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Studie der Uniklinik Magdeburg Mit Video: Schwitzen für die Wissenschaft: Gibt es Sauna bald auf Rezept?

Die Uniklinik Magdeburg hat eine Studie mit herzkranken Patienten gestartet. Dabei soll herausgefunden werden, welchen Effekt das Saunieren auf die Gesundheit hat. Mehr dazu auch im Video.

Von Sabine Lindenau Aktualisiert: 05.12.2023, 11:09
Doktorandin Ricarda Möbert und Dr. Tarek Bekfani, Kardiologe am Uniklinikum, checken die Daten der Probanden auf dem Handy.
Doktorandin Ricarda Möbert und Dr. Tarek Bekfani, Kardiologe am Uniklinikum, checken die Daten der Probanden auf dem Handy. Fotos: Sabine Lindenau

Magdeburg. - Die Finnen wissen, was gut ist. Sie sind die Meister des Saunierens. Wissen die wohltuenden, aber auch die gesundheitsfördernden Aspekte des Schwitzens zu schätzen. In einer Studie in Ostfinnland kam vor ein paar Jahren auch heraus, dass das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen gesenkt werden kann, wenn man mehrmals wöchentlich in die Sauna geht. In Magdeburg möchte Dr. Tarek Bekfani, Kardiologe an der Uniklinik Magdeburg, nun herausfinden, ob und wie sich das Saunieren auf Menschen mit Herzinsuffizienz auswirkt.

Im Video: Kardiologe der Uniklinik Magdeburg erklärt Ziele und Ablauf der Studie

 
Video: Wie wichtig sind Saunagänge für Herz und Gesundheit? (Kamera, Bericht: Sabine Lindenau)

Sauna-Studie: Mal Stress, mal Entspannung

„Es ist sehr entspannend.“ Monika Siesing genießt die wohlige Wärme in der Bio-Sauna im Fitness-Class in Magdeburg. Die 76-Jährige ist eine der Studienteilnehmerinnen. „Ich mache für mich selbst mit und auch für die Allgemeinheit“, sagt die Magdeburgerin. Sie geht seit gut 20 Jahren regelmäßig in die Sauna.

Während sie bei der achtminütigen Einheit entspannen kann, bedeutet der erste Saunagang für Antje Herms hingegen Stress. Die 60-Jährige sei vor vielen Jahren schon einmal in der Sauna gewesen. Doch seit gefühlten Ewigkeiten nicht mehr. Die acht Minuten in der rund 60 Grad heißen Sauna sind für sie dann schon anstrengend. Beide Frauen eint, dass sie an einer Herzinsuffizienz leiden. Sie nehmen an der Studie der Uniklinik teil, um herauszufinden, wie sich regelmäßiges Saunieren auf ihre Gesundheit auswirkt.

 Monika Siesing empfindet das Saunieren als sehr angenehm.
Monika Siesing empfindet das Saunieren als sehr angenehm.
Sabine Lindenau

Kardiologe Bekfani rechnet mit positiven Effekten. „Aber wir sind noch in den Anfängen.“ Die Idee zur Studie sei ihm gekommen, als er Anfang des Jahres im Urlaub selbst einmal in der Sauna gewesen ist. Beim Blick auf seine Fitness-Uhr sei ihm aufgefallen, dass seine Herzfrequenz gestiegen war – von normal 50 auf 100 Schläge pro Minute. Was ihm gezeigt habe, dass Saunieren eine ähnliche Wirkung habe wie Ausdauertraining. Er begann zu recherchieren. Und fand keine Studie, die mit Patienten gemacht wurde, die ein „steifes Herz“ haben. Wer darunter leide, habe zwar ein Herz, das noch normal pumpt, das sich aber nicht mehr entspannen kann. Das Saunieren bei moderaten 60 Grad könnte helfen.

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Vor wenigen Tagen wurde mit den ersten Saunagängen begonnen. Bislang sind fünf Männer und fünf Frauen dabei. Sie sind alle über 50 Jahre alt. Zweimal in der Woche kommen sie ins Fitness-Class für ihre Saunagänge. Und das über einen Zeitraum von zehn Wochen. Mit acht Minuten geht es los, alle zwei Wochen wird die Zeit verlängert. Am Ende sollen die Studienteilnehmer 15 Minuten schwitzen. Die klassische kalte Dusche danach entfällt aber. „Das könnte für Herzinsuffizienzpatienten ungünstig sein“, sagt der Kardiologe. Er misst vor und nach dem Saunagang den Blutdruck sowie die Herzfrequenz der Patienten sowie auch nach der 20-minütigen Regeneration.

Studie der Uni Magdeburg: Mehrere Untersuchungen nötig

Auch im Vorfeld habe es schon etliche Untersuchungen gegeben. Herzecho, Messen von Muskel- und Fettanteilen im Körper, Muskelkraftmessung am Oberschenkel, Belastungsuntersuchung, Sauerstoffaufnahme … Es brauche viele Daten, bevor es in die Sauna gehen kann, sagt Bekfani. „Wir erwarten, dass es sich positiv auswirkt, aber wir wissen es nicht. Wenn wir es wissen würden, müssten wir keine Studie machen“, so der Kardiologe. Doch es spreche eben viel dafür.

„Wir wollen gucken, dass wir die Belastbarkeit verbessern. Doch es sei nur die erste Stufe der Studie. Mit am Ende rund 20 Teilnehmenden. Fünf bis sechs Menschen mit steifem Herzen würden noch gebraucht. Sie könnten sich in der Uniklinik melden. Bei einer zweiten Stufe müsste eine weitaus größere Zahl an Patienten mitmachen: mehrere Hundert, möglichst deutschlandweit, in Zusammenarbeit mit anderen Unikliniken.

Sauna auf Rezept?

„Unser Ziel ist Sauna auf Rezept.“ Doch bis dahin könnten noch mindestens fünf Jahre ins Land gehen. Mit dem aktuellen Teil der Studie möchte Bekfani in einem guten halben Jahr durch sein. Dann soll es erste Erkenntnisse geben, wie sich das Saunieren auf Belastbarkeit, Gewebe und Muskelkraft der Patienten auswirkt.

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Mario Bauermeister, Inhaber des Fitnessstudios Fitness-Class, begrüßt die Kooperation. Sei sein Studio doch ohnehin gesundheitsorientiert aufgestellt. Als Fitnesstrainer weiß er auch um die Wirkung des Saunierens. „Es hat viele positive Aspekt. Einer der entscheidendsten ist: Man entschlackt sieben Mal schneller.“ Darüber hinaus würden Verspannungen gelöst und das Immunsystem gestärkt. Wenn durch die Studien-Erkenntnisse auch Menschen mit Herzerkrankungen profitieren könnten, wäre es umso besser, so Bauermeister.