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Medizinausbildung Simulanten in Magdeburg: Wenn Rentner Patienten spielen

In welchen Ausnahmefällen Simulanten für die Medizinausbildung besonders wichtig sind, zeigt ein Programm an der Magdeburger Universitätsklinik.

Von Lucie-Marie Beutel 01.08.2023, 01:30
Ein Hausarzt untersucht einen seiner Patienten. Die richtige Kommunikation zwischen Arzt und Patient ist Teil eines Programms, das Magdeburger Studenten an der hiesigen Universitätsklinik erlernen. Dabei kommen Schauspiel-Patienten zum Einsatz.
Ein Hausarzt untersucht einen seiner Patienten. Die richtige Kommunikation zwischen Arzt und Patient ist Teil eines Programms, das Magdeburger Studenten an der hiesigen Universitätsklinik erlernen. Dabei kommen Schauspiel-Patienten zum Einsatz. Foto: dpa

Magdeburg - Im Universitätsklinikum Magdeburg gibt es ein Programm, bei dem Medizinstudenten den richtigen Umgang mit Patienten lernen sollen. Gute Kommunaktion steht dabei im Mittelpunkt. Welche Rolle zwei Magdeburger Rentnerinnen dabei spielen.

Schauspielern macht Teilnehmern Spaß

Es geht um ein Rollenspiel der besonderen Art. In diesem sollen junge Ärzte üben, den richtigen Ton gegenüber ihren Patienten zu finden. In dem fachlich anspruchsvollen Medizinstudium kommen Fragen des Patienten oder die richtige Gesprächsführung oft zu kurz. Wie wichtig das ist, weiß jedoch jeder, der schon mal beim Arzt war.

Deshalb fiel es den Magdeburger Rentnerinnen Steffi Rieken und Heidrun Mangelsdorf auch nicht schwer, sich für dieses Programm der Patientensimulation am Universitätsklinikum Magdeburg zu melden.

Dabei schauspielern sogenannte Simulationspatienten verschiedene Rollen mit verschiedenen Symptomen. Die Studenten müssen im Gespräch und durch Untersuchungen dann eine Diagnose erstellen. Das soll den Studenten zum einen den richtigen Umgang mit manchmal auch schwierigen Patienten beibringen. Zum anderen bietet es den Studenten auch einen geschützten Raum, in dem sie sich ausprobieren und die erste Hemmschwelle im Kontakt zum Patienten überwinden können.

Von Parkinson bis zum kaputten Knie vorgespielt

Um Studenten diese Möglichkeit zu bieten, braucht es Menschen, die bei dem Simulationspatientenprogramm mitmachen. Grundsätzlich kann das jeder. Man braucht keine Theatererfahrung oder ein bestimmtes Alter. Allerdings darf man auch nicht auf die große Bühne hoffen, die Bühne beschränkt sich auf einen Raum im Magdeburger Uniklinikum.

Teil der aktuellen Simulationspatienten sind Steffi Rieken und Heidrun Mangelsdorf. Die beiden Rentnerinnen sind 2019, nachdem sie eine Anzeige zu dem Programm in der Zeitung gelesen haben, zusammen zu dem ersten Workshop gegangen. „Das habe ich gar nicht erwartet, dass mir das so Spaß machen würde“, erzählt Heidrun Mangelsdorf.

80 Prozent der Zufriedenheit hängt am Gespräch mit Arzt

In dem ersten Kennenlernworkshop wird ein Fragebogen ausgefüllt, in dem geklärt wird, welche Rollen man sich vorstellen kann. Dann bekommt man ein Skript und muss sich zu der Rolle eine eigene Vita, also die passende Hintergrundgeschichte, überlegen. Begleitet wird das Ganze auch von einer Theaterpädagogin. Im Gespräch mit den Studenten müssen diese dann in den Dialog mit den Simulationspatienten gehen und zum Beispiel eine Diagnose aufstellen oder eine Untersuchung durchführen.

Jenny Appelt, eine der Trainerinnen des Simulationspatientenprogramms, kann die Wichtigkeit des Projekts mit wissenschaftlichen Studien stützen. Denn die Zufriedenheit eines Patienten im Gespräch mit Ärzten ist zu 80 Prozent nicht etwa von Zahlen oder Fakten abhängig, sondern von der Art der Kommunikation. Fühlt sich ein Patient bei seinem Arzt aufgehoben und gut behandelt, ist er erwiesenermaßen zufriedener.

Genau das sollen die Studenten in dem Programm für den direkten Einstieg in den Patientenkontakt im Arbeitsleben lernen. Steffi Rieken und Heidrun Mangelsdorf haben in den Jahren ihrer Mitarbeit schon so einige Krankheiten simuliert. Von Angststörungen über Parkinson bis zu einem kaputten Knie.

Alle Altersgruppen im Programm vertreten

All das machen sie aus der Motivation heraus, die Studenten zu unterstützen.

Die Studenten bekommen nach jedem Gespräch mit einem Simulationspatienten direktes Feedback und können so den richtigen Umgang mit ihrem Gegenüber lernen.

Die Übungsstunden tragen bereits Früchte. In den letzten vier Jahren ist das Simulationspatienten-Programm immer weiter ausgebaut worden und kann inzwischen auf einen Pool von 45 möglichen Simulationspatienten zugreifen. „Dabei sind alle Altersgruppen vertreten“, erklärt Projektleiterin Appelt. Die Teilnehmer sind wischen 18 und 80 Jahre alt – so wie auch Patienten im wahren Leben.

Heidrun Mangelsdorf und Steffi Rieken (von links) arbeiten seit 2019  freiwillig beim Simulationspatienten-Programm in Magdeburg mit. Hier mit Jenny Appelt, eine der Leiterinnen.
Heidrun Mangelsdorf und Steffi Rieken (von links) arbeiten seit 2019 freiwillig beim Simulationspatienten-Programm in Magdeburg mit. Hier mit Jenny Appelt, eine der Leiterinnen.
Foto: Lucie-Marie Beutel