Volksstimme-Serie „Raus aus der Komfortzone“ Ein Monat ohne Koffein: Konfrontation mit Kaffer bechern ist hart
In der Serie „Raus aus der Komfortzone“ stellen sich drei Volksstimme Reporterinnen aus Magdeburg und der Chefredakteur vier verschiedenen Herausforderungen im Selbstversuch. Alle paar Tage gibt es hier ein Update der Koffein-Challenge der Magdeburger Reporterin Romy Bergmann.
Magdeburg - Nach meinem „Zuckerfrei“-Experiment im Jahr 2024 wage ich mich diesmal an eine noch härtere Nuss: den Verzicht auf Koffein. Für eine bekennende Kaffee-Liebhaberin wie mich eine echte Herausforderung! Meine Tage beginnen und enden normalerweise mit einer Tasse Kaffee (vielleicht auch zweien oder drei) und zwischendurch helfen Energy Drinks und grüner Tee, das Energielevel hochzuhalten. Fünf bis acht Tassen am Tag? Kein Problem – bisher.
Den Text zur Januar-Herausforderung 2025 lesen Sie hier:Raus aus der Komfortzone: Redakteure stellen sich neuen Januar-Herausforderungen
Doch jetzt heißt es: Schluss damit. Schon beim ersten Nachforschen wird klar, wie weitreichend der Verzicht sein wird. Koffein versteckt sich nicht nur in Kaffee, Cola und Tee, sondern auch in Lebensmitteln wie Schokolade. Mein Körper wird sich also auf einen kompletten Neustart einstellen müssen. Ich bin sehr gespannt, wie es sich anfühlt, wenn mein Körper plötzlich auf den täglichen Koffein-Kick verzichten muss.
Sehnsucht nach dem Kaffee-Geruch
21. Januar 2025: Es gibt Düfte, die wecken sofort Erinnerungen. Der Geruch von frisch gemähtem Gras: Ein entspannter Nachmittag im Garten. Regen auf heißem Asphalt: Unverwechselbare Sommerregen-Stimmung. Doch nichts, wirklich gar nichts, kommt an den betörenden Duft einer frisch gebrühten Tasse Kaffee heran. Und genau dieser Duft ist mein aktuelles Kryptonit. Körperlich geht es mir ohne Koffein prächtig. Ich schlafe besser, bin ausgeglichener und schaffe es morgens sogar, mein Frühstück vorzubereiten, ohne halb schlafwandelnd gegen den Küchenschrank zu taumeln.
Aber psychisch? Da ist der Verzicht ein täglicher Kraftakt. Vor allem, wenn morgens meine Kollegin mit ihrem dampfenden Kaffeebecher ins Büro spaziert. Der Duft zieht wie eine unsichtbare Hand durch den Raum, packt mich am Kragen und schleudert mich in eine Welt voller Kaffeebecherromantik und trauter Morgenrituale.
Und während ich da so sitze, tief einatme und meinem imaginären Kaffee nachtrauere, stoße ich auf eine interessante historische Fußnote: Wussten Sie, dass es im 18. Jahrhundert den Beruf des Kaffeeschnüfflers gab? Friedrich der Große führte damals ein staatliches Kaffeemonopol ein. Rösten durfte nur der Staat – privates Rösten war streng verboten. Um die Bürger zu kontrollieren, setzte der König „Kaffeeschnüffler“ ein, die den Röstgeruch aufspüren sollten.
Ehrlich gesagt: Ich wäre sofort dabei. Den ganzen Tag nur Kaffee riechen – klingt nach einem absolut machbaren Traumjob. Allerdings war das Ende der Kaffeeschnüfflerkarriere schon in den 1780er Jahren besiegelt, was bedeutet, dass ich wohl keine Stellenanzeigen mehr finden werde ...
Ein Missgeschick im Café: Koffein lauert überall
16. Januar 2025: Eigentlich sollte es ein gemütlicher Morgen werden. Meine Freundin und ich hatten uns am Wochenende zum Frühstück in einem Café verabredet und ich war fest entschlossen, meine koffeinfreie Erfolgsserie fortzusetzen. Kein Kaffee, keine Cola, keine versteckten Wachmacher. Ich bestellte also brav einen Tee.
Während wir plauderten und uns durch das Frühstück schmausten, merkte ich plötzlich, dass etwas anders war. Mein Herz klopfte schneller und ich fühlte mich, als hätte ich gerade einen Energieriegel verschlungen.
Verwundert schaute ich in meinen halb ausgetrunkenen Tee. Und dann kam die Erkenntnis: Ich hatte Jasmintee bestellt. Und Jasmintee – ja richtig, das ist grüner Tee. Ich fühlte mich, als hätte ich versehentlich zu einem Glas Sekt bei einer Entzugsparty gegriffen.
Die Kellnerin bemerkte mein Zögern und kam freundlich zur Hilfe. Ob sie mir stattdessen ein Wasser bringen sollte? Oder vielleicht einen anderen Tee? Ja, bitte! Dieses Mal durfte es ein Früchtetee sein. Keine Risiken, keine Experimente – einfach nur Tee.
Das kleine Intermezzo hat mir gezeigt, wie sehr sich mein Körper schon verändert hat. Vor drei Wochen hätte ich so eine Tasse gar nicht bemerkt, aber jetzt? Ein Schlückchen Koffein und schon merke ich mein Herz rasen. Nichts Dramatisches, aber genug, um die Tasse stehen zu lassen und mich schuldig zu fühlen.
Zum Glück verlief der Rest des Morgens entspannt und mein Früchtetee schmeckte fast so gut wie die Erkenntnis, dass ich den Koffein-Ausrutscher rechtzeitig bemerkt habe.
Kopfschmerzen und schlechte Laune: Die Nebenwirkungen lassen Tag für Tag nach
10. Januar 2025: Die gute Nachricht zuerst: Meine Kolleginnen und Kollegen sprechen noch mit mir. Mehr als eine Woche ohne Koffein und ich wurde nicht aus dem Büro verbannt – ein Erfolg, der mir angesichts meiner Launen durchaus Respekt abnötigt. Dass die Kopfschmerzen endlich nachgelassen haben, hat die Stimmung natürlich zusätzlich gehoben: Nach etwa acht Tagen hatte ich endgültig Ruhe vom immer andauernden Pochen hinter meinen Schläfen.
Mein Morgenkaffee ist inzwischen Geschichte. Stattdessen starte ich jetzt mit einer Tasse Kräutertee oder heißer Zitrone in den Tag. Um morgens wach zu werden, habe ich meine Strategie angepasst: Vor der Arbeit schmeiße ich mich jetzt an den Haushalt. Denn Bewegung bringt bekanntlich den Kreislauf in Schwung und ich möchte betonen: Nie waren meine Kissen so perfekt aufgeschüttelt wie jetzt.
Und da wären wir bei der zweiten guten Nachricht: Ich schlafe besser. Schon nach wenigen Tagen hat sich mein abendliches Kopfkino in eine Art sanftes Ausrollen verwandelt. Kein Grübeln mehr, keine endlosen Gedankenkarusselle – stattdessen spüre ich eine angenehme Müdigkeit, die mich sanft in den Schlaf wiegt.
Aufwachen fällt leichter
Sogar das morgendliche Aufwachen ist weniger „Uff, was ist das für ein Leben“ und mehr „Okay, neuer Tag, ich schaffe das.“ Was ich aber vermisse, ist der Geschmack. Kaffee war für mich eben nicht nur ein Wachmacher, sondern auch ein Genussmittel.
Das Ritual des ersten Schlucks am Morgen, der perfekte Mix aus Bitterkeit und Wärme – ich vermisse das sehr, aber irgendwie werde ich gleichzeitig mit jedem Tag mehr zum Fan meines neuen „Wachtranks“ alias Kräutertee.
Ich hatte erwartet, den Verzicht schlechter zu verkraften. Stattdessen freue ich mich über kleine Fortschritte. Jetzt bleibt nur noch die Frage, wie lange es dauert, bis ich nicht mehr sehnsüchtig an jeder Kaffeemaschine vorbeigehe.
Eine Woche ohne Koffein und Kaffee: Erste Entzugserscheinungen
7. Januar 2025: Es gibt Entscheidungen, die bereut man sofort. Mein Koffeinentzug gehört definitiv dazu. Schon am ersten Morgen war ich mir sicher, dass das hier keine dieser „Das tut mir gut“-Erfahrungen wird.
Kein Kaffee zum Aufwachen? Das ist, als würde man ein Auto ohne Zündschlüssel starten wollen. Normalerweise starte ich nämlich mit drei bis vier Tassen am Tag in den Morgen. Am Nachmittag und Abend kommen noch weitere inklusive Cola und Energy-Drinks hinzu.
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Am zweiten Tag kam die Rache des Koffeinteufels in Form von unglaublich schlimmen Kopfschmerzen, die ich nur mit Schmerzmitteln ohne (!) Koffein überstanden habe. Wussten Sie, dass manche Schmerztabletten genau das enthalten? Ich fühlte mich wie ein müder Zombie auf einer permanenten Expedition durchs Halbschlaf-Land – nicht wirklich müde, aber auch meilenweit von wach entfernt.
Volksstime-Reporterin einen Monat ohne Kaffee und Co. - die ersten Tage sind hart
Meine Stimmung? Katastrophal. Ich hatte schlechte Laune ohne jeden Grund. Die Welt hätte mir einen Strauß Blumen schenken können, und ich hätte nur gegrummelt: „Hättet ihr nicht Kaffee bringen können?“ Das Wochenende brachte dann eine kleine Wende. Die Kopfschmerzen ließen nach, und ich war zum ersten Mal seit Tagen nicht mehr ganz so fassungslos über meinen eigenen Verzicht.
Mein koffeinfreier Januar fühlt sich bisher an wie ein langer, grauer Winter ohne Aussicht auf Frühling. Da war mein zuckerfreier Versuch letztes Jahr wirklich ein Spaziergang im Park. Aber hey, ich bin noch dabei – und wer weiß, vielleicht entdecke ich ja bald eine geheime Energiequelle, die mich wach hält.