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  7. Magdeburger des Jahres 2024: Schüler im Ausland: Es geht um nichts weniger als den Frieden

Magdeburger des Jahres 2024 Magdeburgerin mit einem Mittel gegen den Krieg

Zum 33. Mal wählten die Volksstimme und ihre Leser die Magdeburger des Jahres. Zu den Siegern gehört Ute Förste. Sie engagiert sich seit mehr als 20 Jahren im Schüleraustausch.

Von Martin Rieß Aktualisiert: 21.03.2025, 06:34
Martin Rieß gratuliert Ute Förste während der Gala für die Magdeburger des Jahres.
Martin Rieß gratuliert Ute Förste während der Gala für die Magdeburger des Jahres. Foto: Viktoria Kühne

Magdeburg - Seit mehr als drei Jahrzehnten wählen die Leser der Volksstimme die Magdeburger des Jahres. Nachfolgend die Laudatio auf Ute Förste, gehalten auf der Gala für die Kandidaten im Alten Theater am Jerichower Platz.

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Was, meine sehr verehrten Damen und Herren, haben die Verordnung zur Änderung der Datentransparenz-Gebührenverordnung und zur Aufhebung der Ordnungswidrigkeiten-Zuständigkeitsverordnung, Pottsuse, eine Schultüte, der Polizeiruf 110 im Fernsehen und das Pfandflaschensystem gemeinsam? Klar: Sie sind so deutsch, dass es Zeit, Geduld und Humor benötigt, um sie zu verstehen, um sie lieben und schätzen zu lernen. Das gilt nicht nur für Deutsche.

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Was Ausländer in Deutschland wundert

Das gilt erst recht für Menschen, die aus dem Ausland als Studierende, zum Arbeiten genauso wie für den Urlaub nach Deutschland kommen. Auf ein solches Abenteuer lassen sich auch Gastschüler aus aller Welt ein, die die vertraute Heimat, Familie und Freunde für Monate verlassen. Egal wie gut sie sich auf den Aufenthalt beispielsweise in Magdeburg vorbereitet haben: Sie staunen über unsere Bürokratie, wundern sich über unsere Liebe zum Brot und über den Fahrplan der Straßenbahn.

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Und sie begegnen in Magdeburg Ute Förste. Sie nimmt seit mehr als 20 Jahren bei sich selbst Gastschüler auf und bietet ihnen in einer fremden Umgebung ein Zuhause. Sie sorgt dafür, dass aus Unsicherheiten Vertrauen wachsen kann. Sie sorgt dafür, dass aus dem losen Garn von unzähligen neuen Eindrücken und Kontakten eine lebenslange Verbindung geknüpft werden kann.

 

Video: Magdeburger des Jahres 2024: Kandidatin Ute Förste

(Kamera: Sabine Lindenau, Schnitt: Anna Lena Giesert)

Seit mehr als 20 Jahren öffnet Ute Förste ihre Türen und ihr Herz für Jugendliche aus aller Welt. Sie war beispielsweise Gastmutter für Schüler aus Brasilien, Thailand, China und Australien. Und jedes Mal hat sie es geschafft, ihnen Magdeburg nicht nur zu zeigen, sondern es für sie erlebbar und liebenswert zu machen. Zum Beispiel für Bruno aus Brasilien war sie die Brückenbauerin zwischen den Tropen und der Elbe. Er hat sich nicht nur in das Land verliebt, sondern auch in die Architektur, die er nun in Berlin studieren möchte. Ein anderer ihrer früheren Gastschüler ist heute in Deutschland Arzt, eine Gastschülerin ist in der IT-Wirtschaft tätig.

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Doch Ute Förste geht es eben nicht allein darum, jungen Menschen eine Heimat auf Zeit zu bieten. In der Austauschorganisation AFS betreut sie seit Jahren auch Gastfamilien. Jene Familien also in Magdeburg und den benachbarten Landkreisen bis hinein in den Harz, welche junge Menschen aus anderen Länder für ein paar Monate aufnehmen möchten. Und sie betreut Jugendliche aus Magdeburg und Umgebung, die sich andererseits auf ein Schuljahr im Ausland vorbereiten.

Bedeutung des Schüleraustauschs erkennen

Vielleicht mögen jetzt einige meinen: Schön und gut. Da geht es darum, ein paar Heranwachsende bei ihrer Selbstverwirklichung zu unterstützen. Wie nett.

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Das, meine Damen und Herren, ist aber viel zu kurz gedacht. Denn mit ihrem Engagement lebt Ute Förste Völkerverständigung. Und zwar nicht in politischen Reden oder akademischen Debatten, sondern dort, wo sie am wichtigsten ist: im echten Leben. Sie zeigt, dass Verständigung nicht mit großen Worten beginnt, sondern mit einer Tasse Tee am Küchentisch, mit einem gemeinsamen Ausflug zum Spiel des FCM oder bei einem Besuch im Opernhaus.

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Wann, wenn nicht in jungen Jahren, sollen Menschen erfahren können, wie interessant andere Kulturen und Lebensweisen sind, wie wichtig es ist, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen und auch einmal über den eigenen Schatten zu springen? Wann, wenn nicht in jungen Jahren, sollen sie dafür sensibilisiert werden, dass man keine Barrieren aufbauen darf – wie es jetzt gerade in den USA praktiziert wird – und dass man keine Kriege führen darf – wie wir es jetzt gerade auch in Europa erleben?

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Vor diesem Hintergrund freue ich mich nicht nur darüber, dass sich heute der eine oder die andere von dazu entscheiden wird, Ute Förste zu kontaktieren, um das kaum noch genutzt alte Kinderzimmer, das überflüssig gewordene alte Arbeitszimmer oder das ohnehin wenig gebauchte Gästezimmer für einen Schüleraustausch anzubieten. Schwer genug ist es heute nämlich, Gastfamilien für Austauschschüler zu finden. Vor diesem Hintergrund freue ich mich auch, Ute Förste für ihren Einsatz für die Völkerverständigung, für unser Land und für Magdeburg zu danken.