Schwere Schäden festgestellt Marode Ringbrücke in Magdeburg soll abgerissen werden – Staus durch Sperrung im Feierabendverkehr
Unerwartete Sperrung: Die Brücke am Damaschkeplatz in Magdeburg ist seit Dienstagmittag dicht – Reparaturen sind laut Stadt nicht mehr möglich. Was das für Autofahrer, Radfahrer und den Nahverkehr bedeutet.

Magdeburg. - Die Brückenprobleme in Magdeburg reißen nicht ab. Bei einer Tiefenprüfung ist am Montag, 14. April, festgestellt worden, dass die Ringbrücke über den Damaschkeplatz massive Schäden aufweist. Eine zeitlich unbestimmte Vollsperrung der maroden Brücke erfolgte Dienstagmittag.
Durch die Sperrung haben sich am Dienstag zum Feierabendverkehr bereits Staus rund um die gesperrte Brücke und auf den möglichen Umleitungsstrecken - wie B1, Schleinufer und Maybachstraße - gebildet.
Aktuell prüfe die Stadtverwaltung Entlastungsmöglichkeiten und weiträumigere Sperrungen. Doch dafür brauche sie noch ein paar Tage. Für die Stadt bedeutet die Vollsperrung auf der Ringbrücke in zentraler Lage aber eine enorme Belastung.
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Nach Einschätzung der von der Stadt beauftragten Fachleute ist eine Reparatur der begutachteten Brücke nicht mehr möglich. Der Baubeigeordnete Jörg Rehbaum (SPD) erklärte bei einem Pressetermin, dass die alte Brücke schnellstmöglich abgerissen werden soll. Dafür seien auch schon Angebote seitens der Stadt eingeholt. Der Abriss soll nur wenige Tage bis höchstens zwei Wochen dauern.
Die Stützen und die Widerlager der Brücke sollen stehen bleiben, damit dort eine Behelfsbrücke draufgesetzt werden kann. Dieser Umbau soll zehn Wochen dauern und wäre somit zum Sommer fertig. Das Infrastrukturministerium und die Landesstraßenbaubehörde (LSBB) erklärten, dass sie die Stadt Magdeburg bei dem Vorhaben unterstützen werden.
Wie Magdeburgs Oberbürgermeisterin Simone Borris erklärt, betragen sich die Kosten für die Brücke auf etwa zehn Millionen Euro. Würden alle Brücken saniert werden, müssten circa 100 und 150 Millionen Euro aufgebracht werden.
Weitere Ringbrücken in Magdeburg sollen überprüft werden
Bei den beiden anderen Ringbrücken, über die Halberstädter Straße und Brenneckestraße, wird es jetzt ebenfalls Tiefenprüfungen geben.
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Da sie ebenfalls den Henningsdorfer Stahl enthalten, geht Jörg Rehbaum davon aus, dass der Zustand ähnlich kritisch sein dürfte. Aktuell gilt auf diesen beiden Brücken Tempo 30 und nur eine Fahrspur ist geöffnet.
Deshalb wurden die Mängel nicht früher bemerkt
Wie die Stadt Magdeburg auf ihrer Webseite klarstellt, seien während den Bauarbeiten des City-Tunnels keine gravierenden Mängel an der Damaschkebrücke festgestellt worden.
Weiter sagt die Stadt, dass die Brücken in Magdeburg regelmäßig überprüft werden. So sei in jedem Jahr eine Sichtprüfung, alle drei Jahre werde das Lager überprüft und alle sechs Jahre werde eine Komplettprüfung durchgeführt.
Das sind die Umleitungen durch die Sperrung der Brücke in Magdeburg
Aktuell laufen die Vorbereitungen für Sperrungen und Umleitungen. Die Stadtverwaltung rät, den Bereich weiträumig über die A14 zu umfahren. In Fahrtrichtung Norden ist die letzte Abfahrt vom Magdeburger Ring die Ausfahrt Zentrum/ZOB. In südlicher Richtung erfolgt der Anschluss über die B1/Albert-Vater-Straße.
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Wer von Stadtfeld-Ost ins Stadtzentrum möchte, kann beispielsweise über die Auffahrt Adelheidring auf den Ring gelangen, die nächste Ausfahrt nehmen und über die Maybachstraße beim ZOB in den Tunnel einfahren. In umgekehrter Richtung – also von der Innenstadt nach Stadtfeld-Ost – ist die Fahrt durch den Tunnel möglich. Anschließend kann man rechts auf den Ring auffahren und eine der nächsten Ausfahrten nutzen.
Fußgänger und Radfahrer können die Brücke in den Glacisanlagen oder die Albert-Vater-Straße nutzen.
ADFC fordert bessere Umleitung für Fuß- und Radverkehr
Die Vollsperrung der Damaschkebrücke in Magdeburg zwingt Fußgänger und Radfahrer zu erheblichen Umwegen. Die vorgeschlagenen Umleitungen durch die Stadt führen teils über 2,6 Kilometer lange Strecken. Besonders betroffen sind Pendler zwischen Stadtfeld-Ost und dem Hauptbahnhof.
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Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) kritisiert die Situation scharf und fordert eine deutlich kürzere, sichere Umleitung. ADFC-Vorsitzender Norman Dreimann nennt den bisherigen Fußweg einen „Mini-Marathon“. Der Club hat drei alternative Routen ausgearbeitet.
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Variante 1 verläuft über einen Grünstreifen zur Zufahrt am ZOB. Variante 2 führt durch eine Parkanlage mit Ampelanlage zur sicheren Querung. Die dritte Variante wäre ohne bauliche Maßnahmen sofort nutzbar, jedoch besonders lang.

Massive Einschränkungen im Straßenbahnverkehr in Magdeburg
Als erste Maßnahme werden die Straßenbahnlinien über den Südring und den Hasselbachplatz umgeleitet. Seit dem Betriebsbeginn am Dienstag, 15. April, gelten folgende Änderungen:
- Linie 1 fährt zwischen Kannenstieg und Olvenstedter Platz über Leiterstraße, Hasselbachplatz, Südring, Westring und Damaschkeplatz.
- Linie 3 verkehrt zwischen Klinikum Olvenstedt und Diesdorf über Olvenstedter Platz, Damaschkeplatz und Westring
- Linie 4 verbindet Klinikum Olvenstedt mit Cracau über Europaring, Westring, Südring, Hasselbachplatz, Verkehrsbetriebe sowie Hauptbahnhof/Willy-Brandt-Platz
- Linie 5 fährt zwischen Diesdorf und dem Messegelände über Westring, Südring, Raiffeisenstraße und S-Bahnhof Buckau
- Linie 6 verkehrt verkürzt nur zwischen Herrenkrug und Hauptbahnhof / Willy-Brandt-Platz

Die Haltestelle Hauptbahnhof/Kölner Platz wird vorerst nicht bedient. Fahrgäste werden gebeten, alternativ die Haltestelle Hauptbahnhof/Willy-Brandt-Platz zu nutzen.
Da die Änderungen sehr kurzfristig umgesetzt wurden, gibt es auf den Linien 1, 3, 4, 5 und 6 keinen hinterlegten Fahrplan – sie fahren also unregelmäßig. Auch auf den übrigen Linien kann es zu Verzögerungen kommen.
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Die digitalen Anzeigen an den Haltestellen zeigen die geänderten Linienverläufe derzeit noch nicht korrekt an. Wie ein Sprecher der MVB mitteilt, arbeiten sie mit Hochdruck an einem aktualisierten Fahrplan. Die Umsetzung werde jedoch noch etwas Zeit in Anspruch nehmen.