Sanierung Handarbeit an Anna-Ebert-Brücke in Magdeburg
Derzeit wird die Anna-Ebert-Brücke in Magdeburg saniert. Unterhalb hat die nächste Bauphase begonnen.
Magdeburg l Seit Juli 2017 befindet sich die statische Sicherung der Anna-Ebert-Brücke in Magdeburg in der zweiten Bauphase. In der ersten Bauphase, die 2016 begann und deren Ende sich u. a. aufgrund des Sprengstofffundes in einem der Pfeiler um mehrere Monate verzögerte, wurden das dritte und vierte Gewölbe von Westen sowie die drei angrenzenden Pfeiler instand gesetzt.
Bauphase 1 diente nicht nur der Sicherung der beiden am stärksten geschädigten Gewölbe, sie galt auch dem Erkenntnisgewinn für die Phase 2. „Auf diese Weise ließ sich erheblich die Planungs- und Kostensicherheit erhöhen, da sich sonst die Unzulänglichkeiten der Planung und Vorbereitung in der folgenden umfangreicheren Bauphase 2 potenziert hätten“, so Haiko Schepel, der beim Magdeburger Tiefbauamt für die Sanierung der Anna-Ebert-Brücke zuständig ist.
Wie schon in der ersten werden auch in der zweiten Bauphase an den Gewölben und Pfeilern oberflächennah die Fugen erneuert sowie beschädigte und fehlende Steine ersetzt. Zudem werden Rasterinjektionen vorgenommen. Bei dem letztgenannten Verfahren werden systematisch Hohlräume in den Klinker-Gewölben und Sandstein-Pfeilern in ganzer Tiefe mit auf die Bauteilfestigkeit abgestimmter Feinstzementsuspension verfüllt. Zusätzlich erhalten die größtenteils längs gerissenen Gewölbe Queranker zur Sicherung.
Der Einbau von Bautrassen beidseitig der Brücke, die die Voraussetzung für die Trockenlegung der Gewölbe im Flussbett der Alten Elbe bilden, ist abgeschlossen. Die Spundwände, die von den Bautrassen aus zur Trockenlegung der Brückenpfeiler eingebracht werden sollen, liegen bereit und sollen in Kürze eingebracht werden. Die Kampfmittelsuche in den Trassen der künftigen Spundwände ist abgeschlossen. Bombenblindgänger wurden nicht vorgefunden.
Im Zuge der Sanierung werden auch denkmalschützerische Arbeiten vorgenommen. Besonderes Augenmerk der Denkmalschützer liegt auf der Rekonstruktion des einstigen Erscheinungsbildes der Brücke. So sind die Pfeiler und Gewölbe an den Seiten der Anna-Ebert-Brücke jeweils mit verschiedenen Wappen, Allegorien oder Köpfen römischer Götter geschmückt. Auch Darstellungen von Jahreszeiten sind an der Brücke zu entdecken.
„Grundsätzlich steht aber die statische Sicherung der Brücke im Vordergrund, da ohne eine Schadensbeseitigung eine permanente Vollsperrung nicht abzuwenden wäre“, betont Haiko Schepel.
Bei den Arbeiten wurden neben den ursprünglichen als Geländer dienenden und kunstvoll gestalteten Balustraden auch andere interessante Teile im Flussbett der Alten Elbe gefunden. So lagern im Bauhof Mitte des Tiefbauamtes derzeit fast 40 unterschiedlich große und verschieden geformte Sandsteinblöcke mit scheinbar mittelalterlichen Steinmetzzeichen. Vermutlich bildeten die tonnenschweren Steine einst einen Pfeiler der früheren Holzbrücke, der unmittelbar nördlich verlaufenden Vorgängerbrüche der Anna-Ebert-Brücke.
„In enger Zusammenarbeit mit den Denkmalschutzbehörden und den Archäologen versuchen die Mitarbeiter des Tiefbauamtes derzeit, deren eigentlichen Nutzen zu erforschen“, heißt es seitens der Stadtverwaltung. Daneben wurden bei den Arbeiten an der Brücke beispielsweise aber auch ein alter stark verrosteter Degen und die Überreste einer Gasmaske gefunden.
„Diese stellten sich jedoch nicht als historisch wertvoll heraus. Interessante Funde sind es dennoch“, so die Stadtverwaltung Magdeburg. Der Trümmerhaufen nördlich der Anna-Ebert-Brücke werde noch bewertet und der Schutt fachgerecht entsorgt.
Grund für die Bauarbeiten ist der kritische Zustand der aus dem Jahre 1882 stammenden Anna-Ebert-Brücke. Das Hochwasser von 2013 hatte schwere Schäden am Tragwerk hinterlassen. Die Vollsperrung ließ sich nur noch mit Sondermaßnahmen wie der Tragfähigkeitsbeschränkung auf 7,5 Tonnen, der Geschwindigkeitsbegrenzung und dem Begegnungsverbot für Straßenbahnen vermeiden.
Nach ersten Planungen hätte die Großbaustelle ursprünglich schon Ende 2018 abgeschlossen sein sollen. Doch nach Beginn der Sanierungsarbeiten im vergangenen Jahr musste man feststellen, dass die Arbeiten umfangreicher sind als zunächst eingeplant. Das neu anvisierte Bauende liegt bei Ende 2019. Dann soll die aufwendige Instandsetzung der Unterbauten und Gewölbe abgeschlossen sein.
„Um den Verkehr auf der Brücke nicht zu beeinträchtigen, war man bei der Instandsetzung gezwungen, den zweiten vor dem ersten Schritt zu tun“, berichtet Haiko Schepel. Denn normalerweise fängt man stets beim „Dach“, sprich bei der Brückenabdichtung, an. Diese weise erhebliche Schwachstellen auf, die dazu führen, dass Niederschlagswasser, im Winter in Verbindung mit Tausalzen, in das Bauwerk gelangt und dieses mittelfristig schädigt.
Welche fatalen Auswirkungen die abrupte Wegnahme der zweitwichtigsten innerstädtischen Elbquerung nach sich zieht, konnte man vor einem guten Jahr erkennen, als die Ausbesserungsarbeiten am Fahrbahnbelag nicht pünktlich fertig wurden und die Brücke ein paar Stunden länger als geplant gesperrt bleiben musste. Täglich passieren 25.000 Autos und 370 Straßenbahnen die Brücke.
„Die gegenwärtig laufenden Arbeiten sind also nur dann nachhaltig und langfristig von Erfolg gekrönt, wenn auch die Brückenoberseite fachgerecht bearbeitet wird“, so Haiko Schepel. Das gehe aber frühestens erst, wenn der neue Strombrückenzug vollendet ist und dieser den Verkehr der Anna-Ebert-Brücke aufnehmen kann.
Während die Finanzierung für die derzeitige Sicherung der Brücke gesichert ist, sei noch unklar, wann das Geld für die Oberseite zur Verfügung steht, um die Brücke wieder in vollem Glanze erstrahlen zu lassen. Mit der Verzögerung wegen des Sprengstofffundes sind auch die Kosten gestiegen.