Stadtrat Magdeburg Streit um Möbelmarkt neben Gieselerhalle
Neben der Gieselerhalle in Magdeburg werden bald Möbel verkauft. Das führte zu einer Debatte im Stadtrat Magdeburg.
Magdeburg l Die Hermann-Gieseler-Halle bekommt neue Nachbarn: eine Schule und einen Möbelmarkt. Letzterer ist ein paar Stadträten ein Dorn im Auge. Die Mehrheit nimmt zur Rettung des Denkmals hin.
Auf 6000 Quadratmetern will „Poco Domäne“ künftig neben der Hermann-Gieseler-Halle mit Möbeln handeln. Der Stadtrat Magdeburg hat auf seiner Sitzung am 7. Dezember 2017 grünes Licht zur Abwägung und Auslegung des B-Plan-Entwurfes „Klaus-Miesner-Platz“ gegeben. Bestandteil des Bebauungspapiers ist auch der lange ersehnte und unstrittige Schulneubau am Standort. Zum Möbelmarkt neben dem prominenten Sporthallen-Denkmal (künftig ebenfalls ein Handelsplatz) gab es kritische Töne.
„Neben der Halle, einem wichtigen Zeugnis des Neuen Bauens in Magdeburg, soll ein 130 mal 50 Meter großer und 15 Meter hoher monolitischer Baukörper entstehen. Das ist ein ziemlich großes Gebäude. Es wird den Standort dominieren“, befüchtet Sören Herbst (Grüne). Vom Bau für einen Markt „im untersten Preissegment“ erwartet Herbst nicht, dass er Schönheitspreise gewinnt: „An sich nichts dagegen“, hat Herbst Verständnis für den Bedarf in eben diesem Preissegment, „aber ob das an diesen Standort passt?“
Der Baubeigeordnete Dieter Scheidemann (parteilos) und das Stadtoberhaupt persönlich fühlten sich genötigt, an die Genese des B-Plans zu erinnern. Lutz Trümper (SPD): „Wir haben das Grundstück an Poco Domäne verkauft. Es war klar, was geplant ist.“ Der Erhalt des Denkmals nebenan, so Scheidemann, brauche wirtschaftliche Basis. SPD-Fraktionschef Jens Rösler schloss sich dem an: „Wir haben selbst nichts damit anfangen können und händeringend jemanden gesucht, der das Areal entwickelt und das Denkmal mit übernimmt.“
Dem Grünen-Stadtrat und Bauunternehmer Jürgen Canehl, der sich wie Herbst kritisch zum B-Plan äußerte, attestierten Trümper und Rösler eine mögliche Befangenheit, da er selbst nahe der diskutierten Fläche investieren wolle. Canehl wies den Vorwurf von sich. Sein Büro habe dort zwar einmal eine Wohnbebauung geplant, aber zwischenzeitlich Abstand vom Projekt genommen.
Für die Gartenpartei zeigte deren Ratsfraktionschef Roland Zander wenig Verständnis für die kritischen Töne zum Bebauungsplan. „Es ist gut, dass es an dieser Ecke endlich eine Entwicklung gibt und wir werden am Ende froh darüber sein, was dort entsteht.“ Mit der geplanten Verwandlung der alten Sporthalle in einen Basar und dem Marktneubau in der Nachbarschaft entsteht ein neues Geschäftszentrum, das unmittelbar ans benachbarte und heute geschäftlich florierende Schlachthofareal angrenzt.
Der Stadtrat Magdeburg stimmte dem Vorhaben bei vielen Enthaltungen aus den Reihen der Grünen und Linken zu. Auf Antrag der Grünen soll geprüft werden, ob die Anbindung des Möbelmarktes von hinten über die Schlachthofstraße erfolgen kann, auch um den Verkehr zum Markt und zur Schule zu entflechten.