Bildung Schwimmen lernen: Magdeburg plant Aufholjagd
Für Schulen und Vereine werden über die Ferien und im kommenden Schuljahr zusätzliche Hallenzeiten reserviert.

Magdeburg - 500 Kinder stauen sich allein auf den von der Stadtverwaltung geführten Wartelisten für Schwimmkurse in Magdeburg. Auch Vereine berichten von massenhaftem Andrang lernwilliger Nichtschwimmer. Wie Magdeburg dem Problem Herr werden will.
„Mit Hochdruck“, die Floskel verwendet Regina-Dolores Stieler-Hinz immer wieder, „mit Hochdruck“ arbeite der zuständige Fachbereich 40 im von ihr geführten Dezernat für Kultur, Schule und Sport an Lösungen. „Im Grundsatz verfolgen wir als Stadt Magdeburg - und damit verbinde ich die Einwohnerinnen und Einwohner, die Verwaltung, die Vereine, die Politik und auch die Vertreterinnen und Vertreter der Presse mit ihren Anfragen – alle das gleiche Ziel. Und dieses lautet: Kinder sollen so früh wie möglich Schwimmen lernen und die Chance dazu bekommen“, sucht die Beigeordnete den Konsens mitten in einer aufgeheizten und bundesweit geführten Debatte.
Jeder dritte Drittklässler bleibt Nichtschwimmer
Die Corona-Pandemie und die damit einhergehenden Hallenschließungen haben das schon zuvor bundesweit diagnostizierte Problem wachsender Nichtschwimmerzahlen auch unter älteren Kindern nur noch verschärft. Bereits im Jahr 2019 schreckte eine traurige Bilanz den Stadtrat auf, wonach der Anteil jener Kinder, die auch nach dem Schwimmunterricht in Klasse 3 als Nichtschwimmer aus dem Becken stiegen, binnen vier Jahren (2014 bis 2018) von 480 auf 634 gestiegen war. Heißt: Jeder dritte Schüler in Magdeburg kann sich auch nach dem Schwimmunterricht nicht sicher über Wasser halten. Die damalige Erkenntnis: Kinder, die mit Vorkenntnissen den Schwimmunterricht besuchen, können ihre Fertigkeiten festigen und verbessern. Nichtschwimmern bringt er wenig. Die Pandemie hat nun sowohl Schwimmkurse als auch den Schwimmunterricht zum Erliegen gebracht. Die Lage ist desaströs und von heute auf morgen kaum heilbar. Das weiß auch Stieler-Hinz: „Deshalb planen wir nachhaltig.“
Konkret verfolgt die Stadt nun zwei Strategien. Zum einen sollen die bevorstehenden Sommerferien genutzt werden. „Mit Beginn der Ferien würde bei normaler Öffnungsstrategie während der Freibadsaison nur die Elbeschwimmhalle für das öffentliche Baden geöffnet sein. In diesem Sommer wird darüber hinaus zusätzlich die Olvenstedter Schwimmhalle öffnen. Diese wird die ganzen Ferien hinweg ausschließlich für Schulen, Vereine und Schwimmkurse zur Verfügung gestellt“, so Stieler-Hinz.
Die Verwaltung selbst werde in den Sommerferien vier Schwimmlernkurse in Olvenstedt anbieten. Zwei Schulen hätten weitere Kurse angemeldet. „Die restlichen Zeiten werden Vereine nutzen können. Hierfür erfolgen gerade die Abstimmungen und die Verwaltung erarbeitet derzeit einen Belegungsplan für die Sommerferien.“
Die Elbeschwimmhalle bleibe in den Ferien parallel vorrangig für das öffentliche Baden, aber auch zur Vereinsnutzung und für den Leistungssport offen.
Zum anderen sei aktuell ein Beschlusspapier für den Stadtrat in Arbeit, das ab dem kommenden Schuljahr mehr Raum fürs Schwimmen lernen in den städtischen Hallen sichern soll – angefangen vom neuen Kita-Schwimmen (Pilotprojekt) über Kurse bis zum Nachholunterricht der Schulen für Ausfälle während der Pandemie. Das entsprechende Beschlusspapier soll noch vor Ferienstart die Magistratsrunde beim Oberbürgermeister passieren und im Anschluss öffentlich einsehbar sein, verspricht Stieler-Hinz. Infolge der fürs Schwimmen lernen ausgeweiteten Hallenzeiten kündigt die Beigeordnete allerdings auch Einschränkungen für den öffentlichen Badebetrieb daneben an. In den kommunalen Hallen dürfte es zur nächsten Saison eng zugehen.