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Artenschutz Seltene Antilopen im Magdeburger Zoo

Der Magdeburger Zoo begrüßt Säbelantilopen neu in seinen Gehegen. Da sie in freier Wildbahn beinahe ausgestorben sind, sollen sie Teil des Zuchtprogramms werden. Warum sie bei erfolgreicher Zucht dennoch nicht ausgewildert werden und wie das die Tierschutzorganisation Peta bewertet.

Von Lena Bellon Aktualisiert: 31.07.2023, 14:10
Die neuen Säbelantilopen, die in freier Wildbahn nahezu ausgerottet sind,  leben im Magdeburger Zoo unter anderem mit Giraffen zusammen. Die aktive Zucht der Tiere soll 2025 starten.
Die neuen Säbelantilopen, die in freier Wildbahn nahezu ausgerottet sind, leben im Magdeburger Zoo unter anderem mit Giraffen zusammen. Die aktive Zucht der Tiere soll 2025 starten. Regina Jembere

Magdeburg - Im Magdeburger Zoo sind neue Tiere eingezogen, die durch ein Zuchtprogramm auch für Arterhalt sorgen sollen. „Neu im Tierbestand haben wir zwei seltene Pfleglinge. Es sind Säbelantilopen, die wiraus dem Safaripark Monde Sauvage aus Belgien und dem Zoo Debrecen in Ungarn bekamen“, erklärt Revierleiterin Katharina Ruhs.

Die Tiere hätten sich gut eingelebt und leben in Gemeinschaft mit Rothschildgiraffen, Grevy-Zebras, Bleßböcken und Defassa Wasserböcken. Diese Tiergemeinschaft harmoniere gut und ist im Zoo für Besucher auf der Africambo-Anlage zu beobachten.

In den 1990ern ausgerottet

Zu den Säbelantilopen: In den 1990er Jahren wurden sie laut des Verbands der Zoologischen Gärten in ihren nordafrikanischen Ursprungsgebieten als Ergebnis von Bürgerkrieg, Wilderei und Dürreperioden ausgerottet. „In den Zoos überlebte eine Population, die hauptsächlich auf in den Jahren 1963 und 1966 im Tschad gefangene Tiere zurückgeht“, heißt es in der Pressemitteilung des Magdeburger Zoos. Im Jahr 2000 sei die Art von der Weltnaturschutzunion (IUCN) als „in der Wildbahn ausgestorben“ eingestuft worden. Die Tiere gehören daher zum Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP).

Daher ist die Aufnahme der Tiere im Zoo Magdeburg nicht unbegründet. Der Zoo Magdeburg wird zunächst mit der Haltung von drei männlichen Säbelantilopen starten und somit erste Erfahrungen mit der Haltung und Vergesellschaftung dieser Art sammeln.

Zuchtbeginn in zwei Jahren

„Bewirbt man sich als neuer Halter einer EEP-Art, empfehlen die EEPs dem neuen Halter häufig mit der Haltung einer Männchengruppe zu beginnen“, erklärt Regina Jembere, Pressesprecherin des Zoos, auf Volksstimme-Nachfrage. „Denn in einer Herde lebt in der Regel nur ein Männchen.“ So könnten sie soziale Fähigkeiten erlernen, um später eine eigene Zuchtherde führen zu können. Zur Populationsstärkung sei nämlich zukünftig eine Zucht für diese Antilopenart in Magdeburg geplant. Der Übergang in eine Zuchtgruppe soll 2025 beginnen.

Aktuell gebe es laut der Pressesprecherin nur noch 340 bis 360 Säbelantilopen in freier Wildbahn. Ziel sei es, in den kommenden Jahren eine freilebende und sich selbst erhaltende Population von mindestens 500 Tieren aufzubauen. Längerfristig soll die Säbelantilope auf der Roten Liste „in freier Wildbahn ausgestorben“ gestrichen und in eine niedrigere Gefährdungsstufe eingestuft werden.

Keine Auswilderung

Aktuell sei nicht geplant, dass EEP-Tiere zur Unterstützung der sich auf Zootieren basierenden und sich vermehrenden Population ausgewildert werden. „Somit werden die Tiere nach aktueller Planung nur für den Zoo gezüchtet“, sagt Regina Jembere. Stattdessen stehe die Überwachung und Forschung im Vordergrund. Auswilderung, unter anderem von Antilopen aus dem Magdeburger Zoo, habe es jedoch im Zeitraum 1995 bis 1997 gegeben.

Die Tierschutzorganisation Peta sieht Tierzucht in Zoos jedoch aus verschiedenen Gründen kritisch. „Oberste Priorität müssen Maßnahmen zum Erhalt des Lebensraums bedrohter Tierarten erhalten, um diese dort zu schützen. Es nützt keinem Tier etwas, hinter Gittern vor dem Aussterben bewahrt zu werden“, teilt Yvonne Würz, Biologin und Peta-Fachreferentin für Zoo und Zirkus, auf Volksstimme-Nachfrage mit.

Kritik von Tierschützern

In den Zoogehegen würden nur vereinzelte Tierarten gehalten werden, wogegen Schutzmaßnahmen vor Ort wie beispielsweise etwa das Aufkaufen von Regenwaldflächen und Maßnahmen wie Patrouillen zum Schutz vor Wilderei dem gesamten Ökosystem zugute kämen und somit effizienter seien. „Zu den Hauptursachen des Artensterbens gehören der Verlust des natürlichen Lebensraums sowie Konflikte mit Menschen oder Wilderei.

Der Schlüssel zu erfolgreichem Arterhalt liegt in der Bewältigung dieser Ursachen, nicht in der Zucht und Haltung der Tiere in Käfigen und Gehegen“, heißt es weiter in der Stellungnahme. „Betrachtet man zudem den sehr hohen Kosten- und Personalaufwand dieser wenigen Auswilderungsprojekte oder den vorangegangenen riesigen Aufwand im Zoo, so kann man keineswegs von Effektivität, sondern vielmehr von einer riesigen Verschwendung sprechen.“