Persönliche Worte im Interview Sänger verrät vor Magdeburg-Konzert: „Alphaville dürfte es gar nicht geben“
„Big in Japan und „Forever Young“ machten Alphaville in den 80er Jahren berühmt. Die besten Hits aus 40 Jahren gibt es beim Konzert am 17. März 2025 in Magdeburg. Im Interview gibt Kultband-Sänger Marian Gold seine Sicht auf die Band und die aktuellen Tourneen wieder.

Im Rahmen ihrer Tour „Forever! Live – Best of 40 Years“ ist die Kultband am Montag (17.3.2025) in der Getec-Arena zu erleben. Im Vorfeld sprach Reinhard Franke mit Sänger Marian Gold (70).
Inwieweit haben Sie davon geträumt, dass Sie mal eine große Jubiläumstour spielen werden? Marian Gold: Wenn wir hier von Wunschträumen sprechen, dann habe ich eigentlich nie davon geträumt. Das wäre so, als ob man sich wünscht, alt zu sein.
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Können Sie Ihre großen Hits noch hören und spielen Sie diese noch gerne? Oft sagen Kollegen, dass sie die großen Hits gar nicht mehr so gern performen. Das müssen Vollidioten sein!
2023 haben Sie und das Deutsche Filmorchester Babelsberg über 60.000 Konzertbesucher begeistert, das Konzert in der Mercedes-Benz-Arena bildete den krönenden Abschluss Ihrer Symphonic-Tour. Wie kam es zu der Klassik-Idee?Diese Idee schwebte jahrzehntelang wie ein Ufo über unseren Köpfen. Eigentlich liegt der Gedanke wegen unserer Melodieverliebtheit ziemlich nahe. Ich glaube, es war Bernd, der als Erster vorschlug, unsere Musik mit einem Symphonieorchester zu interpretieren, als ich ihm 1983 ein paar neue Stücke vorspielte. Damals klang so ein Vorschlag absurd. Vielleicht war es nur ein Scherz. Und dann vergingen 40 Jahre.
Keine Angst vor einem Alphaville-Overkill? Zwei große Tourneen so kurz hintereinander sind eher ungewöhnlich. Das ist so ähnlich wie bei Bob Dylans „Neverending Tour“. Seit dem 11. Juni 1995 spielen wir eine fortlaufende Tournee, die sich quer über den Globus zieht. Im Laufe der Zeit sind Musiker gekommen und gegangen, während sich die Band als Ganzes weiterentwickelt hat und auch die Musik befindet sich in einem ständigen Wandel.
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Was wird anders?Dass wir mit zwei unterschiedlichen Programmen unterwegs sind, einmal mit den symphonischen Orchesterkonzerten und später im Jahr mit dieser speziellen Best-of-Jubiläumstour, nach der Sie mich am Anfang gefragt haben, und mit der wir unser nächstes Album „Alphaville Forever“ promoten. Diese beiden Konzertserien sind so unterschiedlich, dass ein Overkill nicht zu befürchten ist.
Was vermissen Sie aus den 80ern heute? Der Westen war eine Insel der Seligen. Ich vermisse diese Seligkeit.
Was machen Sie heute noch genau wie in den 80ern? Atmen.
Warum haben Sie damals nicht deutsch gesungen? Es war doch NDW-Zeit? Stimmt. Aber es scheint die richtige Entscheidung gewesen zu sein.
Mit dem Debütalbum „Forever Young“ hat Alphaville vor 40 Jahren die Musikwelt im Sturm erobert, seitdem gelten Sie weltweit als einer der erfolgreichsten Popacts made in Germany. Toll, dass Sie das sagen. Ich kann da nur zustimmen.

Bestand je die Gefahr, dass Alphaville endet? Es kann sein, aber wir haben es nicht gemerkt.
Sie haben 23 Dates gebucht für die Tour im Herbst. Wie bereiten Sie sich da vor? Viel Fitness? Für Vorbereitungen dieser Art fehlt mir die Zeit, weil wir ja eh nonstop unterwegs sind, wenn wir nicht grad im Studio neue Sachen ausprobieren. Es ist das Leben, das ich gewählt habe, und ich liebe es.
Sex, Drugs und Rock’n'Roll – wie sehr haben Sie das gelebt? Tja, diese drei Dinge gehören nun mal zusammen. Du kriegst das eine nur mit den zwei anderen.
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„Forever Young“ wurde vier Mal gecovert. 2008 von Bushido und Karel Gott. Eine sehr abenteuerliche Geschichte, haben Sie das nicht auch gedacht? „Forever Young“ wurde wahrscheinlich mehrere hundert Male gecovert. Ich denke, es ist der meistgecovertste deutsche Popsong aller Zeiten. Karel, ein guter Freund, hatte eine deutsche und eine tschechische Version für sein Album anlässlich seines 70. Geburtstages aufgenommen, die sehr gut ankam. So entstand die Idee einer Zusammenarbeit mit Bushido. Dass diese Version wiederTop Tenn in Deutschland ging, ich glaub, es ging sogar auf die 1, hat mich für Karel sehr gefreut. Ich vermisse ihn schmerzlich, seit er vor fünf Jahren verstarb.
Sie stammen aus einer gutbürgerlichen Familie bei Münster. Wie war Ihre Jugend?Ich bin in der schönen Stadt Herford aufgewachsen. Meine Kindheit war ein Märchen. Sorglos, behütet und in der wunderbaren Umgebung Ostwestfalens und des Teutoburger Waldes. Unser zweites Album „Afternoons in Utopia“ habe ich auch aus dieser Erfahrung heraus so betitelt.
Gibt es eine Anekdote aus 40 Jahren Alphaville? Ich sage es mal so: Alphaville dürfte es eigentlich gar nicht geben, es ist die unwahrscheinlichste Band, die jemals existiert hat. Meine Lieblingsanekdote ...
Das Konzert auf einen Blick
Die Eckdaten zum Konzert mit im Überblick: Montag, 17. März 2025, ab 20 Uhr in der Getec-Arena Magdeburg. Karten gibt es ab 60,55 Euro im Medienpunkt der Volksstimme, Goldschmiedebrücke 17. Geöffnet ist an diesem Samstag von 10 bis 14 Uhr, Montag, 9.30 bis 18 Uhr.