Nicolaikirche Magdeburg Schwamm lüftet Schinkel-Himmel
Die Hausschwammsanierung der Nicolaikirche hat auch ihr Gutes: Die
bislang unbekannte originale Deckengestaltung im Chor von Architekt
Schinkel wurde jetzt entdeckt. Dafür musste aber das Wandmosaik
"Durchbrecher aller Bande" abgenommen werden.
Magdeburg l "Das ist ein richtig echter Schatz", ist sich Christof Kralisch sicher. Das Mitglied des Gemeindekirchenrats steht in feinen Staub eingehüllt unter diesem "Schatz", den der schädliche Hausschwamm enthüllt hat. Als der holzzerfressende Pilz im Frühjahr eher zufällig in der Decke über Apsis und Chor entdeckt worden war, war die Stimmung gedrückt. Kein Wunder, Sanierungskosten von über einer Viertelmillion Euro standen im Raum. Die Kirche ist zudem für Monate für Besucher gesperrt. Doch mit dem aktuellen Fund gibt es wenigstens auch eine positive Nachricht, die der Hausschwamm bewirkt hat.
"Das war vorher völlig unbekannt", sagt die seit vielen Jahren mit der Sanierung der Kirche beschäftigte Architektin Sina Stiebler. Gemeint ist die Deckengestaltung im Chor mit rautenförmigen und sechseckigen Elementen, an denen noch eine ultramarinblaue Farbe zu erahnen ist. Verziert sind sie mit einer Leiste in Blattgold, dem sogenannten Eierstabprofil. Als Krönung breitet sich am höchsten Punkt der Kuppel ein ebenfalls vergoldeter Sonnenfächer aus.
Das alles war unter der 1890 aufgetragenen, zentimeterdicken Putzschicht verborgen, die auch bei der Neugestaltung in den 1950er Jahren nur übermalt worden war, so dass seitdem niemand ahnte, was darunter versteckt war. Durch den Schwamm kam es jetzt wieder ans Tageslicht. "Wir wollen nun versuchen, einen Teil zu erhalten, der Rest wird nachgebildet", sagt Sina Stiebler weiter.
Uwe Lange von der Unteren Denkmalschutzbehörde bestätigt den historischen Wert des Fundes. "Das ist die ursprüngliche Fassung von Schinkel", erklärt er auf Nachfrage.
Der Hausschwamm fordert auch Verluste. Denn das große Mosaikwandbild des Stendaler Künstlers Günter Johl, "Durchbrecher aller Bande", aus dem Jahr 1954 musste im Zuge der Sanierung abgenommen werden, weil auch dort der Schwamm drin war. Die Kosten für eine chemische Behandlung des kompletten Werks wären nicht vertretbar gewesen, so Christof Kralisch. Einige Teile sollen aber behandelt und anschließend an einem würdigen Platz ausgestellt werden.