Ran an die Scheiben! Franz rotiert für die Börse, bei der sich alles um Musik dreht
Sie zerkratzen, sie verstauben, und die Zeit, wo alle sie haben wollten, ist vorüber. Mag sein. Aber es gibt sie immer noch. Und die Liebhaber der Schallplatten erst recht.
Einer davon ist Franz Jeske, den alle nur Franz nennen. Wenn er am heimischen Plattenspieler eine Scheibe auflegt, trägt er meist weiße Handschuhe. In seinem Besitz befinden sich ungefähr 7000 Schallplatten. Tendenz steigend. Der Chef vom "Hot Rats" weiß, dass es viele Sammler gibt, denen der Kontakt zu anderen Vinyl-Fans fehlt. Als Musikladen-Besitzer hat Franz Jeske jede Menge Kontakt zur Branche. Wissen, Kontakte und Leidenschaft vermengt der Magdeburger Musikfan jetzt und holt die Plattenbörse zurück in die Stadt. "Vor etwa acht Jahren gab es hier regelmäßig Plattenbörsen", erinnert sich Franz. Sammler tauschten Platten, Adressen und Erfahrungen aus. Über die Tische gingen Platten, die das Herz der Vinylfreunde höher schlagen ließen.
Im Moritzhof will der Stadtfelder Geschäftsmann am Sonntag wieder all jene zusammenführen. Von 11 bis 17 Uhr kann in der Scheune im Moritzhof zwischen Platten und CDs gestöbert werden. Etwa 40 Meter voller Musik sind es bis jetzt, sagt Jeske. Bis zum Sonnabend um 14 Uhr können sich noch Interessierte melden, die einen Stand mieten wollen (Telefon: 6 22 49 46). Es könnten also noch ein paar Meter dazukommen. Damit die Plattenbörsen-Tradition bei uns überhaupt wieder in Schwung kommt, dafür hat der "Hot-Rats"-Chef 4000 Flyer unters Volk gebracht und über das Netzwerk Facebook und andere Veröffentlichungen zum Mitmachen aufgerufen. Seinem Ruf folgen meist Privatsammler aus Magdeburg und Umgebung. "Bei vielen steht das Zeug schon lange im Schrank", sagt er und sichtet bereits sein eigenes Angebot. Querbeet und das ganze Repertoire von alt bis angesagt, will Franz Jeske auf dem Moritzhof anbieten.
Wer nach neuen oder verloren geglaubten Musikschätzen stöbern möchte, muss zwei Euro berappen. Die Eintrittsgelder und Standgebühren will Jeske nicht in die eigene Kasse umleiten, sondern zweigt sich lediglich einen Anteil ab, um die Kosten zu decken. Der Rest soll in die Richtung "guter Zweck" geleitet werden. Der Magdeburger Förderverein für krebskranke Kinder soll sich, so plant es der Börsen-Organisator, bald über eine Spende freuen können.
Wenn die Idee mit der wiederbelebten Schallplattenbörsen-Tradition ins Schwarze trifft, könnte sich Franz Jeske durchaus vorstellen, "so alle sechs Monate" zum Stöbern und Fachsimpeln einzuladen. Vinylfreunde, die eine solche Plattform suchen, müssen derzeit in größere Städte wie Berlin, Leipzig oder Hamburg ausweichen, weiß er. Vielleicht dreht sich ja bei uns bald wieder mehr um Musik von der Scheibe. (mbo)