Stadtrat Magdeburg Sieger der Beigeordnetenwahlen sind Frauen
Jubel, Katerstimmung, Schadenfreude - die Emotionen nach der jüngsten Beigeordnetenwahl im Magdeburger Rathaus sind vielfältig.
Magdeburg l Die CDU darf sich als Wahlsiegerin feiern. Ihr lag es vor allem daran, ihre seit langem als Kronprinzessin fürs Wirtschaftsdezernat gehandelte Marketingfrau Sandra Yvonne Stieger ins Amt zu bringen. Das ist, wenn mit 27 Stimmen auch nicht glänzend, plangemäß gelungen.
Die SPD muss in Sack und Asche gehen, denn während sie offenbar artig die CDU-Frau mittrug, scheiterte in den darauffolgenden Wahlgängen ums Kulturressort ihre hier gesetzte Frontfrau Katja von Hagen grandios. Die AfD spendet dem Drama im Nachgang auf offener Bühne Applaus. Man habe – höre und staune – im zweiten Wahlgang der Kontrahentin mit grünem Parteibuch (Regina-Dolores Stieler-Hinz) die Stimme gegeben, erklärte Ronny Kumpf in Triumphton.
Das dürfte wenig mit Zuneigung zur Frau selbst oder gar ihrer Parteizugehörigkeit zu tun haben, als viel mehr mit der kalkulierten Schlappe für die SPD und sogar für die Grünen selbst. Die hatten sich mit der SPD hinter von Hagen versammelt, auch um in der Folge Chancen aufs Bauressort – Baudezernent Dieter Scheidemann geht 2021 in den Ruhestand – für einen Bewerber ihrer Farbe zu sichern. Die Chancen dürften mäßig sein.
Der Aufstieg von Stieger als neue Wirtschaftsministerin gelang, weil offenbar von langer Hand geplant. Jedenfalls pfiffen die Spatzen schon anno 2015 – beim Amtsantritt Stiegers als neue Geschäftsführerin der stadteigenen Marketing- und Tourismusgesellschaft MMKT – von den Dächern, dass dies eine Zwischenstation auf dem Weg zu höheren Weihen sein könnte. Die SPD hat die Schulleiterin Katja von Hagen dagegen kurzfristig als ihre Anwärterin aufs Kulturdezernat aus dem Hut gezaubert – und damit eine Bruchlandung erlitten.
Stieger nahm nach ihrer Wahl strahlend und erleichtert Blumen und Glückwünsche – auch von zuvor erklärten Gegnern wie dem FDP-Mann Stephan Papenbreer – entgegen. Die 41-Jährige räumte am Rande ein, dass ihr manch persönliche Anfeindung vor der Wahl nahegegangen sei und frage sich, warum Kritiker nicht die fachliche Auseinandersetzung mit ihr gesucht hätten. Auf der Zielgeraden hatte das der Magdeburger Unternehmer Tino Grosche ganz ohne Parteibuch versucht und damit immerhin zehn Simmen auf sich vereinen können – nicht genug.
„Aber ich freue ich, in einem so großen Bewerberfeld am Ende weit vorne gelandet zu sein“, sagt Grosche, beglückwüscht die Siegerin und bietet ihr Zusammenarbeit an. Stieger freut sich auf mehr Gestaltungsraum. „Bei der MMKT bin ich an Grenzen gestoßen.“ Sie habe klare Vorstellungen davon, was sie im neuen Amt umsetzen wolle und müsse nun sehen, was davon möglich sei. Bis zu ihrem Amtsantritt im August hat Stieger Zeit, sich zu sortieren.
Die neue Kulturbeigeordnete war zur Wahl im Stadtrat nicht anwesend. Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD) suchte im Nachgang zu ihrem Überraschungssieg persönlichen Kontakt per Telefon und E-Mail. Er habe „Frau Regina-Do... und so weiter, den Namen muss ich noch üben“ erreicht und sie ihre Wahl erfreut angenommen, ließ er wenig später den Rat wissen. Stieler-Hinz, noch Kulturdezernentin in Minden, habe in Vorstellungsrunden fachlich überzeugen können, ist nach der Abstimmung aus allen möglichen Lagern zu hören. Ihre Wahl lobten im Nachgang auch Linke und Christdemokraten.