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  7. Silvester "überwiegend friedlich", aber ein Polizist verletzt, Telefonzelle zerstört

Magdeburger feierten zu Tausenden auf Straßen, Plätzen und Brücken Jahreswechsel / Die Schattenseiten Silvester "überwiegend friedlich", aber ein Polizist verletzt, Telefonzelle zerstört

Von Karl-Heinz Kaiser 02.01.2012, 09:24

Jahreswechsel in Magdeburg: Tausende begrüßten um Mitternacht auf Straßen, Plätzen, Brücken, zu Hause oder in Gaststätten das neue Jahr. Viele verbanden es mit persönlichen Wünschen und leisem Tischfeuerwerk, andere mit hochexplosiven Extremböllern. Über 80 Mal musste der Rettungsdienst Verletzten helfen.

Magdeburg l Um 24 Uhr hatte sich die Sternbrücke zu einer der größten Feuerwerksraketen-Abschussrampen in der Stadt verwandelt. Auch auf die Strombrücke waren Hunderte Magdeburger gepilgert, um über dem Strom das neue Jahr zu begrüßen, mit Feuer und Getöse die bösen Geister zu bannen.

Auf dem Hasselbachplatz und auf dem Alten Markt versammelten sich Elbestädter in Scharen zum eigens gestalteten Silvester-"Open-Air" mit traditionellen Böllern und Raketen. Sie stießen miteinander an, lagen sich in den Armen, feierten ausgelassen- am Hasselbachplatz bis in die Morgenstunden.

Bis 4 Uhr rund 100 Einsätze der Polizei

Überwiegend verlief laut Polizeiangaben die Silvesterfeier friedlich. Dennoch, so Pressesprecher Frank Küssner, hatten Magdeburger Polizei und Kräfte der Landesbereitschaft zwischen 20 und 4 Uhr rund 100 Einsätze zu bewältigen. In 12 Fällen ging es um Sachbeschädigungen, fünf Mal um nicht unerhebliche Körperverletzungsdelikte.

Zu den kriminellen Zwischenfällen in der Silvesternacht gehörte auch ein Landfriedensbruch gegen 0.10 Uhr am Olvenstedter Platz. Dabei wurde ein Beamter verletzt. Hintergrund: Als die Polizei einen Einbruch in ein Lottogeschäft vor Ort aufnehmen wollte, wurde der Funkstreifenwagen aus einer 10- bis 15-köpfigen Personengruppe mit Pyrotechnik beschossen und beworfen. Dabei wurde ein 51-jähriger Polizeiobermeister von einem Feuerwerkskörper am Kopf getroffen.

Ermittlung wegen Sprengstoffexplosion

Außer einer Platzwunde und einer Verbrennung der Kopfhaut erlitt der Beamte auch ein Knalltrauma. Im Zuge der anschließenden Fahndungsmaßnahmen wurden bislang ein 25-Jähriger sowie zwei junge Frauen im Alter von 20 und 21 Jahren ermittelt. Die Ermittlungen wegen Landfriedensbruch dauern hierzu an.

Gegen 2.05 Uhr wurde im Bereich Ebendorfer Straße/Schillerstraße erneut eine Telefonzelle mit Extremkrachern gesprengt und vollständig zerstört. Küssner: "Durch die Wucht der Detonation wurden Teile der Telefonzelle bis zu 30 Meter weit geschleudert. Dabei wurde auch ein in der Nähe geparkter Pkw VW beschädigt."

Die Kripo ermittelt wegen Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion gegen unbekannt.

Vier Magdeburger erlitten Augenverletzungen

Gegen 2.20 Uhr haben in der Arnold-Zweig-Straße bislang unbekannte Täter durch Steinwürfe sämtliche Fensterscheiben des Wahlkreisbüros der Partei "Die Linke" beschädigt. Die Polizei vermutet politische Motivation.

Die weiteren Schattenseiten der Silvesternacht: Insgesamt wurde der Rettungsdienst der Feuerwehr 106 Mal gerufen. Kritisch war die Lage bei 4 Magdeburgern. Sie hatten sich beim Zünden von Böllern Augenverletzungen zugezogen. 80 Personen brauchten Hilfe, weil sie betrunken gestürzt oder gegen Lichtmasten und andere Hindernisse gelaufen waren und sich Kopfplatzwunden zugezogen hatten, berichtete Thorsten Seitter von der Berufsfeuerwehr. Bei zahlreichen Schlägereien gab es blaue Augen, Nasenbluten und schlimmere Verletzungen.

Tragisch, aber nicht vollständig geklärter, Vorfall auf der S-Bahnstrecke: Bei Eichenweiler wurde eine Frau von einem Zug erfasst. Die Feuerwehr suchte den Gleisbereich mit Scheinwerfern und Wärmebildkameras nach ihr ab. Sie wurde tot geborgen, berichtete die Feuerwehr. Vermutet wird Suizid.

Insgesamt brannten über 10 Müll- bzw. Wertstoffcontainer im Stadtgebiet. Zahlreiche Silvesterraketen schlugen in Hausbalkonen ein. Zweimal musste die Feuerwehr löschen, weil die Wohnungsinhaber nicht zu Hause waren. Ihnen blieb eine noch viel unangenehmere Überraschung nach der Rückkehr von der Feier erspart. Um 21.44 Uhr wurde so die Leiter an einem Balkon in der Ferdinand-von-Schill-Str. 32 ausgefahren. Gegen 0. 40 Uhr musste an einem Haus Am Seeufer ein Balkonbrand gelöscht werden.

Diesmal sieben Tonnen Böllerreste

Verbogene Verkehrsschilder, kaputter Signalgeber an der Ecke Carl-Miller-Straße, gesprengter Spender für Hundekottüten an der Halberstädter Straße prägten ebenso das Bild am Neujahrsmorgen wie friedliche Spaziergänger, Jogger und Radler.

Letztere hatten zunächst mit Glasscherben zu kämpfen, die immer wieder verstreut auf den Gehwegen lagen. Während Anlieger in anderen Stadtgebieten selbst den Besen in die Hand nehmen müssen, war die Stadtreinigung in der Innenstadt einschließlich auf den Elbbrücken unterwegs. Um 8 Uhr starteten 19 Mann mit 12 Fahrzeugen. Gegen 16 Uhr war erst einmal Schluss - die City überwiegend sauber. Zwischen sechs und sieben Tonnen Silvestermüll, bezifferte Matthias Schulze, Eisatzleiter im städtischen Abfallwirtschaftsbetrieb, das Gewicht der Knallerreste. Mehr als in den Jahren zuvor, schätzte er ein. Alles landet heute im Müllofen in Rothensee.