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Magdeburger des Jahres 2024 Rettung in letzter Sekunde aus eiskalter Elbe

Auf der Volksstimme-Gala für die Magdeburger des Jahres 2024 wurden auch die beiden Polizisten Theo Herfurt und Robert Kaschner geehrt. Sie retteten einen Ertrinkenden aus dem eiskalten Wasser der Elbeflut.

Von Jana Heute 25.03.2025, 06:10
Die Polizisten und Lebensretter Theo Herfurt (links) und Robert Kaschner in ihrem Dienstboot auf der Elbe in Magdeburg. Sie eilten einem Ertrinkenden zu Hilfe.
Die Polizisten und Lebensretter Theo Herfurt (links) und Robert Kaschner in ihrem Dienstboot auf der Elbe in Magdeburg. Sie eilten einem Ertrinkenden zu Hilfe. Viktoria Kühne

Magdeburg. - Zum 33. Mal wählte die Volksstimme gemeinsam mit ihren Lesern die Magdeburger des Jahres 2024. Nachfolgend die Laudatio auf die Polizisten Theo Herfurt und Robert Kaschner, gehalten auf der Gala für die Kandidaten im Alten Theater:

Manchmal, ja manchmal, brauchen wir ein Wunder! Das wurde mir klar, als ich mich in Vorbereitung auf diesen besonderen Abend noch einmal mit dem Thema beschäftigte: Ertrinken in kaltem Wasser. Keine einfache Kost – fürwahr …

So gefährlich ist ein Sturz ins eiskalte Wasser

Fällt ein Mensch ungeübt plötzlich in eiskaltes Wasser, droht ein Kälteschock. Das geht oft nicht gut aus: 80 Prozent der Todesfälle sind durch sofortiges Ertrinken verursacht, in 20 Prozent ist es Herzversagen. Die Reaktionen des Körpers sind umso stärker, je größer die Differenz zwischen Wasser- und Körpertemperatur ist, vermerkt die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft zu dem Thema. Man mag es sich nicht vorstellen …

Und da wird einem schon klar, wie außergewöhnlich die Rettungstat der beiden Polizeimeister Theo Herfurt und Robert Kaschner am 14. Januar 2024 in Magdeburg war:

Es ist ein Sonntag der Extreme. Die Elbe zeigt beim Hochwasser ihre ganze Naturgewalt, ist weit über die Ufer getreten. Es ist kalt, sehr kalt: Das Wasser hat gerade mal 2 bis 3 Grad über Null.

Um 9.40 Uhr trifft der Notruf ein: Eine hilflose Person treibt in der Elbe! Die Wasserschutzpolizisten Theo Herfurt und Robert Kaschner brechen ihre Landstreife ab, eilen zum Stützpunkt, werfen sich nur eine Rettungsweste über und steuern mit dem Dienstboot den Unglücksort an.

Zu den Magdeburgern des Jahres 2024 gehören auch die beiden Polizisten Robert Kaschner (l.) und Theo Herfurt. Redakteurin Jana Heute hielt bei der Gala die Laudatio für die beiden Lebensretter.
Zu den Magdeburgern des Jahres 2024 gehören auch die beiden Polizisten Robert Kaschner (l.) und Theo Herfurt. Redakteurin Jana Heute hielt bei der Gala die Laudatio für die beiden Lebensretter.
Foto: Viktoria Kühne

Dramatische Szenen auf der Elbe

In den nächsten Minuten spielen sich vor Ort dramatische Szenen ab: Herfurt und Kaschner scannen die aufgewühlte Wasseroberfläche mit ihren Augen ab, können den Mann in Höhe Hyparschale ganz kurz erblicken. Nur noch ein Gesicht, eine Nasenspitze ragt aus dem Wasser, verschwindet wieder, taucht kurz wieder auf, ist dann aber wieder weg!

Beiden Polizisten wird klar: Der Mann reagiert nicht mehr, er ertrinkt jeden Moment. Robert Kaschner navigiert das Boot zur Stelle der letzten Sichtung – und da! Im letzten Moment erblickt er das Gesicht noch einmal! Fast zeitgleich fasst Theo Herfurt den alles entscheidenden Entschluss: Mit einem Sprung ins eiskalte Wasser bekommt Theo Herfurt den hilflosen Mann gerade noch zu fassen. Auf diese Situation nicht trainiert, mit dicken Winterklamotten am Leib, nimmt er all seine Kraft zusammen, hievt ihn durch die Strömung, durch Dreck und Gestrüpp in Richtung Ufer.

Lesen Sie auch: Das sind die Magdeburger des Jahres 2024

Die vollgetränkten Sachen ziehen an ihm wie ein schwerer Stein, der aufgepumpte Rettungskragen raubt ihm die Sicht. Dass auch er in Gefahr ist – darüber denkt Theo Herfurt in dem Moment nicht nach. Es wird die extremste Erfahrung seines Lebens ...

Ein Feuerwehrtaucher kommt ihm zum Glück entgegen, und gemeinsam schaffen sie es, den leblos wirkenden Mann ans rettende Ufer zu ziehen. Dieser Feuerwehrtaucher war Matthias Ballerstedt, und auch ihm gebührt an dieser Stelle unser Dank. Leider kann er heute Abend nicht hier sein. Wir senden einen herzlichen Applaus an Sie, lieber Matthias Ballerstedt, und Ihr super Team der Tauchergruppe.

Ein seltenes Glück

Wunder passieren, ja – aber oft nicht von ganz allein: In unserem Fall: Mut, Vertrauen ins eigene Können, vor allem aber der absolute Wille, ein Menschenleben zu retten, und das professionelle Agieren des eingespielten Teams Herfurt/Kaschner am Unglücksort bildeten die Rädchen, die im richtigen Moment ineinandergriffen und so das kleine große Wunder möglich machten.

Der Mann, der in die Elbe gestürzt war, hat die Strapazen ohne Spätfolgen überlebt, kam später sogar mit seinem Sohn ins Revier, um sich bei seinen Lebensrettern zu bedanken.

Ja, der Ausgang dieses Tages ist ein großes Glück! Lutz Wendt, Leiter Reviereinsatzdienst des Wasserschutzpolizei-Reviers Magdeburg, berichtet, wie selten eine Rettung unter solchen Umständen gelingt. Er kennt viele Fälle, wo dieses Glück trotz aller Bemühungen der Rettungskräfte nicht vergönnt war.

Ganz ehrlich: Hätten Sie es gewagt?

Deshalb ist es heute der richtige Anlass, den mutigen Einsatz der beiden zu feiern. Denn ganz ehrlich: Hätten Sie es gewagt, bei Flut in die eiskalte Elbe zu springen? Ich weiß es nicht. Wir standen nicht vor dieser Entscheidung.

Eines aber weiß ich: Ohne Menschen, die so mutig und selbstlos für andere einstehen, würde es so manches Wunder für uns nicht geben. Wir haben das auch bei den Helfern und Rettern des 20. Dezember eindrucksvoll gesehen und diese heute gewürdigt.

Und wir möchten auch Theo Herfurt und Robert Kaschner noch einmal ausdrücklich danken: Vielen Dank an Sie beide und herzlichen Glückwunsch!