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Magdeburger Traditionsclub wurde 1991 gegründet Seit 20 Jahren hinter dem Propeller: Die Hans-Grade-Jünger feiern Jubiläum

Von Peter Ließmann 15.06.2011, 06:39

Am 2. Juli feiert der Traditionsclub "Hans Grade" Magdeburg sein 20-jähriges Bestehen. Und der Name verrät schon, dass es sich um einen Verein von Menschen handelt, die vom "Flugvirus" dauerhaft infiziert sind.

Beyendorfer Grund. Das Tor des Hangars wird aufgeschoben. In der Halle stehen mehrere weiße Segelflugzeuge, dazwischen, in knalligem Gelb, das Schmuckstück des Clubs: ein Motorsegelflugzeug. Blitzblank geputzt ist es. Mit diesem "Flieger" gehen die Clubmitglieder in die Luft. 1993 konnte er gekauft werden, wie es dazu kam, ist allerdings eine durchaus ungewöhnliche Geschichte.

Die Wurzeln des Fliegerclubs reichten bis ins Jahr 1988, berichtet Club-Mitglied Matthias Kempf. Damals, noch zu DDR-Zeiten, hatte die Magdeburger Gesellschaft für Sport und Technik (GST) dazu aufgerufen, eine Gruppe ehemaliger Fliegerkameraden in Magdeburg aufzubauen. Man wollte damit die Traditionspflege unter ehemaligen Piloten in Magdeburg wieder ankurbeln. "Erich Körner hat das damals übernommen", berichtet Matthias Kempf. Körner war selbst Pilot und ehemaliger Leiter des Agrarflieger-Stützpunktes Magdeburg. Er konnte rund 30 Ehemalige zusammentrommeln. Aufgabe der Gruppe war es, einen Schulgleiter SG-38, mit dem Flugschüler am Boden das Steuern trainieren, zu restaurieren. Das taten die ehemaligen Piloten dann auch. Und sammelten heimlich Segelflugzeuge. "In der DDR mussten abgeschriebene und ausgemusterte Flugzeuge vernichtet werden", berichtet Matthias Kempf, der schon ab 1988 als "junger Spund unter den Fliegerveteranen" mit dabei war. Flugzeuge waren in der DDR potenzielle "Fluchtfahrzeuge", also mussten sie grundsätzlich aus dem Verkehr gezogen werden. Den Clubmitgliedern gelang es aber, sechs dieser ausgedienten Segelflieger in einer Scheune zu verstecken. Was sich nach der Wende als echter Segen für den Club herausgestellte.

Denn diese historischen Flugzeuge konnten, nachdem sie zum Teil wieder flott gemacht worden waren, an ein Flugzeugmuseum bei Hannover verkauft werden. Und von dem Geld kaufte sich der neu gegründete Club dann 1993 den Motorsegler. "Das war schon eine tolle Sache und der Grundstock für unseren Verein", so Matthias Kempf.

Die ersten zwölf

1991 fanden sich zwölf ehemalige Piloten aus Magdeburg und Umgebung zusammen und gründeten den "Traditionsfliegerclub "Hans Grade" Magdeburg. Erich Körner war der erste Vorsitzende des Vereins, Rolf Wille der erste Pilot. Mittlerweile hat der Club rund 35 Mitglieder, davon sind zehn noch aktive Piloten. Man trifft sich jeden Dienstag ab 9 Uhr in der clubeigenen Werkstatt auf dem Flugplatz. Dann wird geflogen oder der Motorsegler gepflegt. Dazu haben die Mitglieder im Laufe der Jahre eine ansehnliche Werkstatt aufgebaut.

Ein zweites wichtiges Projekt im Clubleben ist wieder ein Schulgleiter SG-38, Baujahr 1938. Der wurde komplett auseinandergenommen und wird restauriert. Ein Schulgleiter ist übrigens ein Flugzeug ohne Motor, das am Boden bleibt. Es wird in ein Gestänge eingehängt, in den Wind gedreht, und Flugschüler können darin lernen, ein Flugzeug im Wind zu steuern - ohne dass sie Gefahr laufen, abzustürzen. "Wenn der SG-38 fertig ist, soll er bei Ausstellungen und Flugschauen gezeigt werden", sagt Matthias Kempf.

Flugzeuge wieder aufzubauen ist das eine Ziel des Vereins. "Grundsätzlich ist es das Bestreben, ehemaligen Piloten, die nicht mehr selber fliegen, die Möglichkeit zum Mitfliegen zu bieten", sagt Matthias Kempf. Jedes Clubmitglied könne dafür den Motorsegler nebst Piloten für einen Unkostenbeitrag mieten. "Das bieten wir auch allen anderen am Fliegen Interessierten an." Überhaupt, wer Lust habe, sich mit der Fliegerei zu beschäftigen, Spaß am Basteln und Geselligkeit mitbringe, sei willkommen beim Traditionsclub "Hans Grade".

Humor und Leidenschaft

"Einfach dienstags zum Flughafen Halle 4 kommen und sehen, was passiert", lädt Matthias Kempf zum Mitmachen ein. Oder man kann den Club auch während der Messe "Air Magdeburg" besuchen.

Und wer den Club mal besucht, wird feststellen, dass es eine humorvolle Truppe ist, manchmal ein wenig "zackig", wie Piloten eben so sind, aber immer mit dem Herzen dabei. Und das schlägt im Club seit jetzt 20 Jahren für die Fliegerei.