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Galerie Himmelreich So ehrt Ausstellung in Magdeburg den Bildhauer Ernst Barlach

Ernst Barlach, Schöpfer des Magdeburger Ehrenmals im Magdeburger Dom, widmet die Galerie Himmelreich in Magdeburg die Ausstellung „In Memoriam“. Anlass ist der 85. Todestag des bedeutenden Bildhauers und Grafikers.

Von Klaus-Peter Voigt 16.07.2023, 12:00
Dirk Hyronimus und Franziska Hell von der Ernst-Barlach-Stiftung im Juli 2023 vor der Bronze „Tot im Leben“ von 1926 in der Galerie Himmelreich in Magdeburg.
Dirk Hyronimus und Franziska Hell von der Ernst-Barlach-Stiftung im Juli 2023 vor der Bronze „Tot im Leben“ von 1926 in der Galerie Himmelreich in Magdeburg. Foto: Klaus-Peter Voigt

Magdeburg - Fünf Bronzen und zahlreiche Lithographien aus ihrem Bestand hat die Ernst-Barlach-Stiftung Güstrow an die Elbe geschickt. Eine beeindruckende Auswahl aus dem Œuvre des Künstlers Ernst Barlach (1870 bis 1938).

„Wir konnten vor Ort die Stücke und Blätter in Augenschein nehmen. Die Stiftung unterstützte unser Anliegen sehr offen“, berichtet Galerieleiterin Jutta Landgraf. Sichtlich zufrieden schaut sie auf die Arbeiten, die in den beiden Räumen der Galerie Himmelreich in Magdeburg Platz gefunden haben.

„Solche Anliegen und Bitten um Leihgaben sind für uns durchaus Alltag“, erläutert Franziska Hell, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Ernst-Barlach-Stiftung. Vier- bis fünfmal in einem Jahr könne man darauf eingehen und so helfen, das reiche Werk des Künstlers der Öffentlichkeit nahezubringen. Mehr als 350 plastische Arbeiten, grafische Blätter und rund 80 Skizzenbücher des wichtigen Vertreters des deutschen Expressionismus befinden sich in Obhut ihres Hauses, das nicht nur den Nachlass bewahrt, sondern auch regelmäßig seinen Bestand durch Ankäufe erweitert.

Herausragendes Zeugnis seines Schaffens

„Die Bitte um Unterstützung aus der Magdeburg Galerie fiel nach nur kurzer Prüfung bei uns auf fruchtbaren Boden“, sagt Franziska Hell. Eine wichtige Rolle habe bei der positiven Entscheidung durchaus gespielt, dass die Stadt mit dem von Barlach geschaffenen Ehrenmal im gotischen Dom ein herausragendes Zeugnis aus dessen Schaffen besitze. Die Nähe der Galerie zu dem Gotteshaus sei zudem ein Glücksumstand.

„Das Denkmal des Krieges“ war einst umstritten wie selten ein Kunstwerk in dem Sakralbau. Ernst Barlachs bedeutendste Holzplastik löste mit seiner Aufstellung Reaktionen von Hochachtung bis Verurteilung aus. 1933 beschloss der nach Hitlers Machtantritt neu gewählte Gemeindekirchenrat, das Mahnmal entfernen zu lassen. Er sprach dem Denkmal, das im Auftrag des preußischen Staates entstanden war, „den Charakter eines Ehrenmals für unsere Gefallenen ab“.

Kirchenrat ließ Denkmal entfernen

Ein Jahr später gelangte es ins Depot der Berliner Nationalgalerie, um 1937 mit weiteren 380 Werken deutscher Künstler in der Aktion „Entartete Kunst“ gänzlich verfemt aus Museen sowie Sammlungen verbannt zu werden. Durch das Engagement von Freunden aus Güstrow wurde das Magdeburger Mahnmal durch die Wirren der Nachkriegsjahre gerettet. Nach der Restaurierung des Domes gelangte es zum Jahreswechsel 1955/56 nahezu stillschweigend an seinen angestammten Platz zurück.

Als ein besonderes Stück in der aktuellen Präsentation bezeichnet Franziska Hell die Bronze „Tanzende Alte“ von 1920. Im Gegensatz zu anderen Plastiken Barlachs habe ihr Schöpfer Wert auf die Bewegung gelegt, während andere seiner Darstellungen zurückhaltend sind. Eine ausgelassene Frau hält ihren Rock locker und ungezwungen. In ihrer Grazie bildet sie einen auffälligen Kontrast zu späteren Arbeiten, die von einer Art Traurigkeit geprägt sind.

Die Holzschnitte und Lithographien im Himmelreich zeigen unter anderem Blätter, die Illustrationen zu literarischen Werken wie zu Schillers „An die Freude“. Auch biblische Themen spielen im Schaffen Barlachs eine Rolle.