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Bildung trotz Krieg So bekommen ukrainische Studenten einen Doppelabschluss in der Heimat und in Deutschland.

Krieg stoppt jedes normale Leben. Betroffen sind auch junge Menschen und ihr Lebensweg. In Magdeburg gibt es deshalb an der Uni einen Studiengang, an dem ukrainische Studenten einen Abschluss erlangen können, der in beiden Ländern gilt.

Aktualisiert: 24.11.2024, 10:34
Mykhailo Zahorodniuk  ist vor dem Kireg in der Ukraine geflohen und studiert Elektro- und Informationstechnik über das  DSG-2-Programm.
Mykhailo Zahorodniuk ist vor dem Kireg in der Ukraine geflohen und studiert Elektro- und Informationstechnik über das DSG-2-Programm. Foto: Mykhailo Zahorodniuk

Magdeburg/vs. - Mykhailo Zahorodniuk und Yeva Makarova sind vor dem Krieg in der Ukraine geflohen. Sie hatten Glück. In Magdeburg haben sie jetzt eine Möglichkeit gefunden, die ihnen eine Perspektive bietet - trotz Krieg.

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„Ich bin in Charkiw in der Ukraine geboren und lebe jetzt hier in Deutschland um zu studieren. Das war ein großer Schritt für mich, den ich mir vor ein paar Jahren nie hätte träumen lassen“, erzählt die 19-jährige Elektro- und Informationstechnikstudentin Yeva Makarova. Sie ist eine von vielen ukrainischen Jugendlichen, die sich aufgrund des Krieges eine neue Zukunftsperspektive fern ihrer Heimat suchen mussten.

Auch Mykhailo Zahorodniuk verließ vor zwei Jahren sein Zuhause. „Ich bin 2022 nach Deutschland gekommen, als der Krieg begann, und es wurde notwendig, darüber nachzudenken, wie ich mein in der Ukraine begonnenes Studium fortsetzen könnte. Da man in Deutschland nach dem Abschluss der ukrainischen Schule, die elf Jahre dauert, nicht direkt an einer Universität studieren kann, habe ich nach Alternativen gesucht.“

Den Doppelabschluss an der Magdeburger Uni gibt es seit 2023

Die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg bietet in Zusammenarbeit mit der Nationalen Technischen Universität in Charkiw (NTU) in der Ukraine seit dem Wintersemester 2023/2024 ukrainischen Abiturienten ein Doppelabschlussprogramm an. Das „Deutsche-Studiengänge-2-Programm“ (DSG-2) ist eine Ergänzung zum bestehenden Deutsche-Studiengänge-Programm (DSG), das vom Deutschen Akademischen Austauschdienst DAAD gefördert wird. Die Idee des DSG-2-Programms ist es, nach Deutschland geflüchteten ukrainischen Abiturienten einen leichteren Einstieg in das deutsche Hochschulsystem zu ermöglichen.

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„Im Fernstudium an der Nationalen Technischen Universität Charkiw lernen die Studierenden erste technische Grundlagen und außerdem ganz viel Deutsch“, erklärt Prof. Martin Wolter vom Institut für elektrische Energiesysteme der Uni Magdeburg. „Im zweiten Jahr kommen sie dann nach Magdeburg und werden in einen der Studiengänge der Fakultäten für Elektrotechnik und Informationstechnik, für Maschinenbau oder für Verfahrens- und Systemtechnik immatrikuliert.“ Die Studierenden werden dann in Präsenz in Magdeburg studieren. Das Besondere des Programms sei es, dass die Studierenden nicht ein Studienkolleg durchlaufen müssen, sondern sofort in Charkiw mit dem Studium beginnen können und am Ende gleichzeitig zwei Bachelorabschlüsse erhalten, sagt Dr. Denys Meshkov vom Deutschen Ausbildungszentrum in Charkiw, mit dem das DSG-2-Programm gemeinsam organisiert wird, „einen von der Uni Magdeburg und einen von der Uni Charkiw“, so Prof. Wolter.

Neue Studiengänge werden in das Programm in Magdeburg aufgenommen

Auch Mykhailo Zahorodniuk hat sich für ein Studium der Elektro- und Informationstechnik entschieden. Das DSG-2-Programm hat ihm dabei geholfen, sein Studium in Magdeburg aufzunehmen: „Es bietet eine großartige Möglichkeit, an einer deutschen Universität zu studieren und dabei die notwendige Unterstützung zu erhalten. Ein großer Vorteil ist die Möglichkeit, gleichzeitig ein zweites Diplom an der Polytechnischen Universität in Charkiw zu erwerben. Außerdem freut es mich, dass sich das Programm weiterentwickelt – neue Studiengänge und Fakultäten kommen hinzu, was die Auswahlmöglichkeiten erweitert. Es ist eine hervorragende Chance für ukrainische Studierende, die eine hochwertige Ausbildung und Perspektiven in Europa suchen“, berichtet er.

 Yeva Makarova
Yeva Makarova
Foto: Yeva Makkarova

Auch Yeva Makarova sieht in dem Programm eine gute Chance nicht nur für ukrainische Abiturienten; es zeige auch, wie Bildung Brücken bauen kann – selbst in schwierigen Zeiten.

Im Oktober wurden zum Wintersemester rund 100 ukrainische Studienanfänger von der NTU begrüßt.