf den Spuren der Bauhausepoche besuchen.
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Service: Die Strecke, die Route, Einkehr und Bademöglichkeiten
Der Weg: Ungefähr 40 Kilometer sind zurückzulegen. Die Route führt über wenig befahrene Straßen und über Feldwege. Eine Herausforderung ist am ehesten ein Stück Kopfsteinpflaster auf der Halberstädter Chaussee hinter der Ortslage von Ottersleben und der Weg um den Faulen See bei Wanzleben.
Die Route: Vom Bahnhof Sudenburg geht es durch die Fichtestraße in Richtung Halberstädter Straße. Von dort weiter in Richtung Ottersleben und auf der Halberstädter Chaussee immer geradeaus, am Magdeburger Ring entlang und vorbei an der Baumschulensiedlung zur nächsten Brücke. Diese überqueren und auf dem Weg auf der anderen Seite des Magdeburger Rings hinein nach Langenweddingen und durch das Dorf in Richtung Wanzleben den Ring wieder überqueren. Hinter dem Gewerbegebiet rechts abbiegen. Nach dem Eisenbahnübergang den nächsten Weg zwischen den Windkraftanlagen nach links und Richtung Buch und immer geradeaus weiter nach Wanzleben.
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In Wanzleben nach einem Schlenker durchs Gewerbegebiet nach der Einmündung auf die Hauptstraße. Nach links führt ein Weg an der Sarre entlang. An der nächsten Straßenkreuzung geht es nach rechts in die Stadt. Von dort hinein ins Stadtzentrum und weiter zur Burg. Aus der Stadt hinaus geht es ostwärts parallel zur Eisenbahnstrecke und an einem Bahnübergang nach links zum Faulen See.
Weiter nach Magdeburg: An diesem entlang weiter zur Landstraße nach Schleibnitz, wobei hier die Hauptstraße nach Magdeburg zu überqueren ist. Hinter der Ortslage geht es rechts in einen Feldweg, mit dem die Landstraßen umgangen werden können. An einer Weggabelung geht es bei diesem nach links hinein nach Hodendodeleben und dort nach rechts der Landstraße folgend zurück nach Magdeburg.
Dort geht es an der Einmündung aus Klein-Ottersleben kommend nach links in den Diesdorfer Graseweg und dort vorbei an den Kleingärten in Richtung Diesdorf. Hinter den Kleingartensparten führt rechterhand ein Weg vorbei am Neuen Sudenburger Friedhof zur Otto-Richter-Straße, durch die es weiter zur Sudenburger Wuhne und durch diese nach rechts zurück zum Sudenburger Bahnhof geht.
Bademöglichkeiten: Wer sich zwischendurch abkühlen möchte, verlässt in Langenweddingen oder in Wanzleben die Route für ein kurzes Stück. Das Freibad beziehungsweise das Spaßbad laden zur Erfrischung.
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Einkehr und Einkauf: Entlang der Strecke gibt es in den Gemeinden verschiedene Möglichkeiten zur Einkehr und zum Einkauf. In vielen Fällen befinden sich diese etwas abseits der Route.